Silber zu braun

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 14.01.2007, 21:11

Fassung 5 (ich werd fassungslos ;-))


Silber zu braun

Es gibt da dieses Bild das ich

(weil das Wort
nach 19. Jahrhundert klingt
wie Hochrad oder Dampfmaschine)

Photographie nennen will

als ob das Silber schon zu braun zerfallen
wie man das ja kennt von alten Bildern

Vater lacht
mit wilden Locken

(Locken die Mutters Hand
rund sein ließen
wenn sie diese berührte)

Wenn ich das Bild betrachte
den gemaserten Rahmen
mit meinen Fingern umfasse
ist mir nicht nur
als sei ich nicht dabei gewesen
nein dann ist mir
als sei es ausgemacht
dass ich in jedem aller möglichen Fälle
nicht dabei gewesen wäre

Heute

(und lange schon
seit es mich gibt)

fährt Mutters Hand
wie ein Messer über die
Bügelwäsche

und Vater trägt
mit kurzgeschorenem Haar
die Oleander in den Keller

Dieses Leben da
auf dem Bild
ist mir ein Damals
nicht in Jahren zu messen














Vierte Fassung:


Silber zu braun

Es gibt da dieses Bild das ich
Photographie nennen will

weil das ein Wort ist
das nach 19. Jahrhundert schmeckt
nach längst vergangenen Zeiten

als ob das Silber schon zu braun zerfallen
wie man das ja kennt von alten Bildern

Vater lacht
mit wilden Locken

(Locken die Mutters Hand
rund sein ließen
wenn sie diese berührte)

Wenn ich das Bild betrachte
den gemaserten Rahmen
mit meinen Fingern umfasse
ist mir nicht nur
als sei ich nicht dabei gewesen
Nein dann ist mir
als sei es ausgemacht
dass ich in jedem aller möglichen Fälle
nicht dabei sein hätte können

Heute

(und lange schon
seit es mich gibt)

fährt Mutters Hand
wie ein Messer über die
Bügelwäsche

und Vater trägt
mit kurzgeschorenem Haar
die Oleander in den Keller

Dieses Leben da
auf dem Bild
ist mir ein Damals
nicht in Jahren zu messen









Dritte Fassung:

Silber zu braun

Es gibt da dieses Bild das ich
Photographie nennen will

als ob das Silber schon zu braun zerfallen
wie man das so ja kennt von alten Bildern

Vater lacht
mit wilden Locken

(Locken die ihre mir so
grundsätzliche Hand
haben rund sein lassen müssen
wenn sie diese berührte)

Dieses Leben da
auf jenem Bild
ist mir ein Damals
nicht in Jahren zu messen











Überarbeitete Fassung:


Silber zu braun

Es gibt da dieses Bild das ich
Photographie nennen will

als ob das Silber schon zu braun zerfallen
wie man das so ja kennt von alten Bildern

Vater lacht
mit wilden Locken

(Locken die ihre Hände
haben rund sein lassen müssen
wenn sie diese berührte)

Wenn ich das Bild betrachte
den gemaserten Rahmen
mit meinen Fingern umfasse
ist mir nicht nur
als sei ich nicht dabei gewesen
nein dann ist mir
als stünde unumstößlich fest
dass ich in jedem einzelnen
aller möglichen Fälle
nicht dabei gewesen wäre

(Ein unsinniger Gedanke
aber er hilft es
auszumachen)

Dieses Leben da
auf jenem Bild
ist mir ein Damals
nicht in Jahren zu messen












Erste Fassung:

Silber zu braun

Es gibt da dieses Bild das ich

(weil es für mein Empfinden so unendlich lange her ist)
(weil es für mein Empfinden so unendlich weit weg ist)

Photographie nennen will

als ob das Silber schon zu braun zerfallen
wie man das so ja kennt von alten Bildern

Vater lacht mit wilden Locken

(Locken die ihre Hände
haben rund sein lassen müssen
wenn sie diese berührte)

Wenn ich das Bild betrachte
den gemaserten Rahmen
mit meinen Fingern umfasse
ist mir nicht nur
als sei ich nicht dabei gewesen
nein dann ist mir
als stünde unumstößlich fest
dass ich in jedem einzelnen
aller möglichen Fälle
nicht dabei gewesen wäre

(Ein unsinniger Gedanke
aber er hilft die Entfernung
auszumachen)

Dieses Leben da
auf jenem Bild
ist mir ein Damals
nicht in Jahren zu messen
Zuletzt geändert von Lisa am 20.01.2007, 11:38, insgesamt 5-mal geändert.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

aram
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Beitragvon aram » 17.01.2007, 20:13

liebe lisa

[dieser text entgleitet mir ein wenig in seiner form, ich kann dazu noch nicht viel sagen - aber:]

der passus, den du rausgenommen hast und den magic gerade zitierte - das ist für mich ein wunderbar eigenständiger text - lese ich ihn (durchaus auch unter diesem titel: silber zu braun), ohne wo anders hinzugucken - scheint nichts zu fehlen... (und es ist ein starker text)


Silber zu braun

Wenn ich das Bild betrachte
den gemaserten Rahmen
mit meinen Fingern umfasse
ist mir nicht nur
als sei ich nicht dabei gewesen
nein dann ist mir
als stünde unumstößlich fest
dass ich in jedem einzelnen
aller möglichen Fälle
nicht dabei gewesen wäre
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 18.01.2007, 12:12

Hm, ok, das scheint zu verknappt, ach herje ;-).

aram: hmmm...ja und nein, besonders der letzte Vers ist mir dafür noch zu ungelenk. Zudem ist der Titel wo so nur noch nur alteingesessene Photographen auflösbar....ich würde gerne schon mehr erzählen....aber mit deiner Einschätzung insgesamt hast du sicher recht @entgleiten. Vielleicht müsste ich die Passage bearbeiten, wenn ich was eigenständiges draus machen wollte....

Ist die verkürzte Version wirklich insgesamt schlechter geworden? Mir sagt sie jetzt so am morgen mehr zu....das Problem ist auch, dass der Gedanke der Passage nicht kürzer darstellbar ist...ich meien ich kann den Gedanken um nichts kürzen und damit auch nicht umformulieren?


Den Mittelteil könnte man auch so gestalten um ihn oben einzugliedern:

Wenn ich das Bild betrachte
den gemaserten Rahmen
mit meinen Fingern umfasse
ist mir nicht nur
als sei ich nicht dabei gewesen

Nein, dann ist mir
als hätte ich in jeder
aller möglichen Welten
nicht dabei sein können


Oder:

Wenn ich das Bild betrachte
den gemaserten Rahmen
mit meinen Fingern umfasse
ist mir nicht nur
als sei ich nicht dabei gewesen

Nein, wenn ich das Bild betrachte
den gemaserten Rahmen
mit meinen Fingern umfasse
dann ist mir als hätte ich
in jeder aller möglichen Welten
nicht dabei sein können


Oder:

Wenn ich das Bild betrachte
den gemaserten Rahmen
mit meinen Fingern umfasse
ist mir als hätte ich in
jeder aller möglichen Welten
nicht dabei sein können.


Oder müssen doch Details rein??? Hilfe...ich würdde gerne diesen Text nicht wegschmeißen müssen :-(

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 18.01.2007, 12:44

Liebe Lisa,

Wegschmeissen ist doch nicht die einzige Alternative, das weißt du doch wohl ;-)
(Abhängen lassen, obwohl du es sicher nicht frisch gepostet hast)
Ich hatte ja geschrieben, dass ich es mir mehr auserzählt wünschen würde...
Aber kann man ein Gedicht als "Erzählgedicht" schreiben?
Nein, ich denke die Form entwickelt sich beim Schreiben und hinterher überlegt man, vielleicht beim Überarbeiten, manchmal vielleicht schon beim Rohbau, was es geworden ist, von der Form her.
Vielleicht ist es gar kein Erzählgedicht, was da aus deinem Inneren raus will?
Für mich verliert es, je mehr du streichst, bzw. auseianderreißt und verdichtest.
Der von dir oben als erster genannte Mittelteil:

Wenn ich das Bild betrachte
den gemaserten Rahmen
mit meinen Fingern umfasse
ist mir nicht nur
als sei ich nicht dabei gewesen

Nein, dann ist mir
als hätte ich in jeder
aller möglichen Welten
nicht dabei sein können


gefällt mir am besten. Ich fände die Wdhlg. der Zeilen:

wenn ich das Bild betrachte
den gemaserten Rahmen
mit meinen Fingern umfasse

nicht so gut, es sei denn du kämst schlussendlich zu einem umfangreicheren Text.
Mir fehlt halt sogar noch merh, wie ich schon schrieb.
(Ich habe mich mit der zeitlichen Zuordnung geirrt, weil ich das "als wärs" überlesen hatte, danke für deinen Hinweis).

Ich habe jetzt noch einmal die allererste Fassung gelesen. Zu mir wird mit ihr, die Stimmung am besten transportiert. Ich glaube nicht an die Löslösung eines Teilstücks.
Für mich gehört da alles zusammen samt Klammern und noch mehr dazu... wie ich schon schrieb.

Liebe Grüße
Gerda

Klara
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Beitragvon Klara » 18.01.2007, 13:01

Hallo,

Im ersten Vers würde ich "da" streichen

Im dritten Vers "so ja" streichen

Diese Strophe verstehe ich nicht: Die Hand der Locken?

(Locken die ihre mir so
grundsätzliche Hand
haben rund sein lassen müssen
wenn sie diese berührte)

Die Bezüge sind unklar und verquast.

In der letzten Strophe würde ich vereinfachen und leicht umstellen (sonst kommt es mir so vor, als würde das Lyrich mit einem Deppen sprechen, ihm alles dreimal sagen müssen):

Das Leben
auf dem Bild
ist mir ein Damals
in Jahren nicht zu messen


[Habe jetzt nicht die gesamte Entwicklung des Textes verfolgt, nur die aktuelle Fassung gelesen]
Gruß, Klara

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 19.01.2007, 12:03

Ich habs nochmal probiert (auch den Anfang versucht zu ändern in Bezug auf Photographie, weil man das wohl gar nicht versteht, dass ich Photographie als antikes Wort bezeichne im Vergleich zu Foto oder Bild).
Es ist sicher noch dran zu arbeiten (wenn es überhaupt grundsätzlich besser ist) Hier die neue Version mit ein paar Anmerkungen (oben steht sie ohne sie):

Silber zu braun

Es gibt da dieses Bild das ich
Photographie nennen will

weil das ein Wort ist
das nach 19. Jahrhundert schmeckt
nach längst vergangenen Zeiten <--- eventuell streichen

als ob das Silber schon zu braun zerfallen
wie man das ja kennt von alten Bildern <---eventuell auch streichen?

Vater lacht
mit wilden Locken

(Locken die Mutters Hand
rund sein ließen
wenn sie diese berührte)

Wenn ich das Bild betrachte
den gemaserten Rahmen
mit meinen Fingern umfasse
ist mir nicht nur
als sei ich nicht dabei gewesen
Nein dann ist mir
als sei es ausgemacht
dass ich in jedem aller möglichen Fälle
nicht dabei sein hätte können <---noch zu gestelzt?

Heute

(und lange schon
seit es mich gibt)

fährt Mutters Hand
wie ein Messer über die
Bügelwäsche

und Vater trägt
mit kurzgeschorenem Haar
die Oleander in den Keller

Dieses Leben da
auf dem Bild <---oder doch jenem?
ist mir ein Damals
nicht in Jahren zu messen


Ich hoffe, der Text geht euch nicht shcon auf die Nerven ;-). Ich würde mir wünschen ihn noch hinzukriegen.

Danke...
Liebe Grüße,
Lisa
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leonie
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Beitragvon leonie » 19.01.2007, 12:29

Oh je, Lisa,

Du weißt ja, wie entschlussfreudig ich bin: Zu vielem fällt es mir schwer, etwas zu sagen. Aber bei ein paar Dingen weiß ich doch, was ich finde.

Photographie habe ich sofort verstanden, meiner Meinung nach braucht es dafür keine zusätzlich Erläuterung. Was Du bisher geschireben hattest, reicht, finde ich.

Ich glaube, man würde sagen: "nicht hätte dabei sein können"

Ich fand die Idee mit der grundsätzlichen Hand besser als die Änderungen jetzt. Und ich plädiere immer noch für die zweite Version.

Liebe Grüße

leonie

Klara
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Beitragvon Klara » 19.01.2007, 12:54

Hallo,
habe den Eindruck, du kommst der Sache näher.

weil das ein Wort ist
das nach 19. Jahrhundert schmeckt
nach längst vergangenen Zeiten <--- eventuell streichen

finde ich ungeschickt. wenn du Erklärung willst (die ich nicht schlecht fände), dann wäre etwas zu Sehendes besser, etwas anderes aus dem 19. Jahrhundert: das nach Oldtimer schmeckt. Oder etwas, das tatsächlich schmeckt - nach Sachen, die man früher gegessen hätte (kleine Unlogik: du kannst ja nicht wissen, wie das 19. Jahrhundert schmeckt). das nach eiern im glas schmeckt, das nach kopfsteinpflaster schmeckt... mir fällt grad nichts ein - oder aber einfach das nach Vergangenheit/früher/uralt/Stummfilm schmeckt. Mir fällt nichts Gutes ein, aber siehst du, worauf ich hinaus will?

als ob das Silber schon zu braun zerfallen
wie man das ja kennt von alten Bildern <---eventuell auch streichen?

ja, streichen den vers

Vater lacht
mit wilden Locken

(Locken die Mutters Hand
rund sein ließen
wenn sie diese berührte)

das finde ich schön, das Runde

Wenn ich das Bild betrachte
den gemaserten Rahmen
mit meinen Fingern umfasse
ist mir nicht nur
als sei ich nicht dabei gewesen
Nein dann ist mir
als sei es ausgemacht
dass ich in jedem aller möglichen Fälle
nicht dabei sein hätte können <---noch zu gestelzt?

Ich, Klara, empfinde es als gestelzt ,-)
Ich würde das erste ist-mir umformen:
dann bin ich nicht nur nicht dabei gewesen (obwohl, das geht nur, wenn du tatsächlich noch nciht da warst...)
und das zweite ist mir - Weniger wär mehr -
aber mir fällt kein Vorschlag ein. Geht es auch ums Ausgeschlossensein aus der Zeit? Oder nur um das Fern-Gefühl.
oder man verstärkt noch:
dann ist mir, als sei es ausgemacht,
dass ich selbst dann nicht dabei war
wenn ich es gewesen wäre

Heute

(und lange schon
seit es mich gibt)

fährt Mutters Hand
wie ein Messer über die
Bügelwäsche

und Vater trägt
mit kurzgeschorenem Haar
die Oleander in den Keller

Das find ich sehr, sehr schön.
Dieses Leben da
auf dem Bild <---oder doch jenem?
ist mir ein Damals
nicht in Jahren zu messen

Jenes Leben
auf dem Bild (würde ich sogar weglassen, oder: jenes Leben, photographiert)
(und wie gehabt)

lg
k

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 19.01.2007, 18:51

Willkommen bei gedicht.nimmt.kein.ende.de ;-). Version 5 am Start, mit der ich als ersten Zwischenstand glaube ich einigermaßen zufrieden bin (??)

Liebe Leonie,

ich danke dir....vielleicht komm ich ja dahin zurück, nicht, dass ich dir in puncto Änderungsfreude in was nachstehen würde...danke, dass du so am Text bleibst.

Liebe Klara,
ja, die Idee mit den Details hatte ich auch schon, hab mich aber nicht getraut. Ich habs mal versucht und die Schandstellen rausgenommen (ja, die waren schon bah ;-))).
Die Zeile "wie man das ja kennt von alten Bildern" habe ich jetzt erst mal drin gelassen, weil dadurch das Aufgreifen der Zeile drüber auch gerechtfertigt wird @Titel.....(kann sein,dass ich sie später doch löschen, mal sehen ~~).

Wie wäre es damit?


Silber zu braun

Es gibt da dieses Bild das ich

(weil das ein Wort ist
das nach 19. Jahrhundert klingt
wie Hochrad oder Dampfmaschine)

Photographie nennen will

als ob das Silber schon zu braun zerfallen
wie man das ja kennt von alten Bildern

Vater lacht
mit wilden Locken

(Locken die Mutters Hand
rund sein ließen
wenn sie diese berührte)

Wenn ich das Bild betrachte
den gemaserten Rahmen
mit meinen Fingern umfasse
ist mir nicht nur
als sei ich nicht dabei gewesen
nein dann ist mir
als sei es ausgemacht
dass ich in jedem aller möglichen Fälle
nicht dabei gewesen wäre

Heute

(und lange schon
seit es mich gibt)

fährt Mutters Hand
wie ein Messer über die
Bügelwäsche

und Vater trägt
mit kurzgeschorenem Haar
die Oleander in den Keller

Dieses Leben da
auf dem Bild
ist mir ein Damals
nicht in Jahren zu messen


Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

scarlett

Beitragvon scarlett » 19.01.2007, 19:30

Das ist jetzt einfach perfekt, Lisa!

Entschuldige bitte diesen Ausdruck, aber das ist spontan und unzensiert und kommt so aus dem tiefsten Inneren, wo sich Bild an Bild reiht und aufgeht... daß ich nicht anders kann, als "perfekt" zu schreiben!

Nur eine kleine Anmerkung (ich habe keinen der Kommentare davor gelesen!):

ich hätte das "als ob" weggelassen", ich kann seine Funktion nicht erkennen in der Form, wie es jetzt dasteht. Für mcih ist der zweite Teil, das "Heute" klarer Beweis dafür, daß das Silber zu braun zerfallen ist

Sehr sehr gerne gelesen!

Gruß,

scarlett

Klara
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Beitragvon Klara » 19.01.2007, 19:47

Oweh, jetzt sag ich sicherlich was Falsches, aber mir kommt es langsam so vor, als sei dieses Stück als Prosa stärker. Ohne all die Umbrüche, aneinandergreihte Erzählung. Auch wegen der Zeit, die vergeht - Lyrik ist ein Moment. Ich weiß ja, es steht unter Erzählgedichte, aber mir kommt das grad so. Die Sätze sind so.
Das ist nur mein Eindruck.
(Wird gut!)
Das Ende gefällt mir jetzt auch gut:
Dieses Leben da
auf dem Bild
ist mir ein Damals
nicht in Jahren zu messen

LG
Klara

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Beitragvon leonie » 19.01.2007, 20:10

Liebe Lisa,

ja, ich gebe zu: Mir gefällt weiterhin Version zwei am besten. Ich habe jetzt einfach das Gefühl, dass alles gesagt wird, was vorher nur angedeutet wurde. Vor allem in der ersten Klammer, aber auch in der neuen Strophe.
Auch fand ich manche Formulierungen vorher stärker, z.b. "stünde unumstößlich fest" statt "sei es ausgemacht".

Aber vielleicht war das genau die Intention und es ist ja auch ein Erzählgedicht. In dieser Version würde ich auf jeden Fall schreiben:

(weil das Wort
nach neunzehntem Jahrhundert klingt
wie Hochrad oder Dampfmaschine)

Ich hoffe, ich verwirre Dich jetzt nicht völlig (aber ich glaube , das geht auch kaum noch, oder ;-)

Liebe Grüße

leonie

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Beitragvon Lisa » 20.01.2007, 11:01

Liebe Klara,
ich fpühle mich ertappt, zur Zeit zerfällt mir alles in Prosa (das meiste von Gedichtversuchen stelle ich gar nicht erst ein ;-)), so kannd as gut angehen auch mit diesem Text. Ich versuch das vielleicht mal, habe aber für mich das Gefühl, dass es jetzt erst mal rund ist...(???). ;-). Mal schauen, ob ich das schaffe mit dem Prosatext.

Liebe scarlett,

ich danke dir, das klingt natürlich wundervoll (ich stör mich gar nicht an dem perfekt ;-). Du menst Version 5, ja? Das "als ob" ist schon richtig so, das Bild ist doch eben NICHT braun (im Gegensatz zu wirklich alten Bildern)...oder habe ich dich missverstanden?

Liebe leonie,
wieso findest du 19. ausgeschrieben besser? Mir gefällt das eigentlich gut so?

Liebe Grüße, euch allen....
Lisa
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Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Beitragvon leonie » 20.01.2007, 11:09

Liebe Lisa,

eigentlich ging es mir mehr um die Kürzung des Relativsatzes, aber ich fand, ausgeschrieben wirkt 19. altmodischer und das passt zum anderen Inhalt.

Liebe Grüße

leonie

Gast

Beitragvon Gast » 20.01.2007, 11:24

Liebe Lisa,

mir gefällt deine V5 richtig gut.
Durch Erweiterung, Einfügung, (Die Stelle mit dem Bügeleisen finde ich richtig treffend) und den "Schnitt", den der Text dann vor dem "Resumee" erhalten hat, hat das Gedicht meiner Meinung nach sehr gewonnen, für mich fügt es sich jetz zu einem runden Ganzen.
Ich empfinde die Aussagen des Lyrich, über Vater/Mutter nicht mehr hierachisch.
Ob ich jetzt Einzelheiten noch ändern würde, liebe Lisa, ich weiß es nicht, ich glaube, darüber müsste ich in einiger Zeit erneut nachdenken. (Lesezeichen ist gesetzt)
Einen Prosatext daraus zu entwickeln böte sich an, wie ja die allermeisten Erzählgedichte diese Möglichkeit bergen.
Ich finde V 5 gelungen und sie wird so hoffe ich jetzt auch überleben. ;-)

Mich freut es, dass du so nah an der ersten Version geblieben bist.

Liebe Grüße
Gerda


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