Alter
Liebe Gerda,
mit dem Gedicht habe ich noch Schwierigkeiten. Es klingt nicht wie selbsterlebt, denn es fehlt der Erlebnischarakter, das Exemplarische der Zeilen. Alles das scheint schon oft gesagt und man sucht die Meinung der Autorin, der Gerda hintr all dem. Außerdem habe ich mit den doch sehr profanen Reimen meine Schwierigkeiten ... vielleicht ist es einfach nicht mein Fall ...
Liebe Grüße,
Max
mit dem Gedicht habe ich noch Schwierigkeiten. Es klingt nicht wie selbsterlebt, denn es fehlt der Erlebnischarakter, das Exemplarische der Zeilen. Alles das scheint schon oft gesagt und man sucht die Meinung der Autorin, der Gerda hintr all dem. Außerdem habe ich mit den doch sehr profanen Reimen meine Schwierigkeiten ... vielleicht ist es einfach nicht mein Fall ...
Liebe Grüße,
Max
Lieber Max,
ich fürchte, die Schwierigkeiten wirst du auch behalten.gif)
Der Text ist aus 2002, entstanden in einer dunklen Lebenssphase.
Allerdings weit davon entfernt wirklich meinen heutigen Ansprüchen zu genügen.
Ich hatte aber das Bedürfnis, nachdem ich leonies Text "Altern" endlich verstanden hatte,
diese Gedanken einmal öffentlich zu machen.
Vielleicht ist das eben die Gerda 2002.
Ich denke bei Gedichten aus jener Zeit, wenn sie nicht nachträglich bearbeitet wurden, würdest meist die Gerda dahinter suchen, die du aus anderen Texten kennst.
Was ich allerdings immer noch reizvoll finde, dieses fast paradoxe darin, dass das Alter an und für sich nicht schlimm sei, die Umstände, die daraus resultieren allerdings, - diese Umstände aber eigentlich alterbedingt auftreten...
Als "Jugendsünde" kann ich es allerdings nicht einsortieren....gif)
Danke fürs Lesen.
Gerda
ich fürchte, die Schwierigkeiten wirst du auch behalten
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Der Text ist aus 2002, entstanden in einer dunklen Lebenssphase.
Allerdings weit davon entfernt wirklich meinen heutigen Ansprüchen zu genügen.
Ich hatte aber das Bedürfnis, nachdem ich leonies Text "Altern" endlich verstanden hatte,
diese Gedanken einmal öffentlich zu machen.
Vielleicht ist das eben die Gerda 2002.
Ich denke bei Gedichten aus jener Zeit, wenn sie nicht nachträglich bearbeitet wurden, würdest meist die Gerda dahinter suchen, die du aus anderen Texten kennst.
Was ich allerdings immer noch reizvoll finde, dieses fast paradoxe darin, dass das Alter an und für sich nicht schlimm sei, die Umstände, die daraus resultieren allerdings, - diese Umstände aber eigentlich alterbedingt auftreten...
Als "Jugendsünde" kann ich es allerdings nicht einsortieren...
.gif)
Danke fürs Lesen.
Gerda
Liebe Gerda,
Hier einige Gedanken zu Inhalt und Sprache Deines Gedichts:
Beim Lesen Deiner Verse fällt auf, dass Du eine sehr negative Darstellung des Alters gibst, die ich so nur teilweise nachvollziehen kann. Für mich klingt Dein Text so, als sei das Alter ein trister Lebensabschnitt ohne jedes Vergnügen, der dem Menschen angesichts des ihn angähnenden Grabes nur noch Seufzer abringen kann. Natürlich verliert sich im Laufe eines Lebens die Leichtigkeit der Jugend, aber dafür setzt eine gewisse Gelassenheit des Alters ein, die den Jungen noch nicht vergönnt ist. Und meiner Meinung nach liegt es an einem selbst, wie lebendig man sich im Alter körperlich wie geistig fühlt, bei allen Beschwernissen, die es sicherlich gibt.
In der letzten Strophe erwähnst Du mit der Endlichkeit der Zeit einen zentralen Punkt. Hier frage ich mich, was Du mit „lebensfremdlich“ meinst und ob nicht ein Widerspruch zum letzten Vers vorliegt. Zu wissen, dass „die Uhr tickt“ lässt doch das Leben unendlich wertvoll und schön erscheinen, lässt einen das Leben doch gerade NICHT als selbstverständlich gegeben, sondern als Geschenk ansehen, oder siehst Du das anders? Carpe diem et noctem!
Und schließlich: die letzten drei Verse dürfen ja nicht nur auf das Alter bezogen gelesen werden. Die Endlichkeit der ( Lebens ) Zeit gilt für die Jugend gleichermaßen, und vielleicht würde der Lebensabschnitt der Jugend an Qualität gewinnen, wenn eben dieser Aspekt nicht verdrängt und zum Tabu erklärt werden würde.
Doch da jede Lyrik auch immer Spiegel der Autorenseele und –befindlichkeit ist, kann es natürlich sein, dass der eher düstere Textton Deiner Verse Deiner Stimmung im Moment / in den Momenten des Schreibens entsprach, was ich als Leser ja nicht einschätzen kann.*
Was die Sprache betrifft, so wundert mich der Mix aus gereimten und ungereimten Versen. War das so beabsichtigt von Dir? Mit den Reimen heiter - Begleiter – weiter tue ich mich noch schwer, da sie in meinen Ohren etwas „bemüht“ klingen. Zudem ist mir die Bedeutung von „weiter“ im Satz- / Verskontext nicht ganz klar. Meinst Du hier wirklich „das Leben wird weiter – im Sinne von 'weiterhin' – so ungleich vielschichtig“? Oder meinst du „weiter“ im Sinn von „reichhaltiger“, „erweiterter Perspektive“? Letzteres wäre ja positiv zu deuten, würde dann aberinhaltlich nicht in den Tenor der ersten Strophe passen.
Und zwei Kommas solltest Du noch wegschubsen, liebe Gerda.
Das erste hat sich hinter „weiter“, das zweite hinter „sich ( 2.Strophe ) verirrt.
Liebe Sonntagsgrüße
Herby
* Hatte den Text offline und vor Lesen Deiner Antwort an Max getippt. Mit ihr haben sich einige inhaltliche Punkte meines Kommentars geklärt.
Hier einige Gedanken zu Inhalt und Sprache Deines Gedichts:
Beim Lesen Deiner Verse fällt auf, dass Du eine sehr negative Darstellung des Alters gibst, die ich so nur teilweise nachvollziehen kann. Für mich klingt Dein Text so, als sei das Alter ein trister Lebensabschnitt ohne jedes Vergnügen, der dem Menschen angesichts des ihn angähnenden Grabes nur noch Seufzer abringen kann. Natürlich verliert sich im Laufe eines Lebens die Leichtigkeit der Jugend, aber dafür setzt eine gewisse Gelassenheit des Alters ein, die den Jungen noch nicht vergönnt ist. Und meiner Meinung nach liegt es an einem selbst, wie lebendig man sich im Alter körperlich wie geistig fühlt, bei allen Beschwernissen, die es sicherlich gibt.
In der letzten Strophe erwähnst Du mit der Endlichkeit der Zeit einen zentralen Punkt. Hier frage ich mich, was Du mit „lebensfremdlich“ meinst und ob nicht ein Widerspruch zum letzten Vers vorliegt. Zu wissen, dass „die Uhr tickt“ lässt doch das Leben unendlich wertvoll und schön erscheinen, lässt einen das Leben doch gerade NICHT als selbstverständlich gegeben, sondern als Geschenk ansehen, oder siehst Du das anders? Carpe diem et noctem!
Und schließlich: die letzten drei Verse dürfen ja nicht nur auf das Alter bezogen gelesen werden. Die Endlichkeit der ( Lebens ) Zeit gilt für die Jugend gleichermaßen, und vielleicht würde der Lebensabschnitt der Jugend an Qualität gewinnen, wenn eben dieser Aspekt nicht verdrängt und zum Tabu erklärt werden würde.
Doch da jede Lyrik auch immer Spiegel der Autorenseele und –befindlichkeit ist, kann es natürlich sein, dass der eher düstere Textton Deiner Verse Deiner Stimmung im Moment / in den Momenten des Schreibens entsprach, was ich als Leser ja nicht einschätzen kann.*
Was die Sprache betrifft, so wundert mich der Mix aus gereimten und ungereimten Versen. War das so beabsichtigt von Dir? Mit den Reimen heiter - Begleiter – weiter tue ich mich noch schwer, da sie in meinen Ohren etwas „bemüht“ klingen. Zudem ist mir die Bedeutung von „weiter“ im Satz- / Verskontext nicht ganz klar. Meinst Du hier wirklich „das Leben wird weiter – im Sinne von 'weiterhin' – so ungleich vielschichtig“? Oder meinst du „weiter“ im Sinn von „reichhaltiger“, „erweiterter Perspektive“? Letzteres wäre ja positiv zu deuten, würde dann aberinhaltlich nicht in den Tenor der ersten Strophe passen.
Und zwei Kommas solltest Du noch wegschubsen, liebe Gerda.
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Das erste hat sich hinter „weiter“, das zweite hinter „sich ( 2.Strophe ) verirrt.
Liebe Sonntagsgrüße
Herby
* Hatte den Text offline und vor Lesen Deiner Antwort an Max getippt. Mit ihr haben sich einige inhaltliche Punkte meines Kommentars geklärt.
Liebe Gerda,
ja - für mich ist, stören mich die Reime hier auch weniger, da sie einen ganz eigentümlichen Rhythmus erzeugen (bis auf die Reime der letzten Verse, die sind mir auch zu künstlich im Klang), dieses Gedicht auch etwas schwierig - weil ich keinen Verdichtungsmoment erkenne, es bleibt für mich "Gedanke", auch in Bezug auf die Setzung....
Herbys Hinweis, dass Alter "nicht nur so" ist kann ich gut nachvollziehen, ich finde allerdings, dass nicht jeder Text alle Aspekte eines Themas beinhalten muss und ein Gedicht kann auch Rechenschaft an eine Phase sein...heißt also nicht, dass es nicht nur so ist...aber es eben doch einen Anlass gab, dies so zu reduzieren, dass es in diesem Gedicht deutlich wird, dass es "nötig" war...
..eines der Stärke von Lyrik, habe ich überhaupt etwas darüber gelernt, seit ich Gedichte schreibe, ist eben diese Reduzierbarkeit von Blickwinkeln...ohne dass der Anspruch erhoben wird, dass es nur so ist. Denn ein Gedicht zeigt durch seine Form, dass es nicht alleine ist auf der Welt. Das ist anders als bei Prosa.
Liebe Grüße,
Lisa
ja - für mich ist, stören mich die Reime hier auch weniger, da sie einen ganz eigentümlichen Rhythmus erzeugen (bis auf die Reime der letzten Verse, die sind mir auch zu künstlich im Klang), dieses Gedicht auch etwas schwierig - weil ich keinen Verdichtungsmoment erkenne, es bleibt für mich "Gedanke", auch in Bezug auf die Setzung....
Herbys Hinweis, dass Alter "nicht nur so" ist kann ich gut nachvollziehen, ich finde allerdings, dass nicht jeder Text alle Aspekte eines Themas beinhalten muss und ein Gedicht kann auch Rechenschaft an eine Phase sein...heißt also nicht, dass es nicht nur so ist...aber es eben doch einen Anlass gab, dies so zu reduzieren, dass es in diesem Gedicht deutlich wird, dass es "nötig" war...
..eines der Stärke von Lyrik, habe ich überhaupt etwas darüber gelernt, seit ich Gedichte schreibe, ist eben diese Reduzierbarkeit von Blickwinkeln...ohne dass der Anspruch erhoben wird, dass es nur so ist. Denn ein Gedicht zeigt durch seine Form, dass es nicht alleine ist auf der Welt. Das ist anders als bei Prosa.
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Lisa, lieber herby,
was soll ich anderes antworten, als dass ihr Beide Recht habt.
Alter ist ist individuell, trotz der Gemeinsamkeit, die es aufweist.
@ Herby: lebensfremdlich soll heißen, das eigene Leben im Alltag wird fremd...
Hinter dieser Fremdheit, das zu entdecken, was du als wertvoll ansiehst, ist dem Lyrich nicht möglich.
Es erscheint dem Lyrich so, als ob der Verfall unaufhaltsam fortschreitet, was ja tatsächlich auch so ist, nur nicht so rasant...
Jeden Tag immer mehr Dinge, langsamer getan werden müssen, die Augen die schlechter werden, das Gehör, die körperliche Beweglichkeit eingeschränkter, alles dauert länger, auch das Erinnern usw. und von all dem tägl. (Übertreibung) ein bisschen mehr...
Mir geht es in diesem Gedicht um die besondere Situation, in der das Lyrich das Gefühl hat: Ihm wird anhand seines Körpers vorgeführt, was Altern heißt.
Es wird sich selbst vorgeführt.
Du kennst bestimmt den schönen Spruch:
Alt werden wollen wie alle, nur älter werden nicht.
@ Lisa
In meinen Erläuterungen an Herby zur speziellen Sichtweise des Lyrich, habe ich diese expliziet erklärt, soweit das überhaupt möglich ist.
Was ich aber wichtig finde ist das Folgende, was du mit der Reduzierbarkeit von Perspektiven gesagt hast.
Eine Sichtweise ist ja auch nicht deshalb falsch/ ungültig, oder hat in einem Gedicht nichts zu suchen, wenn ich den Blickwinkel des Autors nicht einnehmen kann.
Nur kann man möglicherweise bei Prosa und Erzählgedichten verschiedene Blickwinkel einzunehmen, weil keine Reduzierung auf einen vorliegt.
Ich denke, es war in der Situation für das Lyrich nur möglich, sich so über das Alter auszudrücken.
Als Autorin dieses Texts meine ich, er solle wieder zurück in seinen Ordner, in dem er weiter als "Zeitdokument" einer abgeschlossenen Lebensphase schlummern kann..gif)
Er regt aber immerhin zur Diskussion an und mich selbst inzwischen zur ironischen Betrachtung.
Wie gesagt: Keine "Jugend"-Sünde...
Liebe Grüße in den Morgen
Gerda
was soll ich anderes antworten, als dass ihr Beide Recht habt.
Alter ist ist individuell, trotz der Gemeinsamkeit, die es aufweist.
@ Herby: lebensfremdlich soll heißen, das eigene Leben im Alltag wird fremd...
Hinter dieser Fremdheit, das zu entdecken, was du als wertvoll ansiehst, ist dem Lyrich nicht möglich.
Es erscheint dem Lyrich so, als ob der Verfall unaufhaltsam fortschreitet, was ja tatsächlich auch so ist, nur nicht so rasant...
Jeden Tag immer mehr Dinge, langsamer getan werden müssen, die Augen die schlechter werden, das Gehör, die körperliche Beweglichkeit eingeschränkter, alles dauert länger, auch das Erinnern usw. und von all dem tägl. (Übertreibung) ein bisschen mehr...
Mir geht es in diesem Gedicht um die besondere Situation, in der das Lyrich das Gefühl hat: Ihm wird anhand seines Körpers vorgeführt, was Altern heißt.
Es wird sich selbst vorgeführt.
Du kennst bestimmt den schönen Spruch:
Alt werden wollen wie alle, nur älter werden nicht.
@ Lisa
In meinen Erläuterungen an Herby zur speziellen Sichtweise des Lyrich, habe ich diese expliziet erklärt, soweit das überhaupt möglich ist.
Was ich aber wichtig finde ist das Folgende, was du mit der Reduzierbarkeit von Perspektiven gesagt hast.
Eine Sichtweise ist ja auch nicht deshalb falsch/ ungültig, oder hat in einem Gedicht nichts zu suchen, wenn ich den Blickwinkel des Autors nicht einnehmen kann.
Nur kann man möglicherweise bei Prosa und Erzählgedichten verschiedene Blickwinkel einzunehmen, weil keine Reduzierung auf einen vorliegt.
Ich denke, es war in der Situation für das Lyrich nur möglich, sich so über das Alter auszudrücken.
Als Autorin dieses Texts meine ich, er solle wieder zurück in seinen Ordner, in dem er weiter als "Zeitdokument" einer abgeschlossenen Lebensphase schlummern kann.
.gif)
Er regt aber immerhin zur Diskussion an und mich selbst inzwischen zur ironischen Betrachtung.
Wie gesagt: Keine "Jugend"-Sünde...

Liebe Grüße in den Morgen
Gerda
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