Wasser aus meiner Seele

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Jürgen

Beitragvon Jürgen » 14.01.2007, 22:16

Nimm eine Probe
Wasser aus meiner Seele
und fülle sie
in ein Reagenzglas.

Wage die Analyse,
wäge die Konzentration
im Labor des Hobbyforschers,
in deinem weißen Kittel
mit den chemikalienbraunen Flecken.

Deine Indikatoren
zeigen nur Mögliches,
viele Faktoren
beeinflussen die Messung
und Multiplikatoren
verändern die Werte.

Vergiss das nicht,
darum bitte ich,
wenn Du eine Probe
Wasser aus meiner Seele
nimmst und sie
in ein Reagenzglas füllst.




Erste Fassung

Nimm eine Probe
Wasser aus meiner Seele
und fülle sie
in das Reagenzglas.

Wage die Analyse,
wäge die Konzentration
im Labor des Hobbyforschers,
in deinem weißen Kittel
mit den chemikalienbraunen Flecken.

Deine Indikatoren
zeigen nur Mögliches,
viele Faktoren
beeinflussen die Messung
und Multiplikatoren
verändern die Werte.

Vergiss das nicht,
darum bitte ich,
wenn Du eine Probe nimmst,
Wasser aus meiner Seele,
und füllst sie
in das Reagenzglas.

[i]Geändert nach Vorschlägen von leonie und Thomas Milser[/i]

ein Reagenzglas geändert nach Vorschlägen von Lisa und Max
Zuletzt geändert von Jürgen am 26.01.2007, 10:32, insgesamt 2-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 14.01.2007, 23:11

Lieber Jürgen,

ich finde die Idee sehr originell und gut! Du bleibst über das ganze Gedicht im Bild und man weiß doch, dass es für etwas anderes steht durch die Worte "Wasser aus meiner Seele".
Die letzte Strophe empfinde ich als ein wenig ungelenk, ich habe überlegt, ob es die ganze Wiederholung braucht und meine, dass es reicht, wenn Du sie andeutest. Man versteht gut, was gemeint ist. Als Idee hätte ich:

Vergiss das nicht,
darum bitte ich,
wenn Du
Wasser aus meiner Seele
nimmst.

(vielleicht sogar:

wenn Du Wasser
aus meiner Seele
nimmst)

fände ich fast noch schöner.

Liebe Grüße

leonie

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 14.01.2007, 23:51

...und sie in das Reagenzglas füllst...

Tom
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.01.2007, 01:44

Lieber Jürgen,

ich nehme an, dass du hier auf die Genexperimente anspielst und aussagen möchtest, dass man mit der Seele eben nicht experimentieren und "spielen" kann, weil sie unantastbar, nicht greifbar ist.

Wasser aus meiner Seele --> klasse!

Ich würde jedoch viel mehr verdichten, alle Labordetails weglassen und nur das Essentielle schreiben, vielleicht sogar einen Aphorismus daraus gestalten.
Saludos
Magic

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 15.01.2007, 09:08

Hallo Magic, leonie & Tom

Danke für die Kommentare und die Auseinandersetzung mit dem Text.

An Genexperimente dachte ich zugegebenermaßen nicht.

Ihr bemängelt die letzte Strophe. Ich wollte eine Art Rahmen bilden, die erste und die letzte Strophe sollten sich gleichen. Daher habe ich die letzte Strophe sehr der ersten angepasst und grammatikalisch etwas freier gearbeitet.

Leonie hat das ja erkannt und meint die Wiederholung müsse nicht sein. Ich lasse es mir gerade durch den Kopf gehen. Mich spricht Dein erster Vorschlag übrigens mehr an. Die zweite Variante ist zwar dichter, aber die erste fügt sich besser in den Kontext.

Wie gesagt, ich denke nach und melde mich heute abend wieder.

Schönen Tag

Jürgen

Perry

Beitragvon Perry » 16.01.2007, 16:16

Hallo Gurke,
der Grundgedanke ist wirklich toll. Leider hast du nach meinem Empfinden auf halber Strecke aufgehört und dich mit den Indikatoren und Multiplikatoren im Belanglosen verzettelt. Der Leser will doch wissen, was bei der Probe rausgekommen ist. Zum Beispeil ist das Wasser, trinkbar oder verseucht, mit wertvollen Mineralien angereichert oder durch Giftstoffen belastet. Das Ganze natürlich dann auf die Beziehung reflektiert.
LG
Manfred

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leonie
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Beitragvon leonie » 16.01.2007, 21:32

Lieber Manfred,

das geht mir anders, ich will gar kein Ergebnis wissen, Die Eindringlichkeit der Bitte und das Aufzeigen des Warum reicht. Ach, ich würde immer noch, das zweite "eine Probe" gerne raushaben, aber ich will auch nicht penetrant werden.
Mir sagt das Gedicht in jedem Fall viel und ich finde es gelungen!

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.01.2007, 02:10

Hallo Jürgen,

ich bin zugegebenermaßen durch die ganzen Labordetails verwirrt und verstehe nicht, was deine Zeilen ausdrücken möchten, was es mit einer Beziehung zu tun hat?
auf der Leitung sitzende Magic

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 17.01.2007, 08:34

Hallo Perry, Magic & leonie

Vielen Dank für Eure Kommentare

@ Perry
Ein Ergebnis der Analyse wäre hier ein Fehler, denke ich, da es mir nur um die Arbeit des Forschers geht. Die Aussage, dass er nur Möglichkeiten erforscht.

@ Magic
Danke, dass Du nachfragst. Wasser soll hier ein Bild für die menschliche Psyche und für Gefühle sein. Wasser verändert seine Zusammensetzung durch Einflüsse, obwohl es immer H2O sein. Kalk z. B. lässt es schnell basisch werden. Was das LyrIch dem Hobbyforscher rät, ist, seine Ergebnisse nur als Möglichkeit nicht als Absolut und als veränderlicher Zustand zu sehen.

@ leonie
Die zweite Probe stört Dich. Mich spricht es an, da es den wissenschaftlichen Charakter unterstreicht. Ich überlege aber noch.

Schönen Tag

Jürgen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.01.2007, 13:32

Hallo Jürgen,

thx für deine Erklärung.
Saludos
Magic

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 23.01.2007, 11:34

Lieber Jürgen,

mir gefällt die Idee sehr, ich habe das Gedicht jetzt schon ein paar Mal gelesen und ich mag das Bild und die Aussage, auch wie du am Ende auf den Anfang zurückkommst und überhaupt - ja, das habe ich gern gelesen!

Einzig, warum es "das" Reagenzglas (ein bestimmtes) heißen muss, weiß ich nicht, "ein" wäre neutraler oder sogar "ins" (kommt zweimal vor @ende)

"Obwohl" das Gedicht in Ich-Form geschrieben ist, wär das durchaus was für Lyrik und Kultur, oder?

Passt zu deinem Brennnesselgarten-gedicht und was ich mag ist, dass du überhaupt nicht belehrend bist, wo es andere schon lange sind.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 24.01.2007, 10:34

Hallo Lisa

Merci für Deinen Kommentar und die Beschäftigung mit dem Text.

Es hätte schon in Lyrik und Kultur gepasst, das stimmt. Letztendlich schien mir der Text so allgemein, dass ich ihn hier hin gepostet habe.

Zum bestimmten Artikel.
Lustig ist, dass ich ursprünglich "ein" geschrieben hatte und dann doch "das" gewählt habe. Es klang mir besser. Hier wird aber noch drüber nachgedacht.

Schönen Tag

Jürgen

Max

Beitragvon Max » 25.01.2007, 19:39

Lieber Jürgen,

wenn Du noch über das/ein Reagenzglas nachdenkst, so will ich meine kleine Stimme noch für das "ein Regaenzglas" in die Wagschale werfen, es passt einfach besser, wenn du nicht ein bestimmtes Reagenzglas meinst.

Liebe Grüße
Max

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 26.01.2007, 10:34

Hallo nochmal,

Lisa und Max, ihr habt mich überzeugt. Letztendlich drückt ein unbestimmter Artikel die Aussage präziser aus.

Danke Euch

Jürgen


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