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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.01.2007, 14:36

Weißt du, wer ich bin?

Hinterfragst du ernsthaft
meine Gefühle,
stehst mir bei
mit ehrlichem Mitgefühl,
hörst mir wirklich zu,
begreifst meine Worte?

Jetzt weißt du, wer du bist.

by Magic
16.01.2007

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 16.01.2007, 20:51

so oder so
verstanden
...
wollte sagen:
luhmenn in krzlyrik
war es, als ihn las
deinen text!
ja!!! hier wird viel erfahren, das wollte ich UNTERSTREICHEN

hakuin

Nihil

Beitragvon Nihil » 23.01.2007, 08:49

Hallo Magic,

das "Hinterfragen" von Gefühlen und Mitgefühl sind ein Widerspruch in sich, denn Mitgefühl erfordert keine Verstandesgründe oder Argumente, wofür das Hinterfragen steht, hier ist die verkehrte Ebene, der Verstand angesprochen, der Verstand ist ein hinzugetretenes, eine zweite Natur, und als solche der Welt der Erscheinungen angehörig, Mitgefühl besteht aber im intuitiven Erkennen, wie es ja der Titel auch andeutet, des eigentlichen Wesens an sich im anderen, Mitgefühl ist nicht im Verstand beheimatet und über den Umweg des Verstandes auch nicht zu verwirklichen, da der Intellekt seinen Anschauungsformen nach ja gerade den Schleier der Individuation über das Sein wirft und es in Seiendes als in Einzelerscheinungen scheidet - wohingegen das Mitgefühl den umgekehrten Weg beschreitet - von den Einzelwesen der Individuation hin zu dem Wesen an sich .. woraus auch folgt, dass es nur ein universales Mitgefühl geben kann und keines, welches sich nur auf einzelne Wesen erstreckt .. für mich erscheint es wie die Forderung eines unreifen lyrischen Ichs und wo eine Forderung ist, da ist der Egoismus, da ist die Verblendung und am Ende wird dann auch noch dem "du" ein Vorwurf darüber gemacht wird, als Krönung sozusagen, dass es sich doch schlecht fühlen solle, da es sich nicht "ernsthaft" um das lyrische Ich und um das Verstehen seiner Leiden bemüht, welches nur wieder der Ausdruck der Verblendung ist, da hierbei implizit dem lyrischen Ich ein größeres Leiden beigemessen wird, eine Stilisierung des Ego .. es kann natürlich auch sein, dass in der letzten Zeile das Ich in der Spiegelung zum Du wird und den eigenen Egoismus als seine Verblendung durchschaut.

Verblendete Grüße ;-)

Ego-Nihil

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.01.2007, 10:13

Hallo Alex,

danke dir erst einmal für deinen ausführlichen Kommentar!,-)

Ich sehe zwischen Gefühl und Mitgefühl keinen Widerspruch, sondern zwei verschiedene Dinge, siehe weiter unten.

Hier spricht jemand zu einem anderen, anklagend, ja, indem es dem Du den Spiegel vorhält. Genauso ist es gewollt. Das Ich fragt das Du, ob es weiß, wer das Ich ist, um in der Quintessenz dem Du vorzuhalten, das Ich eben NICHT zu kennen, sondern zu erkennen, wer und wie das Du ist.


Hinterfragst du ernsthaft
meine Gefühle, --> hier sind die Gefühle des Ich gemeint, wie es sich fühlt, wie es ihm geht
stehst mir bei
mit ehrlichem Mitgefühl, --> hier ist gemeint, ob das Du dem Ich in Notlagen wirklich zur Seite steht (Mitgefühl)
hörst mir wirklich zu,
begreifst meine Worte? --> hier: (zum einen Ohr raus, zum anderen wieder raus) Das Du nimmt die Worte des Ich nicht wirklich wahr, versteht sie nicht.

Jetzt weißt du, wer du bist. --> Dies ist das anklagende Fazit.

Insgesamt soll das kein Ego-Trip des Ich sein, sondern eine Art Bestandsaufnahme und Enthüllung zugleich, wobei das Ganze logischerweise vom Ich ausgeht, also doch Ego-Trip,-), doch irgendwas, (eine Art Hilflosigkeit und Gefühl des Alleine-Gelassenwerdens, das hier ungeschrieben steht), führt das Ich dazu, das DU zu hinterfragen.

Saludos
Magic

Nihil

Beitragvon Nihil » 24.01.2007, 08:59

Liebe Magic,

die Beziehung zwischen Verstand und Mitgefühl muss ich, glaube ich, nochmal überdenken, oder besser - nochmal bei Schopenhauer nachlesen .. hihi .. nachplappern ist schlimm - verkehrt nachplappern geht gar nicht! ;-)

LG

Nihil

Herby

Beitragvon Herby » 24.01.2007, 18:27

Liebe Gabriella,

das ist ein Text, der mir vom Aufbau und in seiner Spiegelung außerodentlich gut gefällt. Auch die Wahl des Titels finde ich gelungen!

Sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße
Herby

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.01.2007, 19:42

Hallo Herby,

danke dir, das freut mich sehr:)
Saludos
Magic


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