der tänzer

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 13.01.2007, 09:36

thomas milser
12/I/2007


der tänzer

der tänzer schreitet nur,
durchmisst im stechschritt sein terrain,
steif wie eisenstäbe.

wir lachen nicht über ihn,
weil er wahrhaftig ist.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Max

Beitragvon Max » 14.01.2007, 14:12

Lieber Tom,

als ich das Gedicht, das ich nun schon mehrfach gelesen habe, zum ersten Mal sah, hatte ich das Gefühl, es ist irgendwie ganz daneben. Es verwechselt Steifheit mit Körperspannung, etc. Dannn kam mir die Idee, dass Du nicht einen allgemeinen Tänzer, sondern ein besonderes Exemplar beschreibst und das Gedicht bekam für mich ein zweites Leben. Mir fiel ein, dass auch ich solche exemplare kenne, die auf der Tanzfläche entlag stolzieren und gerade unter diesem Gesichtspunkt gefiel mit die Schlusszeile

wir lachen nicht über ihn,
weil er wahrhaftig ist.


(danke für das Ausgraben des Wortes "wahrhaftig"). Einzig am Titel würde ich vielleicht nochmal feilen wollen. "Der Tänzer" weckt ja gerade die von mir beschriebene ersten Assoziationen, als wolltest Du einen allgemeinen Standardtänzer beschreiben.

Liebe Grüße
max

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 14.01.2007, 19:29

Ja Max,

mit dem Titel hast du nicht ganz unrecht. Lisas Sprung zu meinem 'Krieger' kommt mir da in den Sinn, wo ja wirklich der Krieger im allgemeinen bezeichnet wird, was hier nicht der Fall ist.
Andersrum fand ich den Titel deswegen so klar, weil der Typ eben nicht äußerlich tanzt, aber irgendwie ja doch, mehr so innerlich. Äh, wenn du verstehst, was ich meine...?!

Der Titel war tatsächlich schon vor dem Text da und ist in einem Rutsch mitentstanden. So ad hoc hätte ich dafür keinen brauchbaren Ersatz. Fällt dir da spontan was ein?
Jetzt sag nicht: "Die Eisenstange!" :o)

Danke fürs Lesen,
Tom.
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Max

Beitragvon Max » 14.01.2007, 21:46

Lieber Tom,

hm gar nicht so einfach, wo wei doch jetzt schon das Gesamtkunstwerk sehen ...

Wie wäre "Ein Tänzer" und Du beginnst mit "er"?

oder "Tanzen" ...

Hm, ich grübel noch a weng.

Liebe Grüße nach Duisburg,
Max

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 14.01.2007, 23:32

Ehrlich gesagt freut mich das ein bisschen, dass dir auch nix wirklich besseres einfällt

:o)))))))))))

Liebe Grüße nach... Münster?

Ich freue mich riesig darauf, mal endlich mit dir und Lisa von Angesicht zu Angesicht zu reden...

Was genau meinst du mit 'wo wei'? Manchmal pflegt der Herr, sich in Rätseln zu vertippen...
'A weng' verstehe ich, hab ja nicht umsonst bei Aram und Marlies (hollidrö) campiert...

A geh, schaahns...

Tom.

p.s. Ihr könnt mich ruhig ohne 'Lieber'...Tom anreden, ich bin euch ohne dem nicht böse... :o) Und sooo lieb bin ich ja (hoffentlich) nun auch nicht...Verzeihung... ahhh nöt... Wie wir Wiener sagen...

p.p.s. Meinst du nicht auch, dass die Version "Überschrift: Ein Tänzer - Text: Er schreitet nur..." schwächer ist? Oder doch Metaphysik? Ich merke, dass der Text noch zu frisch ist, als dass ich zu einer wissenschaftlich/distanzierten Betrachtung von außerhalb - genau die, deren Nicht-vorhanden-Sein ich regelmäßig bei jungen Autoren anprangere - in der Lage wäre...

p.p.p.s. Wir kommen hier ob dieses meines Unvermögens nicht weiter, da stelle ich lieber schnell ein neues Gedicht ein und verlagere einstweilen den Schauplatz...reine Notwehr...
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aram
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Beitragvon aram » 15.01.2007, 00:38

lieber [sic] tom,

bei mir kam das gedicht gleich beim ersten lesen so an, wie du es - durch deine erklärungen bezeugt - meintest - ohne dass ich mich dafür 'innerbildlich' auf eine genaue szene 'festlegen' musste, wie du sie im kommentar beschreibst - es klang durch den text, dass ein 'bestimmter tänzer' gemeint ist, der innerlich tatsächlich tanzt und darin respektabel ist, obwohl es äußerlich steif, "stechschritt" ist...

für mich hat dieser, wie etliche deiner texte, eine gewisse kraft, die gestört würde, sobald man ihn nach 'herkömmlichen maßstäben' 'korrigierte' ... die dopplung titel / 1. zeile gehört dazu, sie 'passt' für mich in diesem fall - bitte nicht ändern.

auch alles andere finde ich sehr gut. [punkt aber doch nicht] mit ausnahme der zeile "steif wie eisenstäbe" - da zerfällt mir das bild (das dieser der vergleich erzeugt) - eisenstäbe sind doch an sich nicht steif - eisen ist elastisch und weich - das 'steife' entsteht erst im vergleich zum menschlichen körper, z.b. wenn man sich vorstellt, der tänzer hätte die stäbe in den beinen - aber nicht als qualität des eisens an sich, wie du hier sagst.
(stünde da - ist jetzt KEIN vorschlag - "steif wie stahlrohr", hätte ich weniger 'probleme' ... doch noch eher glaube ich, dass du genau dieses steif - weiche des eisenstabs meinst, jedoch nur "steif" sagst - die beschreibung auf diesen aspekt reduzierst. geht für mich wie gesagt nicht auf.)

hab ich sehr gern gelesen - nicht dass dir das jetzt zu kopf steigt [just teasing] aber es ist schön, wieder gedichte von dir zu finden.

gruß vom campingplatz
aram
Zuletzt geändert von aram am 15.01.2007, 01:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 15.01.2007, 01:06

aram, es steigt mir immer zu Kopf, wenn man mich lobt....

Die Eisenstäbe sind eine spontane Eingebung, wie das ganze Gedicht, ich kann das nicht erklären. Und '...rohre' schreibe ich da jetzt bestimmt nicht hin. Die könnte ich noch weniger erklären. Auch wenn's - obwohl kein Vorschlag - richtiger wär'. Eisen als solches ist in meinem Fall (als Bild) steif genug. Auch Stechschritte erfordern eine gewisse Biegsamkeit. Holz oder Plaste würden das Bild nicht füllen.

Aber schön, dich unter meinen spärlichen Textversuchen wiederzufinden. Und auch sonst.

Tom.
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Beitragvon aram » 15.01.2007, 01:15

Auch Stechschritte erfordern eine gewisse Biegsamkeit.


- siehst du, das meinte ich - konsequenterweise ist "steif" zu viel (oder zu wenig) gesagt - "wie eisenstäbe" (ohne "steif") sagte es schon ...für mich ist deshalb ein aspekt überbetont und die zeile nicht in innerer balance...

(finde mich wieder)


p.s. - ungelenk wie eisenstäbe?
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Beitragvon Thomas Milser » 15.01.2007, 01:27

Herrgott...

Je weniger Zeilen man schreibt, desto mehr muss man erklären...

Wundert euch nicht, wenn ich wieder zur Prosa überlaufe... da hat man zwar erstmal mehr Arbeit, dafür aber hinterher bedeutend weniger....

:o]
Zuletzt geändert von Thomas Milser am 15.01.2007, 01:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon aram » 15.01.2007, 01:28

(feigling.-)
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Beitragvon Thomas Milser » 15.01.2007, 01:29

(aram)
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Beitragvon aram » 15.01.2007, 01:30

.-)
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Beitragvon Thomas Milser » 15.01.2007, 01:32

Du kannst aber nicht durchschreiben: "Durchmisst...wie [..] Eisenstäbe".
Dann musst du in der Zeile vorher auch was machen...
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Beitragvon Thomas Milser » 15.01.2007, 01:35

Und 'ungelenk' und 'steif' meint doch, um mal diesen Scheiß-Anglizismus zu bemühen, dasselbe in diesem Fall, oder nicht?
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Beitragvon aram » 15.01.2007, 01:38

ja klar

(herrgott, jetzt muss man als kritiker den autor wieder bei der hand führen...)

- entweder findest du ein anderes attribut, oder du entsorgst den vergleich als solchen (wenn du "steif" nicht ausstauscht sondern einfach streichst, kannst du "wie" auch sparen, oder was weiß ich...

- übrigens glaube ich, das an dieser stelle der vergleich (welcher art auch immer) an sich nicht so gut kommt...

SO, verdammt, das ist aber auch die einzige stelle an der ich rausfalle, der rest ist gut sprich perfekt - mach doch was du willst :-)

aram (schon wieder)
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