Der erste Tag ...

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 02.09.2007, 16:55

Der erste Tag …


meines letzten Lebens beginnt still
als würde er kurz die Luft anhalten
für einen Moment der Besinnung
Langsam hebt sich der Lidervorhang
Geigen stimmen ein Adagio an
Auf das Zeichen des Dirigenten

beginne ich zu singen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.09.2007, 18:53

Hallo Manfred,

ein interessantes Gedicht hast du geschrieben. Zuerst dachte ich, die Botschaft sei:
Carpe diem.
Doch je öfter ich die Zeilen lese, desto klarer wird mir, dass hier sehr viel mehr dahinter steckt, zahlreiche Interpretationen möglich sind. Im Ganzen lese ich einerseits einen wehmütigen Hintergrundtonus des LIs, das sich seiner Situation langsam bewusst wird und dann, ja man könnte sagen, trotzig reagiert im Sinne von jetzt erstrecht und zu singen beginnt. Andererseits aber wird das LI von einem "Dirigenten" aufgefordert, zu singen. Wer ist hier der Dirigent. Der Verstand, der Mut oder eben der Trotz?
Man könnte deine Zeilen auch ganz anders lesen: das LI ist froh über die Situation. (Man könnte hier auch esoterisch interpretieren, aber das lass ich jetzt mal)
Das Ganze könnte auch bis zur dritten Zeile eine Traumsequenz sein.
Also, ich finde dein Gedicht sehr spannend,-)
Saludos
Mucki

Perry

Beitragvon Perry » 03.09.2007, 14:10

Hallo Mucki,
schön dich wieder zu lesen, hab dich schon ein wenig vermisst. :rolleyes:
Ich habe den Text möglichst offen gelassen, denn es gibt sicher viele Anlässe einen neuen (letzten) Lebensabschnitt zu beginnen.
Der Dirigent kann ebenfalls viele Gesichter haben, sei es Gott, Vorsehung, ein anderer Mensch oder wie du es interpretiert hast ein innerer Impuls.
Danke für dein Interesse und LG
Manfred

Niko

Beitragvon Niko » 03.09.2007, 14:35

also das geigen-adagio ist mir dann doch wieder zu dicke, perry.....da hätt ich mir mal was gewagteres gewünscht. und...wer ist der dirigent? gott, der allmächtige? und dann singen als engelchen? ich komm nicht so ganz klar mit deinen metaphern heut...

lieben gruß. niko

Perry

Beitragvon Perry » 03.09.2007, 14:44

Hallo Niko,
die Bühnenmetapher hat sich einfach in der Folge des hebenden Vorhangs ergeben.
Gott könnte bei einem gläubigen Menschen durchaus als Dirigent gesehen werden, auch wenn es hier noch nicht um das Singen im Engelschor geht, sondern eher um ein Eröffnungslied für einen neuen (letzten) Lebensabschnitt. Deinen Hinweis zum Geigenspiel werde ich bei der nächsten Überarbeitung gerne abwägen.
Danke und LG
Manfred

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 03.09.2007, 17:29

Hallo Perry,

deine Lyrik hat (jetzt gefühlsmäßig erinnert) immer eine unerwartete Schleife für mich gehabt. Das war auch hier wieder so. Den Dirigenten und das singen hab ich nun wirklich nicht erwartet.


Geigen stimmen ein Adagio an
Mein Solo ist auf der Zigeunerfiedel

oder so ähnlich würde mir da viel besser passen. Vielleicht wegen dem "zu süß" das mir die Geigen ansonsten vermitteln.

Gruß

reimerle

Perry

Beitragvon Perry » 04.09.2007, 00:38

Hallo reimerle,
danke für deine Meinung und die Anregung. Zigeunerfideln könnten sicher eine Abwechslung in den langsam (Adagio) erwachenden Tag bringen, doch tauchen sie mir zu zusammenhangslos auf. Vielleicht wäre die Stimmungssteigerung beim Singen durch eine lebensfrohe Arie möglich.
LG
Manfred


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