für meine träume

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 04.01.2007, 15:33

in dieser hochgewachsenen stadt
suche ich land
für meine träume

von den kleinen körnern
weiß ich nicht
ob sie keimen werden

ich will die erde umgraben
auf meinem land
will schweiß
auf den lippen schmecken
und die ränder sehen
unter den fingernägeln

das nenne ich glück

die saat
in die erde legen
sie dort zu wissen
das allein schon

allein das wäre mir
ein zuhause
eine ahnung
davon



Erstfassung:

in dieser hochgewachsenen stadt
suche ich unbebeautes land
für meine träume

die kleinen körnen
von denen ich nicht weiß
ob sie keimen werden

ich will die erde umgraben
auf meinem land
will schweiß
auf den lippen schmecken
und die ränder sehen
unter den fingernägeln

das nenne ich glück

die saat
in die erde legen
sie dort zu wissen
das allein schon

allein das wäre mir
ein zuhause
eine ahnung
davon
Zuletzt geändert von leonie am 06.01.2007, 17:31, insgesamt 3-mal geändert.

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 08.01.2007, 12:15

Liebe leonie,

und schon wieder so ein schöner, ungebändigter text, wo nimmst du das nur her zur Zeit? Gibst du mir was ab ;-).
Es ist schon so vieles gesagt, ich komme zu spät. Pan hat es für mich genau gesagt:

ich kann diesen hoffnungsgedanken gut nachvollziehen. allein die tatsache, dass etwas keimen KÖNNTE


Ja, so ist es. Und das hast du geschafft, in deinem Text auszudrücken.

Ich glaube, das Heimatlose in dieser Stadt hat nichts mit dem Gegensatz städtisch/Natur zu tun. Es ist schon wichtig, dass es eine Stadt ist, daraus resultieren bestimmte Gegegebenheiten, aber die Antwort (Lösung) lautet in diesem Text nicht: "Zurück zur Natur", darauf will der Text nicht hinaus.

Die Bilder sind schon durchgehalten und auserzählt und ich vermisse nichts (in Zahlen 0,00 ;-) an dem Text.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 08.01.2007, 12:15

Hallo Ihr,

natürlich geht es nicht um Land-oder Stadtleben, aber ich denke, moshe, das weißt Du auch. Ich vermute, Du wolltest mit Deinem Kommentar "im Bild bleiben". Wie Du allerdings auf Topfblume kommst, ist mir nicht ganz klar.
Naja, und ob es hier wirklich um mich geht, ist ja auch die Frage, das lyrIch kann sich ja durchaus von mir unterscheiden....

Auf jeden Fall danke Euch dreien für die Auseinandersetzung mit dem Gedicht.

Liebe Grüße

leonie

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 08.01.2007, 12:16

Liebe leonie,
hu, da warst du knapp schneller als ich :-)

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 08.01.2007, 13:05

Liebe leonie,

ich lese dein Gedicht als Bild für alles was Wachsen und Gedeihen soll, besonders jedoch für das Wachsen der Träume des lyr. Ich.
Dabei ist unerheblich, ob es sich um realisierbare Träume oder um unerfüllbare handelt. Sehnsucht ist zwischen die Worte gebettet.
Die Sehnsucht, vielleicht nur ein Plätzchen, ein ruhiges zu finden um eben jenen Träumen nachhängen zu könne. Dann wird das Wünschen bescheiden, nicht einmal mehr als dieses Plätzchen wünscht sich das lyr. ich, es will nicht einmal wachsen sehen...
Ich glaube mich erinnern zu können, dass dieser Gedankengang in deinen -Gedichten wiederkehrend ist.
Sei ganz beruhigt, liebe leonie, so einddimensional, wie es weiter oben anklang, schreibt hier, denke ich, niemand, und du schon gar nicht.
Mir gefallen die verdichteten Gedanken.

Liebe Grüße
Gerda

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 08.01.2007, 21:44

Liebe Lisa,

ich danke Dir sehr für Deine Rückmeldung. Schön, dass Du das Ungebändigte fühlen kannst, denn so war die Entstehung. Nach einem Spaziergang, ein Stück unbebautes Land und schwupp: in einem Rutsch geschrieben.... Das kann man nicht machen, das ist wie ein Geschenk. Und natürlich würde ich Dir davon abgeben, wenn ich könnte. Aber ich kenne solche anderen Zeiten ja auch...(Die gehen vorbei...wie die kreativen leider auch...)


Liebe Gerda,
auch über Deine Worte freue ich mich sehr. Ich weiß, wie kritisch Du bist (und das meine ich positiv!!! denn meistens erwischst Du die Knackpunkte genau). Ja, und Du hast recht, ich glaube, das ist zur Zeit ein Thema von mir...

Liebe Grüße und danke Euch beiden!

leonie

P.S. Versteht man eigentlich, dass "das nenne ich glück" zu tun hat mit dem, was man normalerweise "Trauerränder" nennt?

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 20.01.2007, 18:31

Wie wärs mit "hochgeschossenen" Stadt?

kleine Körner ist lautlich schön, aber ansonsten doppelt gemoppelt.

schmecken, bzw sehen sind gleichfalls nicht unbedingt notwendig, um das Gesagt wirken zu lassen.

ansonsten gefällts mir

Gast

Beitragvon Gast » 21.01.2007, 02:38

Liebe leonie,

deine Frage lese ich zufällig heute Nacht.
Nein, an "Trauerränder", (Du meinst die nach der Gartenarbeit unter den Fingernägeln nehme ich an) habe ich nicht gedacht.
Ich habe dein Gedicht insgesamt metaphorisch gelesen, da kam mir das nicht in den Sinn.

Nächtliche grüße
Gerda

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 21.01.2007, 12:15

Lieber reimerle,

danke für Deine Rücjkmeldung! Das "hochgeschossen" werde ich mir durch den Kopf gehen lassen, ich bin noch am Überlegen, ob ich es besser finde als hochgewachsen.
Bei den Körnern empfinde ich es schon so, dass es verschieden große gibt. Und für mich drückt das Wort "kleine" auch eine gewisse besorgnis über ihre Möglichkeit zu wachsen mit aus.
Und auf die Verben möchte ich nicht verzichten, mir ist dieses Sinnliche darin wichtig, nicht nur den Schweiß auf den Lippen zu haben, sondern ihn auch zu schmecken und nicht nur die Ränder zu haben, sondern sie auch zu sehen. Also dieses bewusste sinnliche Wahrnehmen der körperlichen Arbeit.

Liebe Gerda,

danke für Deine Antwort!


Liebe Grüße

leonie


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 13 Gäste