Ein Kind Überlebender
steht im Lager.
Wenn die Anderen spielen,
hält es das Feuer
am brennen,
das schenkt Glitzern
den Augen,
Hitze den Händen
und Asche dem Haupt.
Das Kind zieht einen Strich,
den es Lächeln nennt.
Am Lagerfeuer
-
Niko
hallo last!
immer mal wieder bin ich an deinem text hängengeblieben, habs wieder weg"gelegt" wieder hochgekramt. ich schleiche so drumherum. nun muss ich mich mittels eines kommentares davon befreien.
zwiespältig nehme ich den text auf. da ist zum einen ein wunderbarer schluss, der an sich schon "ein gedicht" ist. andererseits aber ein paar dinge, die mir nicht so ganz behagen.
ich denke, du meinst: ein kind, ein überlebendes(kind). grammatikalisch korrekt bedeutet diese schreibart für mich: jemand, der ein kind überlebt hat. war es von dir mehr als aufzählung gedacht: ein kind, ein überlebender? diese stelle gleich zu anfang lässt mich mit einem unsicheren gefühl in das gedicht einsteigen, was sich auch nach mehrfachem lesen nicht wirklich legt.
das wort "lager" ist zum einen (erster gedankengang: KZ) überlagert (*g) zum anderen aber mehrdeutig. ein jugendlager? ein kz? ein materiallager? es wird nicht eindeutig. und in kombination mit der bereits eingangs unsicher machenden stelle wirds für mich als leser langsam eng...
"am brennen" ist - sorry - eine schlechte formulierung. dann lieber: schürt es das feuer" oder lässt es das feuer brennen(d). insgesamt finde ich den ganzen passus ein bissi flapsig. da hät ich mir gezielteres in der wortwahl gewünscht.
die aufzählungen hätte ich persönlich ein wenig variiert. zb:
das schenkt
den Augen Glitzern
Hitze den Händen
und Asche dem Haupt.
oder ähnlich. wäre mir ansonsten zu monoton.
diese stelle finde ich wirklich genial, last. dafür hat sich das ganze gedicht voll gelohnt. schade ist, dass sich das (für mich) nicht durch weitere strecken des textes zieht.
dennoch: gern gelesen!
lieben gruß: Niko
immer mal wieder bin ich an deinem text hängengeblieben, habs wieder weg"gelegt" wieder hochgekramt. ich schleiche so drumherum. nun muss ich mich mittels eines kommentares davon befreien.
zwiespältig nehme ich den text auf. da ist zum einen ein wunderbarer schluss, der an sich schon "ein gedicht" ist. andererseits aber ein paar dinge, die mir nicht so ganz behagen.
Ein Kind Überlebender
steht im Lager.
ich denke, du meinst: ein kind, ein überlebendes(kind). grammatikalisch korrekt bedeutet diese schreibart für mich: jemand, der ein kind überlebt hat. war es von dir mehr als aufzählung gedacht: ein kind, ein überlebender? diese stelle gleich zu anfang lässt mich mit einem unsicheren gefühl in das gedicht einsteigen, was sich auch nach mehrfachem lesen nicht wirklich legt.
das wort "lager" ist zum einen (erster gedankengang: KZ) überlagert (*g) zum anderen aber mehrdeutig. ein jugendlager? ein kz? ein materiallager? es wird nicht eindeutig. und in kombination mit der bereits eingangs unsicher machenden stelle wirds für mich als leser langsam eng...
Wenn die Anderen spielen,
hält es das Feuer
am brennen,
"am brennen" ist - sorry - eine schlechte formulierung. dann lieber: schürt es das feuer" oder lässt es das feuer brennen(d). insgesamt finde ich den ganzen passus ein bissi flapsig. da hät ich mir gezielteres in der wortwahl gewünscht.
das schenkt Glitzern
den Augen,
Hitze den Händen
und Asche dem Haupt.
die aufzählungen hätte ich persönlich ein wenig variiert. zb:
das schenkt
den Augen Glitzern
Hitze den Händen
und Asche dem Haupt.
oder ähnlich. wäre mir ansonsten zu monoton.
Das Kind zieht einen Strich,
den es Lächeln nennt.
diese stelle finde ich wirklich genial, last. dafür hat sich das ganze gedicht voll gelohnt. schade ist, dass sich das (für mich) nicht durch weitere strecken des textes zieht.
dennoch: gern gelesen!
lieben gruß: Niko
-
pandora
hallo last,
ein schwieriges thema.
ich lese in deinem gedicht, dass das kind eines ehemaligen kz-insassen /einer ehemaligen kz-insassin anders im "lager" steht, als irgendein x-beliebiger besucher, der zwar ebenfalls betroffen sein könnte, aber nicht in dem maße betroffen, wie jemand, dessen eltern oder großeltern das trauma der inhaftierung immer mit sich nehmen und, wie untersuchungen belegen, an die folgegenerationen weitergeben mussten.
strophe drei finde ich problematisch, weil nicht ganz klar ist, was mit "das" gemeint ist. "glitzern" - hm, da ergibt sich bei mir auch keine assoziation. (ich vermute: die erinnerung wird lebendig gehalten bzw. soll lebendig gehalten werden)
der schluss könnte (ich vermute, ich bewege mich auf sehr, sehr dünnem interpretationseis...) einen versöhnungsgedanken andeuten.
lg
p.
PS: "am Brennen"
ein schwieriges thema.
ich lese in deinem gedicht, dass das kind eines ehemaligen kz-insassen /einer ehemaligen kz-insassin anders im "lager" steht, als irgendein x-beliebiger besucher, der zwar ebenfalls betroffen sein könnte, aber nicht in dem maße betroffen, wie jemand, dessen eltern oder großeltern das trauma der inhaftierung immer mit sich nehmen und, wie untersuchungen belegen, an die folgegenerationen weitergeben mussten.
strophe drei finde ich problematisch, weil nicht ganz klar ist, was mit "das" gemeint ist. "glitzern" - hm, da ergibt sich bei mir auch keine assoziation. (ich vermute: die erinnerung wird lebendig gehalten bzw. soll lebendig gehalten werden)
der schluss könnte (ich vermute, ich bewege mich auf sehr, sehr dünnem interpretationseis...) einen versöhnungsgedanken andeuten.
lg
p.
PS: "am Brennen"
Hallo,
ein sehr nüchterner, unprätenziöser und deshalb gut geratener Text.
Einstieg ohne Einstieg, sondern in medias res - gelungen!
Der Unterschied, der Grund:
(Brennen natürlich groß, und diese Formulierung ist tatsächlich, wie in einem Kommentar angemerkt, auf den ersten Blick ungeschickt, aber jede andere träfe es nicht: "Feuer schüren" wäre zu stark und nicht gemeint, "brennen lassen" zu schwach", "am Brennen halten" ist schon genau richtig, gerade weil es ungeschickt WIRKT!)
Weiter geht es mit Lust und Last und sachliche Notwendigkeit des lebendigen Erinnerns
und mit dem genialen Schluss:
Und im Grund ist es nicht so wichtig, finde ich, ob es sich um ein bosnisches, jüdisches, armenisches oder anderes Überlebenden-Kind handelt, auch nicht, ob es sich tatsächlich um ein Kind handelt, oder um einen Erwachsenen, der die Kinder auf Bildungsreise an das Schlimme erinnert.
Es ist gut so, wie es ist! Es ist wunderbar, wie der Test ohne Pathos auskommt und dennoch eine Schwere erreicht, die nicht lastet, eine Tiefe, die nicht künstlich wirkt - Hut ab!
Grüße von Klara, die einigermaßen staunt über einen 21jährigen Autor, der so etwas schreiben kann
ein sehr nüchterner, unprätenziöser und deshalb gut geratener Text.
Einstieg ohne Einstieg, sondern in medias res - gelungen!
Ein Kind Überlebender
steht im Lager.
Der Unterschied, der Grund:
Wenn die Anderen spielen,
hält es das Feuer
am brennen,
(Brennen natürlich groß, und diese Formulierung ist tatsächlich, wie in einem Kommentar angemerkt, auf den ersten Blick ungeschickt, aber jede andere träfe es nicht: "Feuer schüren" wäre zu stark und nicht gemeint, "brennen lassen" zu schwach", "am Brennen halten" ist schon genau richtig, gerade weil es ungeschickt WIRKT!)
Weiter geht es mit Lust und Last und sachliche Notwendigkeit des lebendigen Erinnerns
das schenkt Glitzern
den Augen,
Hitze den Händen
und Asche dem Haupt.
und mit dem genialen Schluss:
Das Kind zieht einen Strich,
den es Lächeln nennt.
Und im Grund ist es nicht so wichtig, finde ich, ob es sich um ein bosnisches, jüdisches, armenisches oder anderes Überlebenden-Kind handelt, auch nicht, ob es sich tatsächlich um ein Kind handelt, oder um einen Erwachsenen, der die Kinder auf Bildungsreise an das Schlimme erinnert.
Es ist gut so, wie es ist! Es ist wunderbar, wie der Test ohne Pathos auskommt und dennoch eine Schwere erreicht, die nicht lastet, eine Tiefe, die nicht künstlich wirkt - Hut ab!
Grüße von Klara, die einigermaßen staunt über einen 21jährigen Autor, der so etwas schreiben kann

Hallo Last,
für mich erzählt das Gedicht von einem Kind unter Kindern, das später/anders Erwachsen wird...von einem noch nicht, dass sich aber schon ankündigt...ab von der Assoziation "Pfadfinder- oder Ferienlager ist es ein Gedicht, dass allgemein schildert...(lustig ist, dass er mich thematisch an Klaras Lyriktext unter Erzählgedichte erinnert, er ist an einer ähnlichen Schwelle für mich) - ich mag den Text und auch die Formulierung ein Kind Überlebener. Allein die Art der Stellung des Mittelteils macht den Text etwas zu...--- ~pathetisch...eine leichte Reduktion könnte sie vielleicht schon vertragen?...(ist aber minimal) Vielleicht daher:
oder so ähnlich ...auf jedenfall würde ich die Ausdrucksart noch etwas variieren...sie klingt nicht nach einem Kind Überlebenden
(Brennen groß)
Natürlich finde auch ich das Ende großartig.....
Ich wäre gespannt, was du zu den verschiedenen Deutungsansätzen sagst..
Liebe Grüße,
Lisa
für mich erzählt das Gedicht von einem Kind unter Kindern, das später/anders Erwachsen wird...von einem noch nicht, dass sich aber schon ankündigt...ab von der Assoziation "Pfadfinder- oder Ferienlager ist es ein Gedicht, dass allgemein schildert...(lustig ist, dass er mich thematisch an Klaras Lyriktext unter Erzählgedichte erinnert, er ist an einer ähnlichen Schwelle für mich) - ich mag den Text und auch die Formulierung ein Kind Überlebener. Allein die Art der Stellung des Mittelteils macht den Text etwas zu...--- ~pathetisch...eine leichte Reduktion könnte sie vielleicht schon vertragen?...(ist aber minimal) Vielleicht daher:
Ein Kind Überlebender
steht im Lager.
Wenn die Anderen spielen,
hält es das Feuer
am Brennen,
das Glitzern
die Hitze
die Asche.
Das Kind zieht einen Strich,
den es Lächeln nennt.
oder so ähnlich ...auf jedenfall würde ich die Ausdrucksart noch etwas variieren...sie klingt nicht nach einem Kind Überlebenden
(Brennen groß)
Natürlich finde auch ich das Ende großartig.....
Ich wäre gespannt, was du zu den verschiedenen Deutungsansätzen sagst..
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
-
Last
Hallo zusammen,
Ja.
Nun ja, ich wollte zumindest diese Stimmung übernehmen, mir der Gefahr, die ebenso eine Option ist, bewusst, dass der Leser dadurch auch auf diese Fährte gelockt werden könnte. In der Tat habe ich nicht von dem übrig gelassen, was dem Leser mit einer Idee meiner eigentlichen Intention bewaffnen könnte. Ich habe nun eine neue Version des Gedichtes erarbeitet, in dem ich die irritierende Stelle mit einem Hinweis versehen habe. Allerdings befürchte ich, dass die KZ-Interpretation jetzt nicht mehr möglich ist
Weiterhin habe ich die kritisierten, „plumpen“ Strophen sprachlisch aufgepeppt.
Das Kind Überlebender
steht mir im Lager. Es
spielt nicht
doch schaut,
dass das Feuer
brennt, das
in den Augen
glitzert,
Hände wärmt und
Asche schenkt.
Mein Kind zieht einen Strich,
den es Lächeln nennt.
LG
Last
P.S.: Lisas Interpretation ist sehr nah dran.gif)
ich finde die ersten beiden Strophen zu prosaisch und zu sehr gewollt.
Ja.
ob das die richtige Interpretationsrichtung ist, und was, außer dem Wort Lager (und vielleicht Asche) sie stützt?
Nun ja, ich wollte zumindest diese Stimmung übernehmen, mir der Gefahr, die ebenso eine Option ist, bewusst, dass der Leser dadurch auch auf diese Fährte gelockt werden könnte. In der Tat habe ich nicht von dem übrig gelassen, was dem Leser mit einer Idee meiner eigentlichen Intention bewaffnen könnte. Ich habe nun eine neue Version des Gedichtes erarbeitet, in dem ich die irritierende Stelle mit einem Hinweis versehen habe. Allerdings befürchte ich, dass die KZ-Interpretation jetzt nicht mehr möglich ist

Weiterhin habe ich die kritisierten, „plumpen“ Strophen sprachlisch aufgepeppt.
Das Kind Überlebender
steht mir im Lager. Es
spielt nicht
doch schaut,
dass das Feuer
brennt, das
in den Augen
glitzert,
Hände wärmt und
Asche schenkt.
Mein Kind zieht einen Strich,
den es Lächeln nennt.
LG
Last
P.S.: Lisas Interpretation ist sehr nah dran
.gif)
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