es könnte auch anders heißen
Hallo Niko,
manchmal fällt es mir auf, ohne dass ich es recht begreife, dass es in Gedichten bestimmte Bewegungen gibt. Es gibt gesteuerte Bewegungen, Bewegungen, die den Atem dirigieren, Bewegungen wie Glücksmomente, es gibt den Kairos des Gedichts, aus dem die unerwartete Wendung entspringt. Es gibt aber auch Bewegungen, die ich für bloße Gesten halte; manche heben flüchtig etwas auf, manche wollen gefallen.
In deinem Gedicht hier sehe ich auch eine Bewegung, die ich für eine rasche halte und die, wenn ich sagen darf, die Dinge des Lebens nicht so schätzt, wie sie von einem Gedicht geschätzt werden sollten.
Für mich soll (manchmal) das Gedicht ein Raum sein, in dem alles geschätzt (gewogen, bedacht) wird - denn ich glaube daraus gewinnt das Gedicht seinen Raum.
Was ich sehe, ist ein Übergang, eine über-, drüber hinweg, gehende Hand, die mir eine Wendung zeigt, die gut ist für den Augenblick, aber drüber hinaus in meinen Gedanken klimpert.
Eine Art Weisheits-Pointe am Schluss...
"Auf weißem/ lügt meine wahrheit/ wie gedruckt"
...einer raschen Bewegung.
(Ich meine, dein Gedicht könnte auch anders heißen, die Dinge anders benennen...)
So meine Wahrnehmung!
Liebe Grüße,
Peter
manchmal fällt es mir auf, ohne dass ich es recht begreife, dass es in Gedichten bestimmte Bewegungen gibt. Es gibt gesteuerte Bewegungen, Bewegungen, die den Atem dirigieren, Bewegungen wie Glücksmomente, es gibt den Kairos des Gedichts, aus dem die unerwartete Wendung entspringt. Es gibt aber auch Bewegungen, die ich für bloße Gesten halte; manche heben flüchtig etwas auf, manche wollen gefallen.
In deinem Gedicht hier sehe ich auch eine Bewegung, die ich für eine rasche halte und die, wenn ich sagen darf, die Dinge des Lebens nicht so schätzt, wie sie von einem Gedicht geschätzt werden sollten.
Für mich soll (manchmal) das Gedicht ein Raum sein, in dem alles geschätzt (gewogen, bedacht) wird - denn ich glaube daraus gewinnt das Gedicht seinen Raum.
Was ich sehe, ist ein Übergang, eine über-, drüber hinweg, gehende Hand, die mir eine Wendung zeigt, die gut ist für den Augenblick, aber drüber hinaus in meinen Gedanken klimpert.
Eine Art Weisheits-Pointe am Schluss...
"Auf weißem/ lügt meine wahrheit/ wie gedruckt"
...einer raschen Bewegung.
(Ich meine, dein Gedicht könnte auch anders heißen, die Dinge anders benennen...)
So meine Wahrnehmung!
Liebe Grüße,
Peter
Lieber Niko, lieber Peter,
zunächst Dir, Peter, wieder einmal ein Kompliment für den Kommentar. Du bist einer der ganzen wenigen Salonisten hier, deren Kommentare ich immer von vorne bis hinten mit Vergnügen und Gewinn lese.
Niko, ich muss sagen, dass mir der Tonfall deines Gedichts durchaus gefällt, da sind Bilder, über die regalreihen, bei denen ich gleich an Kellerregale mit Eingemachtem denken musste, oder über den gläsernen Tisch, die mir gefallen.
Inhaltlich aber vermute ich doch, dass der blaue Salon der blaue Salon ist. Das Gedicht will also etwas über den Salon sagen. Nur weiß ich da nicht, was ... Ich stehe etwas hilflos vor den Aussagen, wie, dass die Wände des Salons Träume zeichnen und in diesem Zusammenhang ist mir selbst die Schlusspointe, dass die Wahrheit (des LI) auf Weißem lügt, wie gedruckt - diese Formulierung hat ja was - ein wenig schleierhaft.
Vielleicht kann ja jemand anderes noch etwas zum Inhalt dieses Gedichts sagen.
Liebe Grüße
max
zunächst Dir, Peter, wieder einmal ein Kompliment für den Kommentar. Du bist einer der ganzen wenigen Salonisten hier, deren Kommentare ich immer von vorne bis hinten mit Vergnügen und Gewinn lese.
Niko, ich muss sagen, dass mir der Tonfall deines Gedichts durchaus gefällt, da sind Bilder, über die regalreihen, bei denen ich gleich an Kellerregale mit Eingemachtem denken musste, oder über den gläsernen Tisch, die mir gefallen.
Inhaltlich aber vermute ich doch, dass der blaue Salon der blaue Salon ist. Das Gedicht will also etwas über den Salon sagen. Nur weiß ich da nicht, was ... Ich stehe etwas hilflos vor den Aussagen, wie, dass die Wände des Salons Träume zeichnen und in diesem Zusammenhang ist mir selbst die Schlusspointe, dass die Wahrheit (des LI) auf Weißem lügt, wie gedruckt - diese Formulierung hat ja was - ein wenig schleierhaft.
Vielleicht kann ja jemand anderes noch etwas zum Inhalt dieses Gedichts sagen.
Liebe Grüße
max
Hallo Niko,
wie so oft stellst du Gegensätzliches dar (voll/Lücke, Wahrheit/Lüge) und spannst damit einen Raum (wie Peter es so toll beschrieben hat), in dem sich die Leser bewegen können. Ganz gut gefällt mir der "gläserne Tisch", denn oft legen wir Schreiberlinge ja hier unsere Gedanken mehr oder weniger offen auf den Tisch. Womit ich nichts anfangen kann, sind die an die Wand gezeichneten Träume, das ist mit viel zu plakativ und abgenutzt. Insgesamt aber eine gute Idee .
LG
Manfred
wie so oft stellst du Gegensätzliches dar (voll/Lücke, Wahrheit/Lüge) und spannst damit einen Raum (wie Peter es so toll beschrieben hat), in dem sich die Leser bewegen können. Ganz gut gefällt mir der "gläserne Tisch", denn oft legen wir Schreiberlinge ja hier unsere Gedanken mehr oder weniger offen auf den Tisch. Womit ich nichts anfangen kann, sind die an die Wand gezeichneten Träume, das ist mit viel zu plakativ und abgenutzt. Insgesamt aber eine gute Idee .
LG
Manfred
Hallo Niko,
ich finde hier nichts plakativ oder abgenutzt. Ein gelungenes Gedicht. Meine Interpretation:
im blauen salon --> meint den blauen Salon hier
zeichnen die wände --> die Wände sind wir Mitglieder, die den Raum des Salons zusammenhalten
träume --> wir, die Mitglieder schreiben in unseren Gedichten von Träumen
in den vollen regalen
bleiben immer lücken --> es gibt immer wieder Mitglieder, die gehen (kommen und gehen von Mitgliedern)
der gläserne tisch
ist eine hand breit
vor mir --> man gibt sich preis, wägt ab, in wie weit man es tut
auf weißem --> hier ist das Papier gemeint, auf welchem wir schreiben
lügt meine wahrheit
wie gedruckt --> dies sehe ich als Wortspiel wg. der Diskussion mit dem Lyrischen Ich. Man schreibt sehr wohl von sich selbst, doch diese "Wahrheit" wird hinter dem sog. LI versteckt (lügt), sobald das Gedicht in den blauen Salon gestellt wurde (gedruckt)
Saludos
Magic
ich finde hier nichts plakativ oder abgenutzt. Ein gelungenes Gedicht. Meine Interpretation:
im blauen salon --> meint den blauen Salon hier
zeichnen die wände --> die Wände sind wir Mitglieder, die den Raum des Salons zusammenhalten
träume --> wir, die Mitglieder schreiben in unseren Gedichten von Träumen
in den vollen regalen
bleiben immer lücken --> es gibt immer wieder Mitglieder, die gehen (kommen und gehen von Mitgliedern)
der gläserne tisch
ist eine hand breit
vor mir --> man gibt sich preis, wägt ab, in wie weit man es tut
auf weißem --> hier ist das Papier gemeint, auf welchem wir schreiben
lügt meine wahrheit
wie gedruckt --> dies sehe ich als Wortspiel wg. der Diskussion mit dem Lyrischen Ich. Man schreibt sehr wohl von sich selbst, doch diese "Wahrheit" wird hinter dem sog. LI versteckt (lügt), sobald das Gedicht in den blauen Salon gestellt wurde (gedruckt)
Saludos
Magic
Hallo,
(keine Kommentare gelesen)
das war mir schon im lyrischen Dialog als gelungen aufgefallen.
Einziger Stolperstein für mich schon beim ersten Lesen dort (weil es manieriert klingt und künstlich geheimnisvoll, obwohl es doch nur um Papier geht?): auf weißem.
LG
Klara
(keine Kommentare gelesen)
das war mir schon im lyrischen Dialog als gelungen aufgefallen.
Einziger Stolperstein für mich schon beim ersten Lesen dort (weil es manieriert klingt und künstlich geheimnisvoll, obwohl es doch nur um Papier geht?): auf weißem.
LG
Klara
Hallo Niko,
"ui" klingt so "huch" ,-)
Naja, äh, warum nicht - °schluck° - "auf weißem papier"
also vielleicht so ( die handbreit erschließt sich mir nicht?):
im blauen salon
zeichnen die wände
träume
in den vollen regalen
bleiben immer lücken
der gläserne tisch
vor mir
auf weißem papier
lügt meine wahrheit
wie gedruckt
.-)
k
"ui" klingt so "huch" ,-)
hättest du eine änderungsidee?
Naja, äh, warum nicht - °schluck° - "auf weißem papier"
also vielleicht so ( die handbreit erschließt sich mir nicht?):
im blauen salon
zeichnen die wände
träume
in den vollen regalen
bleiben immer lücken
der gläserne tisch
vor mir
auf weißem papier
lügt meine wahrheit
wie gedruckt
.-)
k
nochmal ich, klara
.....wenn es ja aber (oberflächlich betrachtet) um eine raumbeschreibung geht, so könnte doch rein theoretisch der gläserne tisch auf weißem grund stehen. oder? das ginge dann flöten. auch ist lyrik ja dann akzeptabler, wenn sie "raum" lässt für interpretation. würd ich da jetzt einfach weißes papier nehmen, dann würde das anderen möglichen ebenen den boden sozusagen unter den füßen wegziehen auf weißem lügt könnte auch ein bild für das reine, unbeschwerte und was weiß ich noch alles, was man mit weiß assoziiert. oder denk ich da viel zu sehr um die ecken?
wohlgesonnene grüße: Niko
.....wenn es ja aber (oberflächlich betrachtet) um eine raumbeschreibung geht, so könnte doch rein theoretisch der gläserne tisch auf weißem grund stehen. oder? das ginge dann flöten. auch ist lyrik ja dann akzeptabler, wenn sie "raum" lässt für interpretation. würd ich da jetzt einfach weißes papier nehmen, dann würde das anderen möglichen ebenen den boden sozusagen unter den füßen wegziehen auf weißem lügt könnte auch ein bild für das reine, unbeschwerte und was weiß ich noch alles, was man mit weiß assoziiert. oder denk ich da viel zu sehr um die ecken?
wohlgesonnene grüße: Niko
ja, der raum... hast recht. ich weiß nicht. vielleicht ist das einfach eine geschmacksfrage, so ein armes kleines adjektiv so unbemannt da stehen zu lassen... mag ich halt einfach nicht ,-) insofern könntest du mein statement dann ignorieren -
unschlüssig, aufgeschlossen UND wohlgesonnen grüßt zurück
klara
unschlüssig, aufgeschlossen UND wohlgesonnen grüßt zurück
klara
Hallo Niko,
mir geht es anders wie Peter, dessen kommentar ein gedicht für sich ist, ich mochte diese rasche plakative pirouette zum schluss, die fast in einer verbeugung endet, auch wenn sie mir nicht unvertraut schien. und um bei meiner innenschau zu bleiben, es entsteht eine art zirkusstimmung beim lesen, eine arena, in der scheinwerfer über zeltwände streichen (wobei ich wie Perry auch über die guten alten träume stolpere), menschen in halbdunklen reihen, leere plätze dazwischen, die manege tut sich auf, und ein weißclown betritt das rund (bei mir lieber ohne papierhut, Klara)
- genug gesponnen.
jedenfalls: dein text lebt in bewegungen, bildern und gedanken. schön.
grüße aus dem alltagszirkus
Eva
mir geht es anders wie Peter, dessen kommentar ein gedicht für sich ist, ich mochte diese rasche plakative pirouette zum schluss, die fast in einer verbeugung endet, auch wenn sie mir nicht unvertraut schien. und um bei meiner innenschau zu bleiben, es entsteht eine art zirkusstimmung beim lesen, eine arena, in der scheinwerfer über zeltwände streichen (wobei ich wie Perry auch über die guten alten träume stolpere), menschen in halbdunklen reihen, leere plätze dazwischen, die manege tut sich auf, und ein weißclown betritt das rund (bei mir lieber ohne papierhut, Klara)
- genug gesponnen.
jedenfalls: dein text lebt in bewegungen, bildern und gedanken. schön.
grüße aus dem alltagszirkus
Eva
Zuletzt geändert von eva am 17.01.2007, 08:26, insgesamt 1-mal geändert.
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