Ein schepperndes Ding
rollt den Bürgersteig entlang.
Der Wind pfeift darauf.
Ein schepperndes Ding
dieses "darauf" passt nicht zu diesem haiku. das ist zu zweideutig und zu reflexiv. das "darauf" macht den text zum kalauer. wenn ich das "darauf" streiche ( und ich weiß, dass dann zwei silben fehlen,) hört es sich wie ein haiku an. anders kann ich es nicht erklären? es fühlt sich falsch an mit dem "darauf".
Ein schepperndes Ding
rollt den Bürgersteig entlang.
Der Wind pfeift......?
Ein schepperndes Ding
rollt den Bürgersteig entlang.
Der Wind pfeift......?
Lieber Zaunkönig,
Danke, das ist aufschlussreich, das wusste ich z.B. nicht. Sind die Wortspiele denn, falls du das beurteilen kannst, im Japanischen ähnlich "kräftig" strukturiert? Ich finde, im Deutschen entsteht wirklich schnell dieser Kalauereindruck. Ich kann mir aber vorstellen, dass dies in einer anderen Sprachstruktur ganz anders wirken kann.
Ja, ich auch.
Sie beschreibt es, ja. Aber die Formulierung "drauf pfeifen" hat ja noch eine andere Bedeutung (dass etwas für einen absichtlich/mit Gegenbewegung egal ist).
Hier sehe ich nur den Anker im Wort "Ding" und als Gegensatz dazu der Wind, groß/klein fest/sich bewegend, das Spiel der Welt sozusagen. Aber die Formulierung "drauf pfeifen" ist mir für das Berühren dieses Blickes viel zu heftig und zu wenig amüsant/feinsinnig, sodass ich nicht zu einem Eindruck davon komme.
Liebe Grüße
Lisa
Metaphern sind nicht gerne gesehen. Wortspiele aber verwenden die Japaner viel exzessiver als es im Deutschen möglich wäre, weil sie viel mehr Homonyme haben. Doppeldeutigkeiten sind also durchaus dem Haiku gemäß. Ob nun dieses konkret so gelungen ist, nun da gehen die Meinungen nicht nur hier im Forum auseinander.
Danke, das ist aufschlussreich, das wusste ich z.B. nicht. Sind die Wortspiele denn, falls du das beurteilen kannst, im Japanischen ähnlich "kräftig" strukturiert? Ich finde, im Deutschen entsteht wirklich schnell dieser Kalauereindruck. Ich kann mir aber vorstellen, dass dies in einer anderen Sprachstruktur ganz anders wirken kann.
Ich habe es von Anfang so gelesen, dass der Wind durch sein Pfeifen die Dose, oder was immer da rollt, antreibt, nämlich den Bürgersteig entlang rollen lässt.
Ja, ich auch.
Sprich, die letzte Zeile erklärt, wieso "ein schepperndes Ding" da entlang rollt. Ich finde das Haiku gelungen.
Sie beschreibt es, ja. Aber die Formulierung "drauf pfeifen" hat ja noch eine andere Bedeutung (dass etwas für einen absichtlich/mit Gegenbewegung egal ist).
Hier sehe ich nur den Anker im Wort "Ding" und als Gegensatz dazu der Wind, groß/klein fest/sich bewegend, das Spiel der Welt sozusagen. Aber die Formulierung "drauf pfeifen" ist mir für das Berühren dieses Blickes viel zu heftig und zu wenig amüsant/feinsinnig, sodass ich nicht zu einem Eindruck davon komme.
Liebe Grüße
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Lisa,
Haiku heißt sogar wörtlich "Lustiger Vers". Zwar gibt es Unmengen an ernsten / beschaulichen Betrachtungen über Gott und die Welt, aber Humor haben selbst die alten Meister immer wieder bewiesen. Ob nun feiner oder derber ist letztlich Geschmackssache, aber es gibt auch Beispiele wo jemand in den Schnee pinkelt und im Ergebnis das Zeichen für Frühling erkennt. Da sind die Klassiker mitunter genauso volkstümlich-derbe wie Goethe mit seinem Götz.
Haiku heißt sogar wörtlich "Lustiger Vers". Zwar gibt es Unmengen an ernsten / beschaulichen Betrachtungen über Gott und die Welt, aber Humor haben selbst die alten Meister immer wieder bewiesen. Ob nun feiner oder derber ist letztlich Geschmackssache, aber es gibt auch Beispiele wo jemand in den Schnee pinkelt und im Ergebnis das Zeichen für Frühling erkennt. Da sind die Klassiker mitunter genauso volkstümlich-derbe wie Goethe mit seinem Götz.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck
, aber es gibt auch Beispiele wo jemand in den Schnee pinkelt und im Ergebnis das Zeichen für Frühling erkennt.

Das hätte ich nie vermutet, ist ja herrlich, schade, dass ich es nicht lesen kann. Gibt es Seiten, auf denen solche Haiku übersetzt sind? Also "wörtlich", nicht mit dem Versuch, die Form einzuhalten.
Liebe Grüße
Liss
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Das Haiku, das ich im Kopf hatte finde ich gerade nicht wieder, aber in der japanisch-englischen "World Kigo Database" gibt es ein eigenes Stichwort "Pissing (shooben)" mitsamt eigenem Faden für Beispieltexte. Obwohl es kein Jahreszeitenwort, also kein Kigo ist.
http://wkdhaikutopics.blogspot.de/2007/ ... ooben.html
Zugegebermassen eher Kuriositäten der Haikudichtung aber immerhin sind auch Basho und Issa vertreten.
http://wkdhaikutopics.blogspot.de/2007/ ... ooben.html
Zugegebermassen eher Kuriositäten der Haikudichtung aber immerhin sind auch Basho und Issa vertreten.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck
Hallo Zusammen,
mich überrascht eure Diskussion zu diesem Haiku. Ich sah beim Lesen die letzte Radkappe meines alten Suzuki über den Bürgersteig rollen. Und dass der Wind darauf pfeift, ärgerte mich. Denn mir war das damals gar nicht egal, sondern irgendwie peinlich.
LG Dede
mich überrascht eure Diskussion zu diesem Haiku. Ich sah beim Lesen die letzte Radkappe meines alten Suzuki über den Bürgersteig rollen. Und dass der Wind darauf pfeift, ärgerte mich. Denn mir war das damals gar nicht egal, sondern irgendwie peinlich.
LG Dede

Zaunkönig, auf der Seite finde ich mich schlecht zurecht, mein Englisch ist durchwachsen und ich finde nicht recht, was gegenwärtige und was klassische (sind da welche?) sind. Vielleicht kannst du ja auch ein Buch empfehlen?
Liebe Grüße
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Lisa, die Seite präsentiert sogar überwiegend Klassiker.
Eine Übersicht mit Lebensdaten gibt es hier: http://wkdhaikutopics.blogspot.de
Buchempfehlungen habe ich aus dem Stegreif nicht. Haiku ist ja auch eher ein Nebenschauplatz für mich.
Hallo Hetti,
Da ist das Ding wohl doch nicht so eindeutig wie gedacht, aber das Bild gefällt mir.
Ist irgendwie ... noch urbaner!
LG ZaunköniG
Eine Übersicht mit Lebensdaten gibt es hier: http://wkdhaikutopics.blogspot.de
Buchempfehlungen habe ich aus dem Stegreif nicht. Haiku ist ja auch eher ein Nebenschauplatz für mich.
Hallo Hetti,
Da ist das Ding wohl doch nicht so eindeutig wie gedacht, aber das Bild gefällt mir.
Ist irgendwie ... noch urbaner!
LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck
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