Kann ich....

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 16.03.2007, 21:04

Kann ich.....

Kann ich die Worte
noch hören
die Schmetterlinge waren
während du
dein Selbst
auf die Lippen malst
in deine Augen
hinter Härte?

Die Wüste weht stark
schlitternd in die Nacht
über den Rand

zum Tier-Lachen.

In der Kälte
eine kleine Kerze
nach Wasser
schreit
die Falten
tiefer

tiefer
wie Grund.
Zuletzt geändert von moshe.c am 18.03.2007, 22:25, insgesamt 2-mal geändert.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 18.03.2007, 19:27

Lieber Max!

Am besten wird es wohl sein, wenn ich dir die Varianten vorlese. Das ist dann einfacher, als viele Worte (kicher).
Offtopic: dauert noch ein paar Tage, bis ich mich wieder an diesen bereich wage.)

MlG

Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.03.2007, 19:54

Lieber Moshe,

du fragst, was ich anders schreiben würde. Gar nichts. Nur "schlitternt" (hier muss ein d ans Ende)

Je mehr ich mich in dein Gedicht vertiefe, umso klarer wird mir, dass es kein LyrDu gibt, sondern, dass es sich hier um eine tiefe Eigenreflexion des LIs handelt, eine, die bis auf den Grund geht.

Ich lese deine Zeilen so:
Das LI kann seine eigenen Worte nicht mehr hören, will sie nicht mehr hören, weil sie nicht mehr seiner wahren Seele (Schmetterling) entsprechen. Es möchte sich nicht mehr "schön" malen, sondern seine eigene Härte anerkennen und zu ihr stehen. Nur auf diese Weise wird das Ich wirklich zum Ich. Es erkennt, dass seine Durststrecke/seine Einsamkeit (Wüste) ihn über die Grenze getrieben hat und er nur noch höhnisch verlacht wird (Tier-Lachen). Wenn er sich nicht endlich treu wird, verhöhnt er sich selbst. Er steht außen vor (Kälte), ist nicht mehr in sich zu Hause, in dem die Kerze (das noch übrig gebliebene kleine Licht einer warmen Atmosphäre) nach Wasser schreit. Hier sehe ich die direkte Verbindung zur Wüste. (Durststrecke, und die "Kerze" schreit nach Wasser). Das Ich grübelt immer mehr (die Falten tiefer), um zu erkennen, dass es etwas noch viel Wertvolleres gibt, nämlich, seine Seele zu retten (tiefer wie Grund).
Deshalb wäre die Antwort des LIs auf die Frage: Kann ich ... :
Nein! Es kann nicht mehr.

Ein sehr tiefes, ehrliches und nachdenklich stimmendes Gedicht.
Liebe Grüße
Mucki

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 19.03.2007, 13:28

Liebe Mucki!

Ich danke dir für deine ausführliche Auseinandersetzung mit meinem Text und die sehr gelungene und treffende Interpretation.
Es gehört einige Lebenserfahrung dazu, sich auf Eigenreflexion einzulassen. Das meine ich auf gar keinen Fall wertend, denn es ist etwas, daß wächst.
Selbst hätte ich so einen Text vor dreißig Jahren auch nicht verstanden, geschweige ihn schreiben können.

So long, einen guten Tag wünscht

Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.03.2007, 13:36

Lieber Moshe,

da hast du sicher Recht. Es braucht inneres Wachstum für eine ehrliche Eigenreflexion.
Würde ich eine schreiben, befänden sich wohl mehr Fragezeichen als Antworten in den Zeilen,-)
Dir auch einen schönen Tag!
Mucki

Max

Beitragvon Max » 19.03.2007, 21:41

Lieber Moshe,

ok, dann gedulde ich mich und warte.

Liebe Grüße
max

Perry

Beitragvon Perry » 20.03.2007, 13:10

Hallo Moshe,
der Einstieg gefällt mir richtig gut und macht neugierig auf mehr. Was dann aber folgt sind für mich Natur- (Wüste, Tierlachen) und Objektbetrachtungen (Kerze, Falten), die mir zu weit entfernt liegen, als dass sie mit dem Beziehungsbild am Anfang eine Verbindung eingehen.
LG
Manfred

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 20.03.2007, 18:38

Lieber Perry!

Dein Kommentar erstaunt mich und hinterlässt mir den Eindruck, daß du dich nicht einlassen kannst. Gerade solche 'Dinge' sah ich eigentlich als eine Spezialität von dir.

(Max: Es braucht noch.....grrr)

Moshe

Perry

Beitragvon Perry » 20.03.2007, 21:50

Hallo Moshe,
es braucht dich nicht verwundern, ich bin schon froh meine eigenen Gedichte auf die Reihe zu kriegen (lächel).
LG
Manfred


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