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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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leonie
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Beitragvon leonie » 24.04.2006, 15:04

wegen Veröffentlichung gelöscht

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 24.04.2006, 15:18

Hallo leonie,

toll :!:

ja, ich glaube, dass aus diesem Wunsch heraus, das Babel und ihr Turm immer und immer wieder wirken und zitiert werden...

Zu dieser von dir besonders starken Stelle:

vergleichen unsere Träume
Und du nennst meinen Namen
als gehöre er dir

ich aber sehne mich
jenseits
des Worts


fiel mir folgende Passage aus einem alten Text ein, die ich dann auch noch mal rausgekramt habe, aber nicht als eigenes Thema poste, da die Stelle so für sich es nicht wert ist. Aber ich will mit ihr zeigen, dass ich das mit dem Wunsch mehr als nachvollziehen kann...

Wäre ich doch nur gerade geboren. Noch sprachlos. Und gäbe es außer mir noch einen solchen Menschen, dann bäte ich diesen Menschen nicht, mich zu lieben. Ich hätte mein Herz im Äußersten der Brust, er legte seine Hände darauf, unter denen das seine heftig schlüge. Heiß würde er meine Wangen streicheln und Dunst verfinge sich in unseren Wimpern. Ich gäbe von mir. Und er gäbe von sich. Und niemand verliere ein Etwas mit einem Wort darüber. Aber so – so ist es nur Schweigen. Nichtsprechen.

Sprechen wir nicht zwischen der eigenen und der Menschensprache und beides doch existiert nicht. Hätten wir niemals zu sprechen begonnen, an diesem Sündentag, an dem wir Gott sprechen hörten und aufbegehrten, es ihm gleichtun zu können. Wir benutzen unsere Zungen nicht mehr zum essen und sie warden zu Schlangen, die uns zu den Wortäpfeln führten, die wir anstelle unsere Sonne setzten. Und wir schämten uns unser dunklen, nackten Welt und mussten sie fortan in Worte kleiden. Und den Männern wuchsen zweite Zungen, mit denen sie die Serpentinen des anderen Geschlechts bestellten und in die sie ihre Samen pflanzten und die Frauen erfanden sich den Schmerz, um die Kinder als erstes das Schreien zu lehren - auf dass sie göttlich würden. Und die Kinder sind gelehrig und schreien.

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leonie
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Beitragvon leonie » 25.04.2006, 09:42

Liebe Lisa,

danke für Deine Rückmeldung und Deinen Text. Er gefällt mir sehr. Alles von Deinen Ideen her. Und im zweiten Teil die absolut ungewöhnliche Interpretation biblischer Bilder. Sehr nachdenkenswert!! Danke, dass Du ihn hervorgeholt hast!

Liebe Grüße

leonie

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 25.04.2006, 22:14

Hallo Leonie,

von diesem Gedicht bin ich ebenfalls schwer beeindruckt. Einzig der Titel verwirrt mich ein wenig. Vielleicht hänge ich zu sehr am Inhalt, aber inwiefern hat dein Gedicht etwas mit dem biblischen Turmbau zu tun?

Grüße

Paul Ost

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leonie
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Beitragvon leonie » 25.04.2006, 22:44

Lieber Paul,

zur Strafe für die Hybris der Menschen verwirrt Gott am Ende der Babel-Geschichte die Sprachen der Menschen, damit sie sich nicht mehr über ihn erheben können.
Babel bedeutet für mich das Problem, vielleicht sogar die Unmöglichkeit, einander mit Worten zu verstehen.

Soviel für heute, zu Babel-Ost ein andernmal mehr.

Müde Grüße

leonie

Max

Beitragvon Max » 26.04.2006, 08:38

Liebe Leonie,

auch von mir ein großes Lob für dieses Gedicht.

Ich finde, dass man den babylonischen Turmbau durchaus darin erkennen kann - motvisch nicht wörtlich. Ganz groß finde ich

Wir schichten Steine
ins Zukunftshaus
vergleichen unsere Träume
Und du nennst meinen Namen
als gehöre er dir

ich aber sehne mich
jenseits
des Worts


und darin vor allem das Zukunftshaus und natürlich die letzte Strophe. Das komtm in die Auswahl fürs Gedicht des Monats.

Liebe Grüße
Max

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Beitragvon leonie » 26.04.2006, 10:47

Lieber Max,

danke, danke, danke, danke. Ich freue mich riesig über Dein Lob!!!

Liebe Grüße

leonie


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