aquileia

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 11.03.2007, 17:51

2. Fassung

aquileia

im zypressenhain
lieben wir uns - inmitten
römischer quader

zikaden
empören sich
lauthals


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1.Fassung

aquileia

im zypressenhain – zwischen
römischen quadern
lieben wir uns

zikaden
empören sich
lauthals
Zuletzt geändert von Elsa am 13.03.2007, 17:31, insgesamt 4-mal geändert.
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Gast

Beitragvon Gast » 12.03.2007, 20:14

Liebe Elsa,

ehrlich gesagt habe ich Zikadengesang, während meiner Urlaube im Mittelmeerraum immer als geheimnisvoll romantsich empfunden und nie störend, ganz gleich bei welcher Tätigkeit. ;-) Schließlich singen die Männchen um die Weibchen anzulocken. (Zugegeben nicht mit Mandoline unter dem Balkon)
Geben die Singzikaden diese Laute nicht ausschließlich bei Dunkelheit ab? Für mich gehört das irgednwie zu südlichen N(M)ächten und dem Zauber dazu.

Dass Zikaden sich empören kommt mir etwas bemüht vor.
Das Lyrich erzählt etwas, was man amüsiert mit einem Lächeln quittieren kann ... was folgert man aus den Versen? Ich vermisse eine vielleicht hintergründige Ebene, Andeutung oder Aussage. So ist es mir ein wenig zu wenig.
Möglich, dass ich dein Gedicht nicht verstanden habe.

Liebe Grüße
Gerda

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 12.03.2007, 20:37

Liebe Elsa!

Wenn ich mit jemanden 'zusammen war', war es mir eigentlich egal ob ich auf oder zwischen römischen Quadern lag, oder was mit den Zikaden war.
Ggf. tauchte das dann nach dem Beisammen-Sein auf.
Das war in meiner Jugend so.
Zikaden fand ich immer sehr anregend und ich hörte ihnen gern zu. Es gibt da übrigens verschiedene Sorten. Auch heute noch mag ich sie.
Aber um zu deinem Text zurückzukommen: Ich denke, du beschreibst hier ein nicht gelungenes 'Zusammen-Sein', trotz der Umstände, die etwas Anderes erwarten liessen. Kann das sein?
Dann würde ich aber einen anderen Titel wählen, der einem die Augen öffnet.

Mit besten Grüßen

Moshe

Max

Beitragvon Max » 12.03.2007, 21:52

Liebe Elsa,

ob humoristisch oder nicht: mir gefällt es. Sind doch die Zikaden schuld,wenn sie keinen Hals haben.

Ich könnte mir allerdings bei "inmitten" auch einen Genitiv vorstellen, oder?

Liebe Grüße
max
Zuletzt geändert von Max am 13.03.2007, 21:05, insgesamt 1-mal geändert.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 12.03.2007, 22:37

Liebe Gerda, lieber Moshe und Max,

habe ich Zikadengesang, während meiner Urlaube im Mittelmeerraum immer als geheimnisvoll romantsich empfunden und nie störend


Das Liebespaar findet es auch nicht störend, eher andersrum ist es doch? Die beiden dringen ja genaugenommen in 'das Revier der Zikaden' ein. Ich liebe Zikaden, sonst wären sie nicht im Gedicht.

Geben die Singzikaden diese Laute nicht ausschließlich bei Dunkelheit ab?


Die Zikaden, die ich kenne, nicht namentlich ;-) , machen das auch bei wahnsinniger Mittagshitze. Sie sitzen in den Bäumen und zirpen, was das Zeug hält.

So ist es mir ein wenig zu wenig.


Das tut mir leid, aber ich glaube, ich kann es nicht grundlegend verändern.

Ich denke, du beschreibst hier ein nicht gelungenes 'Zusammen-Sein'


Nein, Moshe, es ist ein von Fröhlichkeit getragenes Zusammensein. Das ist gemeint.

ob humoristisch oder nicht: mir gefällt es. Sind doch die Zikaden schuld,wenn sie keinen Hals haben. Ich könnte mir allerdings bei "initten" auch einen Genitiv vorstellen, oder?


inmitten römischer quader, Max? Ja, das ginge auch, vielleicht sogar besser? Ich denke drüber nach. Und ob mit oder ohne Hals, sind wir froh, dass es die Tierchen gibt, eine südliche Landschaft im Sommer wäre undenkbar ohne sie.

Vielen Dank euch und
lieben Gruß,

ELsa
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Gast

Beitragvon Gast » 13.03.2007, 14:51

Hallo Elsa,
spricht mich sehr an, dein Gedicht! Ich kann es mir bildlich vorstellen. Die "empörten" Zikaden lese ich als Ausdruck eines gewissen, augenzwinkernden Schuldbewusstseins des Liebespaares ;-). Es hat etwas von fröhlich-frecher Sinnlichkeit. Die majestätischen Zypressen bilden dazu einen tollen Kontrast. (Übrigens kenne ich Aquileia.)

Ich stimme Max zu, was den Genitiv betrifft - das klänge eleganter, oder? Von Wortstellung und Sprachrhythmus her gefällt mir eigentlich die erste Fassung besser als die zweite. Was hälst du hiervon (lach, hoffentlich gehen dir die Vorschläge nicht schon auf die Nerven):


im zypressenhain – inmitten
römischer quader
lieben wir uns


Über das "lauthals" bin ich auch bisschen gestolpert, weil Zikaden ja eher "lautflügelig" lärmen, aber es stört mich nicht - ich betrachte das als zulässige dichterische Freiheit ;-).

LG Mel

Herby

Beitragvon Herby » 13.03.2007, 15:15

Hallo Mel,

was den Genitiv nach "inmitten" angeht, stimme ich dir und auch Max völlig zu, es klingt wirklich eleganter.

Aber die Setzung in Deinem Vorschlag: Nein, nein nein!

im zypressenhain – inmitten


Warum denn die Präposition am Ende nach dem Gedankenstrich und dann im nächsten Vers der Genitiv alleine?? Das ergibt weder sprachlich/stilistisch noch inhaltlich einen Sinn.

Liebe Grüße
Herby

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Beitragvon Elsa » 13.03.2007, 17:38

Liebe Mel, lieber Max und Herby,

spricht mich sehr an, dein Gedicht! Ich kann es mir bildlich vorstellen. Die "empörten" Zikaden lese ich als Ausdruck eines gewissen, augenzwinkernden Schuldbewusstseins des Liebespaares . Es hat etwas von fröhlich-frecher Sinnlichkeit. Die majestätischen Zypressen bilden dazu einen tollen Kontrast. (Übrigens kenne ich Aquileia.)


Ja, ja, ja, Mel, so ist es gemeint. Du hast es fein auf den Punkt gebracht. Ist schön dort und verträumt, nicht wahr?

Was die beabsichtigte Schwebung in der 1. Fassung betraf im zypressenhain – zwischen , war sie nicht wirklich gelückt. Daher habe ich innerhalb umgestellt: lieben wir uns - inmitten ,weil Schwebung nur Sinn macht, wenn die Worte ineinander eine Bedeutung haben, deswegen werde ich es so lassen.
Den Genetiv hab ich nun für gut befunden.
So viel Reaktion auf so ein kleines Gedicht! :-)
Danke schön!

Lieben Gruß
ELsa
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Gast

Beitragvon Gast » 13.03.2007, 17:43

@ Herby: Hm, stimmt... wenn es mein Text wäre, würde ich den Zeilenumbruch anders setzen:

im Zypressenhain
inmitten römischer Quader
lieben wir uns

Aber es ist ja Elsas Text - und ich hatte es so verstanden, dass ihr am Gedankenstrich und am speziellen Zeilenumbruch etwas liegt. Eigentlich wollte ich vor allem sagen, dass mir die Satzstellung mit "lieben wir uns" am Schluss besser gefällt.

/edit:
Ah, Elsa, jetzt warst du schneller, lach.
Ja, stimmt, ich habe Aquileia auch als sehr romantisch in Erinnerung.
Ach so und mit der Schwebung hast du wohl Recht.

Hm, gerade bei ganz kurzen Gedichten ist die exakte Wortstellung eben besonders wichtig. Der Zeilenumbruch natürlich auch. Stellt man da um, wird plötzlich ein ganz anderes Gedicht daraus.

LG Mel

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Beitragvon Elsa » 13.03.2007, 17:57

Liebe Mel,

huch eine Kreuzung ;-)

ich habe durch die nähere Beschäftigung damit nun gefunden, das Liebespaar tatsächlich zwischen Zypressen und Quadern zu platzieren, statt das Wort hinzuschreiben und in mitten zu sein.

Ja, kurze Texte bedürfen der Genauigkeit, sind auch schwer für mich.

Lieben Gruß und danke nochmals,
ELsa
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Max

Beitragvon Max » 13.03.2007, 21:06

Liebe Elsa,

ha, da ist ja der Genitiv. Danke!

Liebe Grüße
max

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Beitragvon Elsa » 13.03.2007, 21:07

Liebe Max,

ich danke dir auch schön dafür!

Das hat was!

Lieben Gruß
ELsa
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Gast

Beitragvon Gast » 14.03.2007, 00:06

Liebe Elsa,

danke für deine Erläuterung zu den Zikaden...
Jetzt verstehe ich auch wie dein Text gemeint ist. die neue Setzung mit Genetiv gefällt mir sehr.

Liebe Grüße
gerda

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Beitragvon Elsa » 14.03.2007, 08:52

Liebe Gerda,

Ich bin froh, dass du dem Gedicht doch noch etwas abgewinnen kannst.
Ja der Genetiv war wichtig.

Lieben Gruß
ELsa
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