aus dem häuschen

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 25.06.2007, 15:03

2. Fassung

aus dem häuschen

wie eine raupe sein
an den dornen vorbei
slalomkriechen
zum kopf
dann hinein – tief hinein

betörende düfte wallen durch den roten schimmer
der sich bricht und dunkel wird
wo am grund die einzelnen sich überlappen

nur die säume der aufgegangenen können sonnenleuchten

ich rolle mich ein
mach mich
ganz
klein

wie eine wiege schwingt es mich
hin und her
und neben mir liegt eine regenperle
die stillt mir den durst

weltgeräusche haben ihr laut verloren
ich bin in blütenblätter gepackt
fast ist es, als ob die eifrigen für mich schlaflieder summen

den nektar trinke ich mit dem mond in der nacht

und wenn sie verwelkt
mit meinem traum auseinanderfällt
krieche ich zurück
zu mir
in das haus aus steinen



Änderungen aufgrund Elsas und Scarletts Anregungen. Danke.
ein "klein" und ein "die" weggeniflt. Danke.

1. Fassung 

aus dem häuschen

klein wie eine raupe sein
mich hinaufwinden in den kopf
an den dornen vorbei
slalomkriechen
oben dann hinein – nur hinein

betörende düfte wallen durch den roten schimmer
der sich bricht und dunkel wird
wo sie einander überlappen

nur die einzelnen können sonnenleuchten

ich rolle mich ein
mach mich
ganz
klein

wie eine wiege schwingt es mich
hin und her
und neben mir liegt eine regenperle
die stillt mir den durst

die weltgeräusche haben ihr laut verloren
ich bin in blütenblätter gepackt
fast ist es, als ob die eifrigen für mich nachtlieder summen

den nektar trinke ich mit dem mond

und wenn sie verwelkt
mit meinem traum auseinanderfällt
krieche ich zurück
zu mir
in das haus aus steinen

 
Zuletzt geändert von Ylvi am 26.06.2007, 19:22, insgesamt 3-mal geändert.

scarlett

Beitragvon scarlett » 25.06.2007, 21:15

Liebe smile,

so ganz peile ich nicht, was du mit deinem Gedicht ausdrücken willst (vielleicht sollte ich deswegen lieber schweigen?)- auch der Verweis in der Beschreibung hilft mir nicht wirklich weiter.
Trotzdem finde ich einige sehr schöne Stellen in deinem Text - nur fügt sich das alles nicht zum Ganzen für mich.
Ich wede es noch einige Male lesen müssen, schätze ich, vielleicht steig ich dahinter.

Sprachlich hätt ich folgende Änderungsvorschläge, aus rhythmischen/klanglichen Gründen:

S1: slalomkriechen nach oben
hinein nur hinein


: den nektar trink ich mit dem mond bei nacht


: in das haus aus stein

Mit lieben Grüßen und in der Hoffnung auf Verständnis,

scarlett

lagunkel

Beitragvon lagunkel » 25.06.2007, 21:20

Liebe smile,


zufällig entdeckte ich gestern (und es war wirklich ganz zufällig) den thread, auf den du dich beziehst. Ich denke fast, ich hätte auch ohne deine dahingehende Ankündigung einen Bezug herstellen können :wink:

Ganz toll finde ich:
und neben mir liegt eine regenperle
die stillt mir den durst


und auch:
die weltgeräusche haben ihr laut verloren



Nur mit dem Ende, dem Haus aus Stein, bin ich momentan noch etwas überfordert und muss nochmal nachdenken.

Bis hierher also

liebe Grüße

Rebekka

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 25.06.2007, 22:34

Liebe Smile,

ich denke, das LI träumt sich weg, klein in einem Blütenkelch zu sein, alles zu vergessen,
denn wunderschön ist es dort.

Doch der Traum davon verwelkt, denn nichts dauert ewig. muss LI wieder zurück in die Wirklichkeit, die das Haus aus Stein = Alltag symbolisiert.

slalomkriechen
da LI sich schon davor hinaufwindet, könnte das für mich entfallen.
wo sie einander überlappen
wer: sie? Ich würde doch Blütenblätter hier nehmen?

Mir gefällt dieser Ausflug in eine Blume!

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 26.06.2007, 08:22

Hallo Scarlett,
vielleicht sollte ich deswegen lieber schweigen?

Nein, natürlich nicht. Es freut mich, dass du mir Rückmeldung gibst.
Der Verweis auf Nifls Rosen, bezieht sich auf den Thread "Schoß" im Polyphon, den ich wie Rebekka erst neulich entdeckt habe.
Den Vorschlag für S1 hat einen schönen Klang, aber ich wollte das "slalomkriechen" bewußt alleine stehen haben. Die letzte Zeile sollte auch klanglich das Angekommensein veranschaulichen.

Dein Vorschlag mit dem Nektar gefällt mir sehr gut. Den würde ich gerne übernehmen, wenn ich in der Zeile davor nicht die Nachtlieder hätte. Ich überlege mal, ob mir da noch etwas anderes einfällt.

für die zweite Ebene, ist es mir wichtig, dass das Haus nicht aus Stein sondern aus Steinen ist.

dazu siehe meine Antwort an Elsa.


Hallo Rebekka,
ich habe Nifls Thread auch zufällig entdeckt und finde es schön, dass du den Bezug auch so hättest herstellen können.
danke für deine Rückmeldung!
zu dem Haus aus Steinen siehe meine Antwort an Elsa.

Hallo Elsa,
deine Interpretation ist die Bildebene, die du sehr schön herausgelesen hast. Es ist wohl wieder ein bisschen verträumt, "märchenhaft", aber durch die letzte Strophe bekommt es wieder den Bogen zur Realität.
Das slalomkriechen gefällt mir so sehr, als Gedanke. Es beschreibt die Art, wie sich das Ich hinaufwindet.
wo sie einander überlappen
wer: sie? Ich würde doch Blütenblätter hier nehmen?

Diese Frage betrifft die zweite Ebene die das Gedicht (für mich) hat.
Wenn man sich die Rose als Du vorstellt, und die Blütenblätter als Gedanken, (die Regenperle, aber das ist wohl nur für mich logisch :rolleyes: kommt von "im Fluss"), dann sind für mich die Steine die Gedanken des Ich.
Ich denke dadurch, dass ich die Blütenblätter nicht konkret benenne, taucht eben diese Frage auf.
Oder ist das zu kompliziert gedacht???
"und wenn sie verwelkt"
vielleicht ist das "sie" hier auch als die Liebe, oder Nähe lesbar.



Erschließt sich das für euch? Ich würde mich freuen, wenn ihr mir noch einmal kurz Rückmeldung gebt.

Auch bezüglich des Titels. Wird denn klar, warum das Ich "aus dem Häuschen" ist?

liebe Grüße euch dreien.

smile

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 26.06.2007, 08:39

Liebe Smile,

ja, ich habe die 2. Ebene auch gelesen. Wenn Slalomkriechen dein Darling ist, dann vielleicht das Hinaufwindern verändern? Ich finde es redundant, beides zu belassen.

Nun, wenn du die Blütenblätter nicht benennen magst (2. Ebene) vielleicht etwas Besonderes statt "sie"?

Auch bezüglich des Titels. Wird denn klar, warum das Ich "aus dem Häuschen" ist?
Wegen der Leidenschaft?


Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 26.06.2007, 09:57

Hallo Elsa,
du hast recht, ich habe mal eine Neufassung versucht, in der ich diese Aspekte aufgreife.
Danke für den Anstoß.

Wegen der Leidenschaft?

Na ja, da spielt sich ja auch viel im Kopf ab.:pfeifen:
Das wäre dann Gedankenleidenschaft. ;-)

liebe Grüße smile

Nifl
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Beitragvon Nifl » 26.06.2007, 18:19

Ohhh,

da freuen sich die Rosenbilder aber sicher sehr.
Ich finde es erstaunlich, dass du über so einen unverwechselbaren Stil verfügst. Hätte jedenfalls sofort erkannt, dass der Text von dir ist. Es schwingt immer ein Traum und eine Sehnsucht mit, der deine Bilder weich zeichnet, der ihnen auch ein Stück weit Transzendenz verleiht. "Alte Bekannte" wie zB. Mond/Blütenblätter/Perle/betörend/wiegen/wallen verquickst du mit neuen, originellen, unorthodoxeren Bildern, die den Text schärfer konturieren, ihm aber nicht den poetischen Charakter rauben.

klein wie eine raupe sein

würde "klein wie" streichen
Auch weil weiter unten ja noch mal "ganz
klein" kommt

wie eine wiege schwingt es mich

Wieso eigentlich "wie"? "als"?

die stillt mir den durst

bestehst du auf das "die"?

die weltgeräusche

auch hier?

ich bin in blütenblätter gepackt

gepackt hm hm hm … gibt es da noch ein genaueres Wort? Mir fällt gerade keines ein.

Ich mag die Reise mit anderen und in andere Dimensionen und "nur einer Rose als Stütze" (HD).



LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 26.06.2007, 19:19

Hallo Nifl,
:d040: oh, das hast du aber schön gesagt. Ich dachte du liest nur meine Elfchen. ;-)
"klein" kommt weg, stimmt. "wie" muss bleiben, das Ich will ja keine Raupe werden.
wie eine wiege schwingt es mich
es schwingt mich hin und her, wie es auch eine wiege schwingen würde.
mit "als" wäre das Ich die Wiege. Oder nicht?
das erste "die" brauche ich,
das zweite nicht. Warum steht das da? :confused:
ich bin in blütenblätter gepackt

sollte eigentlich die Assoziation wecken: wie in Watte gepackt sein.
Ansonsten finde ich "gepackt" auch nicht gerade poetisch.

vielen Dank für deine Rückmeldung!

liebe Grüße smile


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