das klavier

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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leonie
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Beitragvon leonie » 04.02.2007, 22:04

noch eine Version...

das klavier

drei jahre schon
überlebt das klavier
auf dem steg

fängt wind
nordwest
in seinen saiten
die schwingen
verstimmt

manchmal
erreicht mich
ein dunkler ton
windet sich
durch die schnecke
ins hirn

verwirrt die synapsen
wellt in den bauch
eine melodie

wandernde walgesänge
über dem meer


das klavier

drei jahre schon
überlebt das klavier
auf dem steg
fernweh
blieb es zurück

fängt wind
nordwest
in seinen saiten
die schwingen
verstimmt

manchmal
erreicht mich
ein dunkler ton
windet sich
durch die schnecke
ins hirn

verwirrt die synapsen
wellt in den bauch
eine melodie

gesänge wandernder wale
über dem meer



zwischenzeitlicher Versuch einer Klärung:

fernweh

drei jahre schon
überlebt das klavier
auf dem steg
fängt wind
nordwest
in seinen saiten
die schwingen
verstimmt

manchmal
erreicht mich
ein dunkler ton
windet sich
durch die schnecke
ins hirn
verwirrt die synapsen
wellt in den bauch

gesänge
wandernder wale
als könne ich
zu ihnen gehören


Erstfassung:

das klavier

drei jahre schon
überlebt das klavier
auf dem steg
einer sehnsucht
blieb es zurück
fing den wind
nordwest
in seinen saiten
die summen verstimmt
manchmal
erreicht mich
der dunkle ton
windet sich
durch die schnecke
ins hirn
verwirrt die synapsen
zieht bis in den bauch
eine melodie
als ob alles
möglich sei
Zuletzt geändert von leonie am 23.02.2007, 22:20, insgesamt 10-mal geändert.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 07.02.2007, 15:48

Liebe leonie,
du hast ja den Titel geändert .-( .....bitte nicht...(also, es ist deine entscheidung, du weißt schon...)...aber mir gefällt das klavier einfach total (kennst du nicht diese Szene aus dem Film "Das Piano", wo das Klavier im Meer steht....daran musste ich denken (ich weiß, bei dir ist es ein Steg, aber es ist die gleiche Impression)...

..zu dem ...ahh! Ich wollte gerade die Stelle kopieren, was ist passiert, alles ist anders :angst_2: . die version davor war doch schon nahezu perfekt....

ich wollte nur das "es" ansprechen, weil es die Doppeldeutigkeit unmöglich macht? @fernwehstelle, also:
drei jahre schon
überlebt das klavier
auf dem steg
fernweh
blieb eszurück


Alles andere fand ich vorher schon als fertig und berührender als es jetzt dort oben steht...

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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leonie
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Beitragvon leonie » 07.02.2007, 15:58

Liebe Lisa,

okay, okay, es war ein Versuch, ich ändere es wieder.

Irgendwie bin ich mit dem Schluss nicht im Reinen....Ich weiß aber nicht, woran es liegt...

Liebe Grüße

leonie

Ich mag das "es" und kann mich noch nicht zum Streichen entschließen.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 07.02.2007, 16:04

Liebe leonie,
du hast aber schon verstanden, dass ich nicht die neue Version bemängelt habe, sondern die alte einfach nur so gut finde? (Das war Begeisterung meinerseits :-)).

In Sachen Schluss bin ich ja selbst derzeit nicht die ~~~ ;-)....aber wie wäre es denn, wenn du die konkrete Aussprache des Gedankens einfach weglässt? Trägt nicht der Text auch so das in sich, was du sagen möchtest?

das klavier

drei jahre schon
überlebt das klavier
auf dem steg
fernweh
blieb es zurück

fing den wind
nordwest
in seinen saiten
die schwingen
verstimmt

manchmal
erreicht mich
ein dunkler ton
windet sich
durch die schnecke
ins hirn

verwirrt die synapsen
wellt in den bauch
eine melodie
walgesänge
über dem meer



Ich finde, ja! (Ansonsten ist das Ende der eben noch neuen Version doch nicht schlecht?)

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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leonie
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Beitragvon leonie » 07.02.2007, 16:10

Liebe Lisa,

ja, so ähnlich probiere ich es jetzt und schaue dann mal, wie ich es morgen finde...

Oder ist das "wandern" schon wieder zuviel. Ich hätte gern etwas, was das "Ziehen" am "lyrIch" ausdrückt, die Sehnsucht, die es spürt, der es aber nicht nachgibt...Ja, und natürlich, dass man beim Lesen selbst etwas hört, das wurde ja viel bemängelt hier...

Grübel...

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.02.2007, 17:19

Hallo leonie,

ich finde die oberste Version sehr gelungen. Die Sehnsucht des LIs spürt man sehr deutlich.


drei jahre schon
überlebt das klavier
auf dem steg
fernweh
blieb es zurück --> hier würde ich umstellen: es blieb zurück

Saludos
Magic

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leonie
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Beitragvon leonie » 07.02.2007, 22:23

Liebe magic,

danke für Dein Lob, ich freue mich, dass Du sie Sehnsucht des lyrIch spüren kannst!

Mit dem Änderungsvorschlag: Lisa hatte ja schon vorgeschlagen das "es" zu streichen. Beide Änderungsvorschläge würden diese Passage von der Zuordnung "eindeutiger" machen.

einmal ist dann klar, dass Fernweh zurückblieb (Lisas Vorschlag), das andere Mal, dass das Klavier zurückblieb (Deine Variante).

Und ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das möchte. Ich schlaf nochmal drüber...

Liebe Grüße

leonie

Gast

Beitragvon Gast » 22.02.2007, 18:00

Liebe leonie,

gerade lese ich dieses wunderschöne Gedicht zum ersten Mal.
Es gefällt mir sehr in seiner ganze Anschaulichkeit und der Atmosphäre, die es für mich verströmt. Ich habe aber ein Verständnisproblem, und zwar mit dem "fernweh" in Zeile 4. Die oberste Fassung ist doch die letztgültige, oder?
Mir kommt es fast vor, als ob das fernweh an dieser Stelle versehentlich hineingerutscht sei, bitte hilf mir auf die Sprünge.
Danke.

Liebe Grüße
Gerda

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Beitragvon leonie » 22.02.2007, 20:30

Liebe Gerda,

vielen Dank für Deine Rückmeldung, das freut mich sehr, dass "das klavier" Dir gefällt. Das "fernweh" ist absichtlich so offen gehalten, dass es sich sowohl auf "steg" als auch auf "blieb es zurück" beziehen kann.

Der Steg könnte fast den Namen "fernweh" haben. Es könnte aber auch das Klavier sein, das fernweh zurückbleibt. So hatte ich es mir gedacht (Ich bin schlecht darin, meine Gedichte zu erklären, ich hoffe, es ist einigermaßen verständlich).

Liebe Grüße

leonie

Gast

Beitragvon Gast » 23.02.2007, 00:02

hm, liebe leonie... da muss ich länger drüber sinnen, glücklich finde das im Moment nicht...

"fernweh
blieb es zurück"
Dann stört mich das "es"... :12:

Nachtgrüße
Gerda

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leonie
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Beitragvon leonie » 23.02.2007, 10:42

Liebe Gerda,

ja, das "es"...

Wenn ich es streiche, wird aber doch die Aussage wieder eindeutig und heißt dann: "fernweh blieb zurück".

Grübelnde Grüße

leonie

Gast

Beitragvon Gast » 23.02.2007, 16:48

Liebe leonie,

der Text drückt inhaltlich "fernweh" und Sehnsucht aus .
In der Zwischenfassung hattest du den Titel vorübergehend geändert in "fernweh". Für mich nicht nur die bessere Alternative, sondern genau passend. Schöne Begleiterscheinung, das Klavier zum zweiten fällt weg. Ich nehme mir heute am Abend noch einma Zeit, die Kommmentare zu verfolgen, um zu schauen, was dich bewogen haben könnte, den Titel "fernweh" zu verwerfen.

bis dahin
Liebe Grüße
Gerda

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 23.02.2007, 18:04

Liebe Leonie,

dein Gedicht ist voll schöner Bilder (Töne), hat mir sehr gut gefallen.
Ich verstehe allerdings nicht, wozu du die Zeile
blieb es zurück
brauchst.
Im zweiten Vers irritiert mich die Vergangenheitsform, könnte es nicht auch fängt heißen?
Vor die Walgesängen hätte ich eine Leerzeile gesetzt, damit man beim Lesen bewußt eine Pause macht.
Besonders schön finde ich das in den Bauch wellen.

das klavier

drei jahre schon
überlebt das klavier
auf dem steg
fernweh
blieb es zurück

fing fängt den wind
nordwest
in seinen saiten
die schwingen
verstimmt

manchmal
erreicht mich
ein dunkler ton
windet sich
durch die schnecke
ins hirn

verwirrt die synapsen
wellt in den bauch
eine melodie

walgesänge
über dem meer


liebe Grüße
smile

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leonie
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Beitragvon leonie » 23.02.2007, 22:01

Liebe Gerda, liebe smile,

vielen Dank für Eure Rückmeldungen. Mittlerweile bin ich am Überlegen, ob ich das Fernweh wirklich benennen muss. Ich kann mich noch nicht so recht entscheiden. Ebenso, ob ich den Schluss so ändere wie Du, smile, es vorschlägst.

Mit dem "fängt" hast Du recht, das ist mir durchgerutscht, das ändere ich.

Und als Titel finde ich "das klavier" einfach schöner als "fernweh"

(Ich maxe mal uns stelle probehalber eine geänderte Version ein...)

Danke Euch beiden und ein schönes Wochenende

leonie

Gast

Beitragvon Gast » 25.02.2007, 00:54

Liebe leonie,

ich will jetzt weiter an deinem Text, der für dich doch fertig zu sein scheint herumschleichen.
Aber wenn du es magst, schreibe ich nächste Woche noch mal etwas dazu, was mir durch den Kopf ging... Die Atmosphäre hat mich gefangen, das weißt du, es geht nicht um Inhalte, die werden wunderbar transportiert. :daumen:

Liebe Grüße
Gerda

Schön, dass smile das "fängt" aufgefallen ist, ich hatte es vergessen.


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