Die Königin und der Poet

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 17.10.2006, 19:26

Die Königin und der Poet


Ziellos sein Kurs
durchs Wellengrau
Nur selten
ging er an Land
tauschte Küsse
gegen Wein

Ein Traum
flügelleicht
wies ihm den Weg
nordwärts
zum Felsenweiß
ihrer Küste

Er schrieb
ein Poem
mit dem Blau der Tiefe
schickte es hinauf
ins Wolkenhoch
ihres Zimmers

Da ließ sie sich
fallen
in seine Arme
und beider Blut
färbte das Meer
rot

pandora

Beitragvon pandora » 17.10.2006, 21:16

hallo perry, das finde ich sehr, sehr, sehr schön.
einzige mäkelei: ich würde vielleicht in der überschrift von einem dichter reden/schreiben, weil in der vorletzten strophe dann das wort POEM auftaucht.

lg
p.

Perry

Beitragvon Perry » 17.10.2006, 21:37

Hallo Pandora,
gleich drei "sehr", das freut die Poetenseele (lächel). Danke für den Hinweis. Ich denke, ich werde den Dichter gegen einen Seefahrer austauschen. Mal schauen, was noch an Meinungen dazu kommt.
LG
Manfred

Max

Beitragvon Max » 18.10.2006, 21:50

Lieber Manfred,

was mir gefällt, ist das Spiel der Farben in Deine Gedicht. Womit ich Probleme habe, ist, dass das Gedicht mir ein wenig zu "treiben" scheint, da ist wenig überraschendes für mich.

Liebe Grüße
Max

Perry

Beitragvon Perry » 19.10.2006, 10:21

Hallo Max,
freut mich, dass dir die Farbintensivierung der einzelnen Verse (Grau, Weiß, Blau bis zum Rot) gefallen hat. Überraschend hatte ich die plötzliche Wendung, "da ließ sie sich fallen ..." gedacht, da stellt sich doch die Frage nach dem Warum. Normalerweise hätte sie sich doch auch freuen können, dass ein Freier um sie wirbt.
Ich möchte jetzt nicht die dahinter stehende Geschichte aufbröseln, vielleicht nur soviel, die weiße Felsenküste und das hochliegende Zimmer deuten ein wenig an, warum ihre Liebe nicht leben konnte.
LG
Manfred

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 19.10.2006, 20:02

Lieber Perry,

ich mag es auch, wenn so schlicht auf Handlungsebene in Märchenform erzählt wird...da schwebt so viel mit zwischen den Zeilen...ein bisschen könnte das Gedicht sprachlich aber noch an den korallen geschliffen werden :-)

Mich stört eher das Poem als Wort in dem Text als die Dopplung...ich könnte mir vorstellen "Brief" zu sagen (denn das Gedicht ist ja für die Königin ...Brief würde man trotzdem als Gedicht verstehen...denn er ist ja ein Poet...und alles, was er schreibt ist ein Poem.

"Ziellos" (nicht so schlimm) und "flügelleicht" (schlimmer...das würde ich einfach streichen...) würde ich ersetzen, da sie für mich in den Kitsch abrutschen - das Gedicht es aber ansonsten schafft als Märchen zu atmen...

Liebe Märchengrüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Perry

Beitragvon Perry » 20.10.2006, 14:49

Hallo Lisa,
danke für deine individuellen Eindrücke und Anregungen.
"Flügelleicht" finde ich z. B. hier nicht kitschig, da es als Gegenpart zu "ziellos" steht. Außerdem darf ein lyrisches Märchen ruhig etwas gefühlsbeladen sein (lächel). Mit dem Poem gebe ich dir Recht, das ist blaß und nichtssagend. Brief gefällt mir allerdings auch nicht, aber vielleicht wäre Botschaft oder (Brief)taube eine Alternative.
LG
Manfred

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.10.2006, 15:31

Hallo Manfred,

wie wäre es mit:

Er schrieb
seine Liebe (statt: ein Poem)
mit dem Blau der Tiefe
schickte sie (statt: es) hinauf
ins Wolkenhoch
ihres Zimmers


Was meinst du?
Saludos
Gabriella

Perry

Beitragvon Perry » 21.10.2006, 14:50

Halo Gabriella,
ja das wäre eine elegante Lösung. Mal schauen uns LG
Manfred


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