Durchbrochen, rosenbunt

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 28.01.2008, 18:58

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 28.01.2008, 21:21

Liebe Monika,

dein Gedicht versetzt mich augenblicklich in einen heißen, süßen Sommer, in Tage, an denen man matt unterm Maulbeerbaum in der Hängematte liegt. Diese Trägheit, die Früchte, die Schwere des Glücks, das alles finde ich in den ersten 3 Strophen.

Und dann der Wendepunkt. Alles wird anders, die Geschichte wird brüchig, verliert sich in der Vergangenheit.

Ich find's wunderbar.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 28.01.2008, 21:52

Hallo Scarlett!

Du schreibst hier wieder einen wunderbaren Text aus der Perspektive eines Rückblickes, und den Anfang einer Zersetzung des selbigen.

Damit öffnest du und schließt du die Türen zu einer Welt.

Hier bist du für mich ganz in der Nähe von Stefan George.
Das gefällt mir.

Moshe

P.S.: Vielleicht das zweite 'der' in der dritten Strophe durch ein 'im' ersetzen????

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.01.2008, 00:12

Liebe Monika,

du erzeugst eine wunderbar wehmütige Stimmung, in die man sofort versinkt. Ein großartiges Gedicht, das ich sehr gerne immer wieder gelesen habe! :daumen:
Chapeau
Saludos
Mucki
P.S. Braucht es den Gedankenstrich? ,-)

scarlett

Beitragvon scarlett » 29.01.2008, 10:39

LIebe Elsa,

ja ja ... die Geschichte wird brüchig ... deshalb ja auch der Titel mit dem "durchbrochen", der ja auch im Text vorkommt.
Es freut mich, wenn dir das Gedicht einen warmen faulen Sommertag ins Gedächtnis rufen konnte.

Dank dir für das Lob und auch euch

lieber moshe, liebe Mucki!

Türen öffnen sich manchmal nur einen Spaltbreit, aber was sie hergeben, ist eine ganze Menge Leben.

Liebe Grüße in euren Tag,
eure scarlett

P.S. Das "Relikt" vergangener Zeiten wird sofort getilgt, Mucki. Danke fürs Aufpassen!

scarlett

Beitragvon scarlett » 30.01.2008, 20:34

Lieber moshe,

deinen Hinweis bzgl. des "der" vs. "im" in der dritten Strophe habe ich weder überlesen noch ignoriert.
Ich habe darüber nachgedacht: wenn ich "im" nehme, verschiebt das den Sinn. Aber ich kann die Wiederholung des Wortes umgehen, wenn ich dafür den unbestimmten Artikel nehme:

dunkelumhüllt ein Ruf

des zweifelhaften Kuckucks fiel
in der Ferne die Zeit

Somit ändere ich auch den Zeilenumbruch, das "fiel" am Versende gefällt mir eh besser, die Strophe weicht von der "Bauweise" der anderen damit ab und das ist auch vom INhalt her genau richtig.

Danke, dass du mich - indirekt - doch zum Nachdenken gebracht hast, gut das.

Shalom,
Monika

Max

Beitragvon Max » 31.01.2008, 16:09

Liebe Scarlett,

ich mag diese Stimmungsskizze, die Du in Naturfarben zeichnest, das ist stimmig.

Ich denke, dass Du manchmal vielleicht etwas mutiger dichtest, selten aber stimmiger. Habe ich gern gelesen.

Liebe Grüße
Max

Sabine

Beitragvon Sabine » 31.01.2008, 16:25

Hallo Scarlett,

mit gefällt dieses stimmungsvolle Gedicht ohne wenn und aber.
Vor allen Dingen weckt es in mir die Sehnsucht nach südlichen Gefielden.

Liebe Grüße
Sabine

scarlett

Beitragvon scarlett » 01.02.2008, 07:57

Danke, Max, es freut mich, dass dich die Bilder errreichen, dass du sie als stimmig empfindest.
Was genau du mit "mutiger" schreiben meinst?

Hallo Sabine,
schön, dass du dich zu meinem Gedicht geäußert hast. Danke!

Ich habe nun noch die Stelle mit dem Ruf geändert, ferner in der vorletzten Strophe ein LI mit ins Boot genommen (od vielmehr sich ausdrücken lassen ... *g) - jetzt ist es für meine Begriffe fertig.

Liebe Grüße euch und einen guten Tag,
scarlett

Max

Beitragvon Max » 01.02.2008, 09:11

Was genau du mit "mutiger" schreiben meinst?


Liebe Scarlett,

bonne question (ich weiß, es ist ein schlechtes Zeichen, wenn man selbst nur ahnt, was man mein ;-) ).

Ich denke, ich spiegele in diesem Kommentar auch Gedanken über mein eigenes Schreiben - ich meine mit "mutiger", dass ich bei diesem Gedicht den Gednaken hatte: das stimmt und ist schön und sehr klassisch (das ist ja heute nicht nur Goethe und Hölderlin, sondern auch Ausländer, selbst, Celan ist schon eine Art Klassiker) und ich mag es (auch, nach wie vor: ich finde Dein Gedicht sehr gelungen) auch, wenn man mal experimentiert, sieht was, an Ausdruck und Form noch alles möglich ist (wobei ich selbst einer der schärfsten Kritiker bin, wenn so ein Experiment schief geht, ich weiß ;-) ).

Also: Keine Kritik, eher eine Ermutigung.

Liebe Grüße
Max

Perry

Beitragvon Perry » 28.02.2008, 13:06

Hallo Scarlett,
die sich träge hinziehenden Erinnerugen bzw. Träume sind in den Bildern gut zu erspüren. Es sind eigentlich nur Kleinigkeiten, die mir noch überlegenswert erscheinen.

Im Zusammenhang mit der Maulbeere ist der Begriff "kernig" zwar ein vorstellbares Geschmacksattribut, soweit ich weiß, haben diese Beeren in einer möglichen weiteren Interpretationsebene aber keine Kerne.

Die durch Brunnenschächte fallende Zeit ist zwar ein in der Sience Fiktion gern verwendtes Phänomen (Zeitbrunnen), aber da du den Brunnen doch recht real beschreibst (ausgetrocknet) ist die Vernachlässung seiner endlichen Tiefe doch etwas fragwürdig.

Bei den Nachtkerzen verhält es sich so, dass ihr besonderes Merkmal ihr nur in der Nacht verströmender Geruch ist. Ich fände es deshalb passender, wenn sie nicht verblassen sondern sich ihr Duft verliert.

Vielleicht ist ja noch die eine oder andere brauchbare Anregung für dich dabei. Insgesamt gern gelesen!
LG
Manfred

scarlett

Beitragvon scarlett » 15.04.2008, 09:07

hallo perry,

ich hatte übersehen, dass hier noch eine antwort aussteht. Entschuldige bitte.

Was die maulbeeren anbelangt, so haben die allerdings schon kerne, allerdings ganz weiche, kleine. Ich möchte hier ungern auf das attribut "kernig" verzichten, weil ich es auch im zusammenspiel mit dem ruf des kuckucks zu sehen ist.

Sicherlich ist der betörende duft der nachtkerzen ein wichtiges merkmal dieser pflanzen, aber gerade auch die kurzlebigkeit der blüte. Sie öffnet sich erst bei anbruch der dunkelheit und ist am nächsten morgen bereits verblüht und darauf wollte ich hinaus, in analogie zu den träumen, die sich auch als nciht haltbar erwiesen haben, zumindest in diesem text.

Die anmerkung zu den brunnenschächten verstehe ich, ehrlich gesagt, nicht so ganz.
Was ich hier damit wollte ist der trägheit des sommers eine zusätzliche dimension zu verleihen, anzudeuten, dass die zeit selbst wie aufgelöst, unendlich erscheint, andrerseits ist es auch ein hinweis auf dürre.

Ich danke dir für die rückmeldung und deine gedanken zu diesem gedicht.

LG,
scarlett


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