Freiheit

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Last

Beitragvon Last » 08.10.2006, 11:46

Der Teufel kommt,
kam, kam,

mit dem Lächeln eines Samariters.


Als ich brechen wollte,
schenkte er mir Verzweiflung

und Stolz.


Das Stück Holz

auf meinen Schultern
war leichter geworden.


Keine Nägel.

Max

Beitragvon Max » 08.10.2006, 13:25

Lieber Last,

ich finde es sehr interessant, wie Du in diesem Gedicht eine christliche Thematik aufgreifst und dabei den Teufel in die Rolle des Samariters schlüpfen lässt. Interessant auch, dass Du denkst, dass Stolz einen die Bürde leichter tragen lässt. Einzig (wirklich einzig ?) die Vertrippelung des kommt (mit der variation "kam") verstehe ich überhaupt nicht, ich finde einfach keine inhaltliche Interpretation. Bin gespannt, was die anderen hier sagen.

Liebe Grüße
max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 08.10.2006, 13:47

Hallo Last,

ich lese hier keine christliche Thematik, sondern den "Teufel in sich selbst" heraus.
Das doppelte "kam" gefällt mir nicht sonderlich gut, ich glaube, dass du damit ausdrücken willst, dass "der innere Dämon" verstärkt über das LI hereinbrach. Das könntest du aber auch anders ausdrücken. Auch dir Zeilensetzung würde ich überdenken.
Saludos
Gabriella

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leonie
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Beitragvon leonie » 08.10.2006, 20:54

Lieber last,

ich lese wie Max christliche Klänge, durch den Samariter, aber auch, weil mich Dein Gedicht an die Versuchung Jesu erinnert. Verzweiflung und Stolz als Geschenke des Teufels, damit man nicht bricht, das finde ich interessant. Ich habe darüber nachgedacht, was es sonst noch sein könnte. Aber vielleicht ist das bei jedem Menschen unterschiedlich?

Ich finde, das ist wieder ein starkes Gedicht mit einem genialen Titel.

Liebe Grüße
leonie

Niko

Beitragvon Niko » 08.10.2006, 23:44

einen religiösen touch (oder schreibt man das jetzt tatsch?) sehe ich auch, aber dennoch habe ich mehr die bildliche sprache im kopf: an etwas zerbrechen und dass jeder sein kreuz tragen muss.

so interpretiere ich hinein die chance auf ein gehaltvolles leben, ein leben, dass einen anderen, vielleicht höheren wert hat, weil man dem tod in die augen sah, als der tod eine gnade (samariter) gewesen wäre.

das "kam, kam," dient vielleicht dazu, gleich zu anfang die dramatik zu turboisieren. so gesehen ist mir das doppel-kam recht. vor allem aber der zeitenwechsell: der teufel kommt, kam, kam, - es scheint als habe das lyich noch garnicht verinnerlicht, dass es gerade ein leben gewonnen hat.

mir gefällt dein text, last!

lieben gruß: Niko

PS: an die techniker der seite: wieso hab ich immer gleich zwei zeilen weiter geschaltet, wenn ich nur einmal in die nächste zeile springe???normalerweise würde ich soviel leerräume nicht lassen.

Last

Beitragvon Last » 13.10.2006, 11:33

Hallo zusammen,

da fällt mir aber ein Stein vom Herzen, dass der Text ankommt, ich war mir da etwas unsicher, weil ich ihn als ungewöhnlich für mich empfinde. Einerseits, weil die ausschlaggebende Idee nicht ein Bild war, sondern ein abstrakter Gedanke, andererseits, weil ich dementsprechend direkt geschrieben habe (Verzweiflung und Stolz).
Inspiration für den Text war ein Gespräch mit einem guten Freund (Er ist Muslim). Ich meinte, man müsse unter Umständen dazu bereit sein die ewige Verdammnis zu tragen, nämlich dann, wenn man aus Überzeugung etwas Gutes tut, dieses im jüngstem Gericht aber nicht als gut anerkannt wird und nannte als Beispiel einen Selbstmordattentäter. Er antwortete, dann müsse es Verzweiflung gewesen sein, nicht Überzeugung. Des weiteren habe ich an dem Tag einen Text für Kinder gelesen, in dem es hieß, dass die gefährlichste Waffe des Teufels sei, dass er sich verstecken kann, nicht aus Bescheidenheit, sondern aus Argwohn und Hinterlist. Der dritte Gedanke ist, dass der erste Grundsatz des Satanismus lautet: "Tu was du willst."
Im Gedicht ist das lyr.Ich in dieser Art ud Weise auf den Teufel hereingefallen, deshalb auch "kommt, kam, kam" es ist im allgemeinen und im spezifischen Fall so + Verwirrung des lyr. Ich + Dramatisierung + ein Gedanke (um einen Dämonen zu beschwören immer dreimal nach ihm rufen). Über diese Stelle werde ich mir aber noch ein paar Gedanken machen, vielleicht gefällt mir noch eine geschicktere Lösung ein.

Vielen Dank auf jeden Fall für eure Kritiken :smile:

LG
Last


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