Täler

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 22.06.2006, 13:15

Verlassen lag dies Tal im Dunkel, tannenschwer,
ein anderes honigmilde, reich durchspült,
mein Weg inmitten lang, gerade lang.
Da steh ich zitternd, seh' nicht mehr nach vorn,
seh mich nach oben fortgezogen
und von droben, über beiden Tälern,
ganz von Sternen mich umspielt.

Von den Tälern, klein versunken,
da weht dies Hell und Dunkel,
da laufen Leute um die Gunst des Brotes,
da schlafen ihre Lieder sehr,
da spielen die Sirenen mit des Schicksals Bällen hin und her,
da fahren Schiffe voll matrosen-leichtem Lachen auf das Meer
und Schiffe voll matrosen-blaßem Antlitz finden in den Hafen schwer.

Dann geh' ich weiter, festen Schritt's den Weg entlang,
kehre in die Hütte, wo man mir die warmen Lieder spielt
und erzähle von den Tälern, honigmilde und tannenschwer.
Zuletzt geändert von moshe.c am 22.06.2006, 14:10, insgesamt 1-mal geändert.

elli999

Beitragvon elli999 » 24.06.2006, 12:00

Hallo moshe

auch ich möchte mich noch einmal zu Wort melden. Für mich bleibt
dieser Text auch weiterhin einer der Schönsten - von denen, die ich
bisher von Dir gelesen habe. Ich würde mich auch wünschen, wenn
nicht mehr soviel daran geändert würde - aber das bleibt natürlich
Deine Entscheidung. Oft verlieren Texte, gerade durch nachträgliche
Verbesserungen.

Nutze Deine kreative Phase solange sie andauert und was danach
kommt, findet sich von selbst. Ich finde, Schreiben soll doch ent-
spannen, Freude bereiten, erleichtern - oder wie auch immer.
Auf jeden Fall bei dem Autor etwas positives bewirken und keine
Unzufriedenheit hervorrufen.

Aber vielleicht fehlt mir Freizeitschreiberin auch nur der rechte Sinn
oder Ehrgeiz es anders zu sehen.

Einen sonnigen Tag wünsche ich noch

elli

Gast

Beitragvon Gast » 24.06.2006, 12:10

Liebe elli,
das was du schreibst macht eben auch Sinn, und ich finde nicht dass wir anderen (Jedenfalls fast alle) etwas anderes als Freizeitschreiber sind, im positiven Sinn.
Lieber Moshe, du weißt, ich werde versuchen, nichts zu verunstalten, sondern wenn der Text bei mir richtig angekommen ist, mache ich dir ein paar Vorschläge.
Bis dann ;-

Alles Liebe für euch
Gerda

elli999

Beitragvon elli999 » 24.06.2006, 12:38

Hallo Gerda!

:shock: oh jeh, es lag nicht in meiner Absicht, irgendjemanden hier in eine
"Schublade" zu verbannen. :shock:

Der Teil mit dem Ehrgeiz bezog sich auch ausschliesslich darauf,
das ich das Schreiben als eine Möglichkeit sehe, sich positiv ab-
zureagieren. In diesem Zusammenhang nannte ich mich einen
"ehrgeizlose Freizeitschreiberin" .
Ich wollte auch damit kein Urteil abgeben oder sonstiges. Ich habe
nur für mich gesprochen.

Ich bin auch nicht generell gegen Änderungen oder Verbesserungen,
aber dieser Text hat mich sehr berührt, sodass ich es denke, er könne
durch Veränderungen nur verlieren.
:wub:

Liebe Grüsse

elli

Max

Beitragvon Max » 24.06.2006, 14:42

Lieber Moshe,

ich denke das ist ein Text voller eindrucksvoller und origineller Bilder. Gerade deshalb finde ich aber, dass der Text vielleicht noch eine kleine Überarbeitung vertragen könnte.

Honigmilde und tannenschwere Täler finde ich z.B. ein wunderschönes Bild.
Direkt darunter in Strophe 1
mein Weg inmitten lang, gerade lang


dagegen finde ich weder sprachlich besonders schön, noch verstehe ich den Sinn der Wiederholung.

da laufen Leute um die Gunst des Brotes,


finde ich wieder ganz großartig und auch

da schlafen ihre Lieder sehr,


ist mir eher positiv als negativ aufgefallen. Eher stört mich schon die auch von Lisa bemerkte Inversion (merci für das Wort, Lisa ;-) ) . Lustig finde ich, dass ich in Strophe 3 nicht anders kann als

Dann geh' ich weiter, festen Schritt's den Weg entlang,
kehre in die Hütte, wo man mir die warmen Lieder sang

statt

Dann geh' ich weiter, festen Schritt's den Weg entlang,
kehre in die Hütte, wo man mir die warmen Lieder spielt


zu lesen. Gerade, weil Du ja davor auf den reim setzt, schiene mir das natürlich.

Liebe Grüße
Max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 24.06.2006, 15:04

Erst mal Hallo an euch alle!!

Hexe: Die Mitsommerwende ist vorüber und da wird mein Schatten wieder länger.

Elli: Der Text wird in seiner ersten Form auf jeden Fall hier so stehen bleiben! Dieses möchte ich schon mal versichern. Es freut mich sehr, daß er dir so gefällt.
Dann wird es eine Diskussion geben und vielleicht ein Ergebnis, was auch hier stehen wird. OK?

Max: Das gerade lang bereitet sein Abkommen vom Wege vor.
Deinen zweiten Einwand finde ich überlegenswert, ist nee gute Idee, andererseits strebt der Text an dieser Stelle dem Ende entgegen, und da finde ich manchmal ein Verlassen der Reimformen ganz passend.

Gerda: :arrow: :idea:

moshe.c

Max

Beitragvon Max » 25.06.2006, 12:45

Lieber Moshe,

das mit dem Reim leuchtet mir auch ein ... Du bist der Autor, Du musst es wissen!

Was sollen eigentlich die magischen Zeichen zu Gerda bedeuten: "Gerda, Du Birne" vielleicht ;-) ?

Ich mag übrigens den Begriff des Feizeitschreibers nicht sonderlich. Wäre ich ein solcher, würde ich nicht schreiben, denn ich habe (fast) keine freie Zeit ;-) .. Mann muss ja nicht definieren, was man tut (tun allein reicht schon), aber ein wenig Ambition kann meistens nicht schaden ... auch wenn das nicht heißen muss, dass wir eine Gesellschaft verändern wollen.

Liebe Grüße
Max

Gast

Beitragvon Gast » 25.06.2006, 14:42

Lieber Moshe,
Fast traue ich mich hier kaum noch überhaupt Vorschläge zu machen...
Nun gut, ein gegebenenes Versprechen werde ich halten.
Diese ersten drei Verse stehn im Perfekt.
ich habe keine Hinweis gefunden, dass es Gründe gibt, weshalb du ohne Übergang (erläueterung im Gedicht) ins Präsens wechselst.
(Vielleicht habe ich auch etwa überlesen oder nicht verstanden).
Jedenfalls stztze ich auch nach dem 10. Lesen. ;-)




moshe.c hat geschrieben:Verlassen lag dies Tal im Dunkel, tannenschwer,
ein anderes honigmilde, reich durchspült,
mein Weg inmitten lang, gerade lang
Da steh ich zitternd, seh' nicht mehr nach vorn,
seh mich nach oben fortgezogen
und von droben, über beiden Tälern,
ganz von Sternen mich umspielt.

Von den Tälern, klein versunken,
da weht dies Hell und Dunkel,
da laufen Leute um die Gunst des Brotes,
da schlafen ihre Lieder sehr,
da spielen die Sirenen mit des Schicksals Bällen hin und her,
da fahren Schiffe voll matrosen-leichtem Lachen auf das Meer
und Schiffe voll matrosen-blaßem Antlitz finden in den Hafen schwer.

Dann geh' ich weiter, festen Schritt's den Weg entlang,
kehre in die Hütte, wo man mir die warmen Lieder spielt
und erzähle von den Tälern, honigmilde und tannenschwer.


Da wäre die 3. Zeile, die für meine Begriffe
so lauten könnte: mein Weg: gerade lang, inmitten
Ich hätte auch noch andere Vorschläge, aber das ist Gescmackssache, z. B. Verlassen jenes Tal...
das andere honigmilde....

Dann in Strophe 2 beginnt füpr mich das Problem mit der Zeit.

Warum nicht:
Da stand ich, sah nicht mehr...
fühlte mich nach oben fortgezogen
von Sternen ganz umspielt
über den Tälern


Wenn es darum geht, dass du dich in der ersten Strophe an die Kindheit erinnerst, dann wäre es notwendig für das Verständnis, (ohne deine Erläuterungen, die ich kenne) dieses auch auszudrücken.
z. B

Verlassen damals jenes Tal im dunkel tannenschwer
Dann könntest du fortfahren mit
heut steh ich zitternd... usw...

Über den Tälern, klein versunken,
weht manches Hell und vieles Dunkel,


Hier weiß ich schon , dass manches und vieles vielleicht deine Intention nicht trifft.. aber so stimmt Metrum und Klang, ggef. müsstest du nach Ersatz suchen.

es laufen Menschen weit für Brot
und ihre Lieder schlafen


Sirenen spielen Schicksal
und werfen Bälle hin und her,
es fahren Schiffe voll matrosen-
leichten Lachen auf das Meer
und finden voll matrosen-
bleicher Stirn den Hafen schwer


Ich schreite weiter auf dem Weg
mein Schritt ist fest, und wieder kehr
ich ein in jene Hütte, in der
man mir die warmen Lieder spielt,
erzähle dort von Tälern,
honigmilde - tannenschwer


In der letzten Strophe muss es heißen, in der(Hütte) und nicht wo.

Uff, lieber Moshe, ;-)

Dann schau mal, ob du etwas gebrauchen kannst.

Es sieht schrecklich viel nach Veränderung aus, ich weiß, aber es ist minimal.
Allerdings gebe ich zu, dass Gedicht klingt jetzt anders.
Die Frage ist nur, ob du es so rund haben willst.

Liebe Sonntagsgrüße
Gerda
Bild

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 26.06.2006, 12:27

Hallo Gerda, vielen Dank erstmal für deine Mühe und im Moment nur eine ganz kurze Antwort, weil dieses Unding Computer alle meine Energie in Richtung vertonen und hören auffrißt, und ich heute genau dieses Gedicht damit vertonen will:
Der Zeitenwechsel ist an dieser Stelle um den Beginn der Aktion zu kennzeichenen. Sobald ich kann, werde ich mich selbstverständlich mit deinen Vorschlägen ausführlich beschäftigen.

moshe.c

P.S.: Ich habe es jetzt erstmal geschafft, daß diese 'intelligente Maschine' mp3 ausspuckt und konnte dich erstmals hören: Immer besser hast du sehr gut gesprochen.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 27.06.2006, 12:49

Hallo Gerda!

Ich habe das Gerdicht nun vertont und es steht seit heute in der Hörbar.
Nun weiß ich garnicht was ich machen soll, ob ich Veränderungen vornehmen soll oder nicht. Mir klingt es in der gesprochenen Version schlüßig.

moshe.c

Gast

Beitragvon Gast » 27.06.2006, 13:26

ich höre es mir gern an, lieber Moshe.

Lass es doch ruhen und schau, was für dich das Wesentliche an diesem Gedicht ist
Ob der Text unabhängig von deiner Person bestehen kann, oder ob du ihn lieber über deine Stimme transportiert wissen möchtest.

Es ist ein junger Text, vielleicht sollte er reifen?

Ich habe so meine "Schätzchen", die ich vor drei /vier Jahren oder gar vor 10 Jahren schrieb nicht selten bearbeitet, weil ich den Abstand dazu zwischenzeitlich gewonnen hatte.
Lach mich aus, meinetwegen, aber das wirst auch du noch lernen ;-), dass deine Gedichte nicht zwangsläufig schlechter werden, wenn du sie überarbeitet hast. :idea:

Liebe Grüße
Gerda
ich rühre mich... im Büro habe ich keine gescheiten Lautsprecher.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 27.06.2006, 15:00

Gerda, meine Frage war konkreter als deine Antwort.
Das wir reifen und die Sache mit den Phasen hatten wir doch schon ganz gut erfaßt.

moshe.c


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