.
3. Fassung
Allen meinen Toten
Ach wie sie sich häufen:
meine Toten
durch die Jahre doch:
man gewöhnt sich
was bleibt ist eine Sehnsucht:
an sich drücken dürfen
einatmen - die Haut
Danke für alle Hilfe!
2. Fassung
Ach wie sie sich häufen
meine Toten
durch die Jahre doch
man gewöhnt sich
was bleibt ist der Wunsch:
zu riechen an ihrer Haut und
einatmen die Umarmung
1. Fassung:
Ach wie sie sich häufen:
meine Toten
durch die Jahre doch:
man gewöhnt sich
was bleibt ist eine Sehnsucht:
an sich drücken dürfen
einatmen die Haut
by ELsa
Allen meinen Toten
Hallo!
Was im ersten Kommentar steht: "fernab großer Metaphorik" trifft nicht gerade meinen Geschmack, obwohl ich die Thematik sehr spannend finde. Für mich liegt der Kern des Gedichtes gerade darin für solche Zustände Wortbilder zu finden, aber das mag jeder anders sehen. Es gibt natürlich auch sehr schöne, metaphernfreie Gedankensprünge in vielen Texten. Ich muss da gerade an so ein kleines Todes-Gedicht von Beckett denken, wo es heißt: stell dir das/ eines tags/ eines schönen tags/ vor stell dir das/ hört eines tags/ eines schönen/ tages auf/ stell dir vor
Deshalb kann man ja auch hier versuchen, obgleich es kaum Bilder im Text gibt, etwas intensiver auf die einzelnen Worte einzugehen.
Ich finde es zum Beispiel faszinierend, dass sich die Toten "häufen" - so wie Geld sich häuft? Oder so wie sich Schulden häufen? Oder liegen sie vielleicht sogar irgendwo als ein (Gedanken-)haufen im Kopf und drücken dann schmerzhaft gegen die Schädeldecke?
Die Gewöhnung an die Toten empfinde ich auch als einen sehr guten Gedanken. Ich glaube aber auch, ähnlich wie Lisa, dass die Gewöhnung nicht unbedingt eine Erleichterung, aber auch nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss. Sobald man denkt: "Ich habe mich an etwas gewöhnt." hört die Gewohnheit ja schon auf, glaube ich. Natürliche Gewohnheiten bemerkt man ja nur ganz selten, also muss das mit dem Verschwinden lieber Mitmenschen schon etwas anderes sein... selbst wenn der Schmerz darüber sich verändert.
Mm...mich stören die Doppelpunkte ebenfalls
- und ich würde noch einmal über die letzte Strophe nachdenken. Ich weiß, was du meinst. Es ist schlimm, dass man die Toten nicht mehr spüren und riechen kann... das finde ich auch - dadurch erscheinen sie so fern. Aber ob man das nicht vielleicht noch ein bisschen anders sagen könnte!? Ich bastele mal so ein bisschen herum, wenn es nicht unangenehm ist:
was bleibt ist das Wünschen
ihre Haut zu riechen oder
einatmen die umarmung
Du kannst es auch ganz anders machen... soll nur ein Beispiel für eine mögliche Schlussvariante sein. Meins ist auch nicht besonders originell.
Interessanter Text!
Liebe Grüße,
l
Was im ersten Kommentar steht: "fernab großer Metaphorik" trifft nicht gerade meinen Geschmack, obwohl ich die Thematik sehr spannend finde. Für mich liegt der Kern des Gedichtes gerade darin für solche Zustände Wortbilder zu finden, aber das mag jeder anders sehen. Es gibt natürlich auch sehr schöne, metaphernfreie Gedankensprünge in vielen Texten. Ich muss da gerade an so ein kleines Todes-Gedicht von Beckett denken, wo es heißt: stell dir das/ eines tags/ eines schönen tags/ vor stell dir das/ hört eines tags/ eines schönen/ tages auf/ stell dir vor
Deshalb kann man ja auch hier versuchen, obgleich es kaum Bilder im Text gibt, etwas intensiver auf die einzelnen Worte einzugehen.
Ich finde es zum Beispiel faszinierend, dass sich die Toten "häufen" - so wie Geld sich häuft? Oder so wie sich Schulden häufen? Oder liegen sie vielleicht sogar irgendwo als ein (Gedanken-)haufen im Kopf und drücken dann schmerzhaft gegen die Schädeldecke?
Die Gewöhnung an die Toten empfinde ich auch als einen sehr guten Gedanken. Ich glaube aber auch, ähnlich wie Lisa, dass die Gewöhnung nicht unbedingt eine Erleichterung, aber auch nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss. Sobald man denkt: "Ich habe mich an etwas gewöhnt." hört die Gewohnheit ja schon auf, glaube ich. Natürliche Gewohnheiten bemerkt man ja nur ganz selten, also muss das mit dem Verschwinden lieber Mitmenschen schon etwas anderes sein... selbst wenn der Schmerz darüber sich verändert.
Mm...mich stören die Doppelpunkte ebenfalls
.gif)
was bleibt ist das Wünschen
ihre Haut zu riechen oder
einatmen die umarmung
Du kannst es auch ganz anders machen... soll nur ein Beispiel für eine mögliche Schlussvariante sein. Meins ist auch nicht besonders originell.
Interessanter Text!
Liebe Grüße,
l
Liebe Lisa,
Und auch vielen Dank fürs Prädikat: Gelungen!
Liebe Grüße
ELsa
Die gibt es ja unentwegt während des Lebens und dem Ende desselben.für mich ist beides wahr: Man gewöhnt sich und man gewöhnt sich doch nicht. Ich bin fest davon überzeugt, dass es solche scheinbar kompliziert und paradox klingenden Zustände gibt.
Es lässt sich auch vergleichen mit Verliebtheit. Die kann nicht über Jahre in der Form, die sie beim Beginn hat, aufrecht erhalten werden. Es würde uns umbringen, verrückt machen. Und genauso ist es mit dem Schmerz, Verlusten. Die sog. Gewöhnung ist Selbstschutz, sichert das Überleben.Und so lese ich auch diesen Text: Er sagt ja eigentlich ganz was anderes, als dass man sich gewöhnt. Es ist nur eben so, dass man unter einem großrn Schmerz, der sich oft wiederholt, eine Veränderung widerfährt, man wird solchermaßen Kraft beraubt, dass man, schaut man sich davor an, so vorkommen muss, als hätte man sich gewöhnt. Oder etwas psychologischer als Beispiel: Es gibt ja auch von verschiedenen Krankheitsbildern sowohl affektgeladene als auch lethargische Formen; und doch sind sie oft REaktion/Umgang mit demselben.
Gut, ist mir auch am Nächsten.Titel: Finde ich genau richtig wie er ist.
Da bin ich noch am "kiefeln", wie ich es löse.Doppelpunkte: Hier stimme ich scarlett zu, dachte sofort beim ersten Lesen auch, dass ich sie als störend empfand, gerade in dieser Häufigkeit und der Text ist ja auch nicht so lang.
Du hast bestimmt schon die Nase an die Haut eines geliebten Menschen gedrückt und eingeatmet, nein?Ende: Die letzte Zeile finde ich sprachlich etwas unglücklich, Haut einatmen?
Und auch vielen Dank fürs Prädikat: Gelungen!
Liebe Grüße
ELsa
Schreiben ist atmen
Liebe Lou,
Liebe Grüße
Elsa
Ich bin nicht die, die es gerade oft mit Metaphern hat, aber das weißt du ja ;)Es gibt natürlich auch sehr schöne, metaphernfreie Gedankensprünge in vielen Texten.
*hüpf* das ist fein, danke!Deshalb kann man ja auch hier versuchen, obgleich es kaum Bilder im Text gibt, etwas intensiver auf die einzelnen Worte einzugehen.
Das sind alles feine Möglichkeiten, ja. Mein "Kopfbild" war aber in der Tat ein Berg Toter in weißen Hemden, wobei ja "häufen" auch "mehr werden" ziemlich profan wie bei Einbrüchen bedeutet. Zeitungsnotiz: Im November häufen sich die Einbrüche.)Ich finde es zum Beispiel faszinierend, dass sich die Toten "häufen" - so wie Geld sich häuft? Oder so wie sich Schulden häufen? Oder liegen sie vielleicht sogar irgendwo als ein (Gedanken-)haufen im Kopf und drücken dann schmerzhaft gegen die Schädeldecke?
Ja, es ist ähnlich wie bei dem Befehl: Denk nicht an rosarote Elefanten.Sobald man denkt: "Ich habe mich an etwas gewöhnt." hört die Gewohnheit ja schon auf, glaube ich.
*schluck* Langsam denke ich ja selbst darüber nachMm...mich stören die Doppelpunkte ebenfalls-

Das ist schön, Lou, da werde ich eingehend darüber nachdenken, danke!Ich bastele mal so ein bisschen herum, wenn es nicht unangenehm ist:
was bleibt ist das Wünschen
ihre Haut zu riechen oder
einatmen die umarmung
Freut mich sehr!Interessanter Text!
Liebe Grüße
Elsa
Schreiben ist atmen
Liebe Elsa,
in diesem Text schaffst Du es sofort, eine Stimmung zu erzeugen, in die ich mit hineingehen kann.
Ich finde mich wieder im Seufzen und der Sehnsucht. Das "Gewöhnen" erzeugt eher eine Frage: Wie empfinde ich es denn?
Es ist eine Wandlung für mich vom Äußeren zum Inneren. Das Gewöhnen beinhaltet den "Verarbeitungsprozess", das Hineinnehmen in sich selbst und wissen: Das was war, geht nicht verloren, weil es in mir bewahrt wird.
Die genialste Formulierung, die ich dazu kenne, ist von Hilde Domin, die von den "verlierbaren Lebenden" und den "unverlierbaren Toten" spricht.
So geht es mir damit...
Den Satz mit der Haut würde ich überdenken, ich wusste sofort, was Du meinst, aber es entsteht trotzdem ein seltsames Bild, als habe jemand die Haut im Mund, der Luftröhre...Und das ist bei dem schönen Text einfach kontraproduktiv.
Liebe Grüße
leonie
in diesem Text schaffst Du es sofort, eine Stimmung zu erzeugen, in die ich mit hineingehen kann.
Ich finde mich wieder im Seufzen und der Sehnsucht. Das "Gewöhnen" erzeugt eher eine Frage: Wie empfinde ich es denn?
Es ist eine Wandlung für mich vom Äußeren zum Inneren. Das Gewöhnen beinhaltet den "Verarbeitungsprozess", das Hineinnehmen in sich selbst und wissen: Das was war, geht nicht verloren, weil es in mir bewahrt wird.
Die genialste Formulierung, die ich dazu kenne, ist von Hilde Domin, die von den "verlierbaren Lebenden" und den "unverlierbaren Toten" spricht.
So geht es mir damit...
Den Satz mit der Haut würde ich überdenken, ich wusste sofort, was Du meinst, aber es entsteht trotzdem ein seltsames Bild, als habe jemand die Haut im Mund, der Luftröhre...Und das ist bei dem schönen Text einfach kontraproduktiv.
Liebe Grüße
leonie
Liebe Elsa,
ich mag die einfachen Linien Deines Textes.
Die zentrale Aussage
"Man gewöhnt sich"
ist natürlich immer zu hinterfragen und zugleich wahr als auch falsch, aber im Sinne des gedichtes stimmig.
Bei den Doppelpunkten stimme auch ich Scarlett zu: Sie wegzulassen würde das Gedicht noch mehr zu sich selbst führen.
Liebe Grüße
Max
ich mag die einfachen Linien Deines Textes.
Die zentrale Aussage
"Man gewöhnt sich"
ist natürlich immer zu hinterfragen und zugleich wahr als auch falsch, aber im Sinne des gedichtes stimmig.
Bei den Doppelpunkten stimme auch ich Scarlett zu: Sie wegzulassen würde das Gedicht noch mehr zu sich selbst führen.
Liebe Grüße
Max
Flora hat geschrieben:Hallo Elsa,
also für mich ist deine erste Fassung, mit Doppelpunkten! und der alten Schlußstrophe stärker.![]()
liebe Grüße
Flora
Fein. Nun fang ich wieder von vorn an *schluck*
Danke jedenfalls, liebe Flora!
Liebe Grüße
ELsa
Schreiben ist atmen
Liebe Elsie,
sonn' Quark.
Elsie, nimm doch die Fassung, die für dich stimmig ist. Und wenn es die erste war, dann lass sie doch so.
Du hast dir doch bei deiner Erstfassung etwas gedacht, es war doch kein Schuss aus der Hüfte, also.
Saludos
Mucki
Nun fang ich wieder von vorn an *schluck*
sonn' Quark.
Elsie, nimm doch die Fassung, die für dich stimmig ist. Und wenn es die erste war, dann lass sie doch so.
Du hast dir doch bei deiner Erstfassung etwas gedacht, es war doch kein Schuss aus der Hüfte, also.
Saludos
Mucki
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 10 Gäste