hohes holz

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 17.01.2007, 20:42

hohes holz
oder obolus für einen oboisten


tauche das rohr
ins wasser
überblase meine oktave
mit einem a

dann summe ich
drei sommer
romanzenlang
für dich allein

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leonie
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Beitragvon leonie » 18.01.2007, 21:56

Lieber Manfred,

mir scheint, Du hast eine sehr kreative Phase. Ich traue mich kaum, hier zu interpretieren, weil sich mir für die erste Strophe eine sehr sexuell geprägte Lesart aufdrängt und ich nicht weiß, ob ich das damit richtig verstehe. Ich weiß, dass man das Rohrblatt einer Oboe anfeuchten muss, um spielen zu können, aber ich denke, Du meinst das nicht in diesem wörtlichen Sinn. Vor allem, weil in der zweiten Strophe nicht von spielen sondern von summen die Rede ist....

Ich finde, das Gedicht hat was neckisches und mir gefällt es.

Liebe Grüße

leonie

Perry

Beitragvon Perry » 18.01.2007, 22:14

Hallo leonie,
du liegst ganz richtig, allerdings sollte das Oboespiel im Vordergrung stehen und das erotische nur durchschimmern. Die drei Romanzen sind übrigens Obenkonzerte. Ich habe deshalb eine neue Fassung geschrieben:

hohes holz
oder obolus für einen obolisten

tauche dein mundstück
ins wasser
überblase meine oktave
mit dem Kammerton a
dann summe ich
drei romanzen
lang mit dir

Danke, dass du dich rangewagt hast.
LG
Manfred

PS: Meine kreative Phase hängt damit zusammen, dass ich gerade sehr intensiv an einer Verlagsvorlage arbeite. 100 Gedichte aus denen dann 50 ausgewählt werden, das geht an die lyrische Substanz lächel.

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leonie
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Beitragvon leonie » 18.01.2007, 22:20

Lieber Manfred,

ich mag die erste Fassung wieder einmal lieber. Besonders die zweite Strophe und das Wort "romanzenlang".

Liebe Grüße

leonie

Perry

Beitragvon Perry » 25.01.2007, 15:47

Hallo Leonie,
freut mich, dass dir die Wortschöpfung "romanzenlang" gefällt.
Entstanden ist sie ja aus den gleichnamigen Oboenstücken, die sicher nicht allzulang sind gemesen an einer Romanze. Gerade darin liegt aber wohl der Reiz dieser Wortkombination, weil jeder damit eine individelle Erfahrung verbinden kann.
Nochmals vielen Dank für dein Interesse und LG
Manfred

Klara
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Beitragvon Klara » 25.01.2007, 16:10

Hallo,

das find ich rundum schön - auch der lange titel passt super! vielleicht könntest du ihn sogar dreiversig setzen, weil es ja auch drei sommerromanzen sind... - aber das ist wahrscheinlich nur so ein klara-unsinn ,-)

lg
klara

Max

Beitragvon Max » 25.01.2007, 20:14

Lieber Manfred,

die erste Fassung ist deutlich besser als die zweite - für meinen Geschmack. Der Kammerton klingt einfach steril.
Auch in der ersten Fassung finde ich, dass es noch kleinere Qualitätsschwankungen gibt: Die zweite Strophe finde ich völlig gelungen, die erste verwirrt vielleicht einen Nichtoboisten zunächste noch ;-)

Liebe Grüße
max

Perry

Beitragvon Perry » 25.01.2007, 23:49

Hallo Klara,
freut mich, dass dir dieser doch etwas ungewöhnliche Text gefällt.
Das mit den 3 Versen wäre durchaus noch ein zu überlegender formaler Gag. Danke für die Anregung und LG
Manfred

Hallo Max,
ich habe den ersten Vers etwas entschärft, weil mir wegen des "Rohres" in einem anderen Forum Erotik unter der Gürtellinie vorgeworfen wurde. Der Kammerton a hat seine Bewandtnis darin, dass in einem Orchester gerne von der Oboe dieser zum Einstimmen vorgeben wird.
Danke für deine positive Einschätzung und die Anregungen, ich werde sie im Auge behalten.
LG
Manfred


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