feuerrot

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Cara

Beitragvon Cara » 23.10.2006, 14:23

Letzte Version:

feuerrot

der horizont
steht senkrecht
ich trudele
wie ein drachen
ohne schnur
einsam
durch die
warme luft


auf verrotteten hügeln
wartet die sonne
trotzig brütet sie
vor sich hin
bis wir irgendwann
untergehen
sie und ich

feuerrot

(c) Cara

_________________

Erste Fassung:


feuerrot

der horizont
steht senkrecht
ich
trudele
wie ein drachen
ohne seil
einsam
durch die kalte
trockene luft

auf verrotteten hügeln
wartet die sonne
trotzig brütet sie
vor sich hin
bis wir irgendwann
untergehen
sie und ich

feuerrot

(c) Cara
Zuletzt geändert von Cara am 31.10.2006, 11:31, insgesamt 6-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 26.10.2006, 19:24

Liebe Cara,

mir geht es wie rala, diese Version finde ich richtig gelungen!

Liebe Grüße
leonie

Cara

Beitragvon Cara » 27.10.2006, 10:00

Hallo Rala und leonie,

vielen Dank für Euer feed back.....freut mich, dass ich das Gedicht nun in eine allgemein begrüßenswertere Form bringen konnte.

Lisa,
auch Dir Danke fürs nochmalige Reinschauen......
Ich finde das Verb "gleiten" auch sehr gut....habe drüber nachgedacht und doch....letztlich bin ich bei "teiben" hängen geblieben. Ich finde, das rechtfertigt eher den anfangs eingebrachten "senkrechten Horizont". "Gleiten" würde haronischer, weicher wirken. Wäre aber, wie gesagt, auch möglich gewesen bei der nun "warmen Luft".

Sei's drum, man muss sich entscheiden...

Liebe Grüße an Euch alle
Cara

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 30.10.2006, 22:00

Hallo Cara

Ich fand, "trudeln" war eigentlich ein recht anschauliches Bild für "den Elementen hilflos ausgeliefert sein" und "hilflos oder unbeholfen" sein. Aber da melde ich mich jetzt wohl ein bißchen spät. Na ja, auch mit dem Verb "treiben" ein sehr starkes, intensives Gedicht.

Gerne gelesen

Jürgen

Cara

Beitragvon Cara » 30.10.2006, 22:18

Guten Abend Jürgen,

nein, zu spät meldest du dich nicht; es lässt sich doch durchaus immer wieder über ein Gedicht nachdenken....
du findest also "trudeln" gut.....tja, war ja auch meine Idee so.
Aber nachdem mein Überlegen nun von "trudeln" nach "gleiten" (Lisas Vorschlag) gestupst wurde, bleibe ich doch ganz gerne letztlich bei "treiben". Du bist ja damit auch einverstanden, *s*.

Vielen Dank für deine Rückmeldung
und schönen Abend noch

Cara

Gast

Beitragvon Gast » 30.10.2006, 23:37

Liebe Cara, nachdem ich bei Polyphon Bild und Gedicht gesehen hatte, wollte ich eigentlich sofort noch zum Text etwas schreiben...
Nun, du siehst, es ist etwas Zeit ins Land gegangen.
Jetzt brauche ich allerdings nur noch sagen: Jürgen schreibt mir aus dem Herzen.
Ein Drachen treibt höchstens von einem kräftigen Wind angetrieben, da aber der Drachen ja von der Schnur (kein Seil) gelöst ist kann er nur trudeln...
Das Bild in der 2. Version ist für mich nicht stimmig und zwar bezüglich Seil und treiben.
Es tut mir sehr leid, dass ich mich jetzt erst dazu äußere.
Aber manchmal schaffe ich es nicht rechtzeitig, zu den Texten, die mich ansprechen etwas zu sagen, es sind ja viele Texte hier im forum.
Ich weiß auch, dass ich die Diskussion eigentlich nicht von neuem anstoßen möchte, denn letztlich kannst nur du allein entscheiden, wie es sich anfühlt in deienem Inneren, dieses Trudeln oder Treiben...
Aber eins hat ein Drachen nicht: ein Seil, das wäre zu schwer (Gesicht).
Band, Kordel, Schnur... alles Begriffe, die die Leichtigkeit treffen.

Liebe Abendgrüße
Gerda

Cara

Beitragvon Cara » 31.10.2006, 10:10

Guten Morgen liebe Gerda,

ich danke dir, du hast mich überzeugt.
Auch wenn mich gestern Abend Jürgens Bemerkung noch nicht ganz zu einer erneuten Änderung (zum Ursprungstext hin) bewegen konnte (er blieb ja auch eher in der Mitte von "trudeln" und "treiben" - mit leichtem Zuschlag für "trudeln"), so muss ich dir nun zustimmen: Das "trudeln" gehört mehr zum "ohne Seil" und "senkrechten Horizont".

Oh je.......lächel.......
ob das Gedicht nun endlich seinen erfüllten Untergang in der roten Sonne finden wird?

Ich grüße dich
Cara

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 31.10.2006, 10:18

Liebe Cara,
falls es hilft: Das Trudeln hat mir auch sehr gefallen! ich wollte nur nicht so hin und her zerren beim Kommentieren! Wie gesagt halte ich das "treiben" bewegungstechnisch in der geschilkderten Situation nicht für möglich....

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Cara

Beitragvon Cara » 31.10.2006, 10:31

Danke Lisa,

das ist jetzt ein wohlwollendes , abschließendes Wort,

ich (bzw. der Drachen) "trudele" jetzt in die rote Sonne hinein und
gehe unter.....

lach,

werde natürlich, wie auch die Sonne, wieder aufgehen.

Liebe Grüße
Cara

Gast

Beitragvon Gast » 31.10.2006, 10:33

Liebe Cara, ich trau mich noch Mal,

du hast zum "ohne Seil" jetzt nichts gesagt, denn auch das halte ich für nicht "Drachengerecht" siehe oben

Übrigens soll das Gedicht, ja nicht untergehen...
obgleich du dieses Bild im 2. Vers für das Lyrich verwendet hast und dies auch gelungen ist. ;-)

Liebe Grüße
Gerda

Die Nachrichten haben sich wohl überschnitten...

Cara

Beitragvon Cara » 31.10.2006, 11:30

Liebe Gerda,

ob das wohl ein ewiger Drachenflug ohne Untergang wird, lächel...

Nein, und ich danke dir für deine Hartnäckigkeit und widme dir ein kleines Senryu von mir dafür:

Jemandem etwas
abzuverlangen hat mit
Ernst-Nehmen zu tun

Zum „Seil“....

ich bin untröstlich, denn ich habe deine Argumentation im Rahmen meiner Beschäftigung mit dem“trudeln“ irgendwie nicht richtig wahrgenommen....hatte nur schemenhaft ein gewisses Unverstehen darüber, was du da schriebst mit dem Seil. Jetzt, nach deiner wiederholten Betonung ist mir erst richtig klar, was du meintest.
Nachdem ich nun ein wenig nachgedacht habe, „Abschiedsarbeit geleistet habe“, denn an gewisse Worte gewöhnt man sich ja unwillkürlich..... muss ich dir Recht geben:
Es ist stimmiger, wenn ich „Schnur“ statt dem „Seil“ sage. Schnur ist in der Tat leichter, ein Seil ist eher zum Tauziehen geeignet.
Da sich das von Rhythmus und Klang her auch ohne größeren Verlust machen lässt, werde ich also „Schnur“ einsetzen.

Ich grüße dich und wünsche dir einen bunten Herbsttag

Cara

Gast

Beitragvon Gast » 31.10.2006, 13:42

Liebe Cara,

ich freue mich, dass du meine Beschäftigung mit deinem Gedicht so aufgefasst hast.

Hast du es mal laut gelesen?
Ich finde zusätzlich den Klang auch entschieden besser, als 4 x den Doppelvokal "ei" zu haben...
Manchmal glaube ich, dass ich den Klang schon rein intuitiv bei Änderungsvorschlägen mit berücksichtige.

Liebe Grüße und danke für den Senryu - bei dem ich nicht ganz sicher bin, ob es sich um einen handelt ;-) aber die Diskussion können wir ja an anderer Stelle führen

Dir ebenfalls einen 'farbenfrohen' Herbsttag
Gerda

wenn du mal nach Haiku und Senryu stöbern magst, hier eine Adresse im Netz - aber vielleicht kennst du sie auch schon.
http://www.onlinekunst.de/murer/haiku.html

Cara

Beitragvon Cara » 31.10.2006, 14:18

Hei Gerda,

den link hatte ich schon einmal gesehen....aber trotzdem vielen Dank dafür.

Nochmals auch Danke für deine Bemühung um das Gedicht
und liebe Grüße


Cara


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