eine handvoll du

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 22.05.2007, 15:36

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Zuletzt geändert von Niko am 07.06.2009, 17:09, insgesamt 3-mal geändert.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 25.05.2007, 12:05

Lieber Niko,

hier bin ich viel dichter mit dem Text als bei dem anderen von heute...ich glaube zwar, dass man auch hier den Text noch etwas schälen könnte, aber hier sind Sprache und Intention schon sehr eins - find ich sehr fein! Allerdings würde ich die ganzen Militär- bzw. Metallbezüge nur hauchen...unbedingt abspecken. Ich weiß, du siehst das sicher naders, aber für mich wird der Text nicht nur vom gefühl, sondern auch sprachlich stärker und nicht schwächer dadurch!

Ich versuch mal an einer Textvariante rüberzubringen, was ich meine (ohne dass dies ein Vorschlag wäre, den ich für realistisch halte):


eine handvoll du

dein mund ist zäh
schweigt sich
an dir die zähne aus

ohrenstrophe würde ich ganz anders gestalten

deine augen
winkeln die träume zu
blicken nicht durch

dies alles will sagen:
ich finde nicht statt

doch eben entdeckte ich dich
als du mir eine handvoll du
zuschwiegst

Du hast dieses Schweigen, Nichtsprechenkönnen schon mehrfach zum Thema gemacht - und ich finde jedes Mal, wenn du davon schreibst, merkt man den Texten an, wie nah am Kern du da bist...



Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Niko

Beitragvon Niko » 25.05.2007, 13:35

hallo gerda!
Wieso ist sich Lyrich sicher, dass das Du sich, an sich selbst die Zähne ausschweigt? Am eigenen Schweigen ersticken vielleicht.(@ Allwissender Erzähler?)
vielleicht allwissender. vielleicht auch jemand, der abzuschätzen weiß, wie sein gegenüber tickt und somit davon erzählen kann.
es bedarf immer eines Gegestandes eines Gegenübers, an dem sich jemand die Zähne ausbeißt., respektive ausschweigt.
sehe ich anders. lyrik lesen besteht für mich aus worten und dem ergänzen eigener empfindungen und assoziationen und gedanken. man muss das wort nicht immer so wörtlich nehmen. oder aber es sehr wörtlich nehmen. je nach dem. es gibt die redewendung: sich an etwas die zähne ausbeißen. wieso um alles in der welt soll das auch nicht angewendet werden können auf eine person? an sich selbst die zähne ausbeißen?
Was hat es für eine Bedeutung, zu jemandem zu sagen: Du schweisgt dir an dir selbst die Zähne aus? Das Lyrich bleibt von dieser Aussage unberührt. So als ob das Schweigen des Dus keine Wirkung auf das Ich hat. Wo ist da Beziehung?
gegenfrage: MUSS es eine beziehung haben? das lyrich beobachtet und erzählt aus seiner (subjektiven) sicht. sich an sich selbst die zäne ausschweigen ist doch wörtlich und assoziativ. an sich selbst die zähne ausbeißen, zähne zusammenbeissen, sich ausschweigen. daraus die mischung ergibt diese zeile für mich.

Vers 2
(euer Ehren finde ich übrigens doof)
"einspruch euer ehren" ist auch so eine redewendung. das sagt man halt manchmal so. :-)
Wer hat die (Wort)spitzen gesprochen, die vom Ohr gedengelt werden ?
Der Textverlauf vermittelt mir den Eindruck, dass das Lyrich wohl dann diese gesprochen haben muss,
hier kommst du nach meiner intention vom lyrischen weg ab, gerda. denn immer noch geht es nur um das lyrdu. man hört, was man hören will. was man nicht hören will, dengelt man sich zurecht, damit man es verdauen kann (hörtechnisch, gefühlsmäßig)
eindrignliche Spitzen passt dann nicht zueinander.
Entweder verschließt sich das Du vor eindringenden Wortspitzen oder vor eindringlichen Worten
eindringliche spitzen.... eindringlich, eindringend. spitzen im sinne von einschneidendem, verletzungen.
Vers 3


Die an Kriegsbegriffe angelehnten Metaphern finde ich nach wie vor zu dick aufgetragen und damit stehe ich nicht allein.
das mag sein. zumindest die stahlmantelhülsen werden ersetzt werden.

hier bin ich viel dichter mit dem Text als bei dem anderen von heute...ich glaube zwar, dass man auch hier den Text noch etwas schälen könnte, aber hier sind Sprache und Intention schon sehr eins - find ich sehr fein!
hier finde ich den text nicht "künstlerisch wertvoll", lisa. vielleicht kannst du verstehen, wie ich das meine. es lebt weitestgehend von paradoxen und wortsinn-verstellungen. der andere hat das zwar auch, aber nicht nur. und wesentlich mehr tiefgang und kunstvollere ausgestaltung....naja.....nur am rande erwähnt.

Allerdings würde ich die ganzen Militär- bzw. Metallbezüge nur hauchen...unbedingt abspecken. Ich weiß, du siehst das sicher naders, aber für mich wird der Text nicht nur vom gefühl, sondern auch sprachlich stärker und nicht schwächer dadurch!
ne, lisa..so sehr anders sehe ich das nicht. an den kriegsworten werd ich feilen.

Du hast dieses Schweigen, Nichtsprechenkönnen schon mehrfach zum Thema gemacht - und ich finde jedes Mal, wenn du davon schreibst, merkt man den Texten an, wie nah am Kern du da bist...
danke.....ich weiß auch nicht... - das thema ist eines der themen, die mich am meisten beschäftigen. die verschiedenartigkeiten der kommunikation untereinander.
danke dir lisa, danke dir, gerda......
lieben gruß: Niko


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