Engel

[leonie]

Nebelschatten
nehmen
verletzte Konturen mit

Ich lese
Federn auf
schreibe über
verwischten Spuren
Dir
ein Gedicht

Könnte ich dich
sanft
erinnern

mein scheuer Engel

[Thomas Milser]

Also,

ich muss mal sagen, dass es sehr interessant ist, eure Kommentare zu einem Gedicht zu lesen. Wieviele Sichtweisen da auf mich einprasseln, erstaunlich.

Nach jedem Kommentar lese ich es anders. Auf solche Ansätze wäre ich gar nicht gekommen...

Auch hier kann ich wieder mal nur Kollegen Max zitieren, weil ichs besser nicht sagen kann:

Offenheit ja, aber keine Beliebigkeit. Daher musst Du vermutlich wählen, wie weit Du die Interpretation zulassen möchtest

Dem ist nichts hinzuzufügen. Du bist nah dran, Leonie.

Tom.

[leonie]

Hallo Paul Ost,
danke für Deine Rückmeldung, ich freue mich, dass Dir das Gedicht auch so interpretationsoffen gefällt. Mir fallen auch immer nueue Deutungen ein, so frage ich mich gerade, ob der Engel vielleicht noch jung und unerfahren ist, weil er sich zurückzieht statt sich auseinanderzusetzen. Ich meine eher, es könnte ihm an Geduld mit dem Gegenüber fehlen. Deinem Schlusssatz stimme ich in jedem Fall zu, ich meine sogar, dass Erinnerungen oft mit ambivalenten Gefühlen verbunden sein können.
Hallo Tom,
ich schreibe ja nicht nur solche Gedichte.
Dieses hier war mal konkreter. Aber das gefiel mir nicht, ich wollte es offener haben. Der Engel ist schließlich in keiner Weise greifbar und das sollte sich im Text widerspiegeln. Man sollte es dann selber füllen und offensichtlich scheint das ja nicht völlig misslungen zu sein. Dass dabei anderes entsteht, als ich mir gedacht habe, ist doch logisch und sogar erwünscht.
Ich bin da tatsächlich noch am Gratwandern, was Offenheit und Beliebigkeit angeht. Aber in diesem Fall ist mir persönlich das bei all der Unterschiedlichkeit nicht zu beliebig ausgefallen.
Liebe Grüße Euch beiden
leonie