Rabenschwarz

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 08.09.2006, 18:38

Rabenschwarz


Wie sie über Schlachtfelder schreiten
die Flügel eng an die Federnähte gelegt
stolze Generäle in Kriegen
die nur den Tod als Sieger kennen

Wie sie nach meinen Augen hacken
die nachleuchten bei ihrem Flug
über bekreuzigte Steine
Findlinge im Winkel meiner Krähenfüße

Niko

Beitragvon Niko » 13.09.2006, 10:48

hallo perry!
die idee gefällt mir. die zeilen führen zunächst in die irre. geht es um krieg? später dann löst sich das ganze auf in die krähenfüße, in ein gedicht über das altern. so verstehe ich es. wie gesagt: die idee ist ok, auch wenn ich finde, dass du da metaphermäßig/vergleichsmäßig ein wenig sozusagen mit krähenkanonen auf spatzen schießt. aber ein paar sachen gehen mir einfach nicht ein: federnähte...- meinst du damit an die kiele gelegt? eng angelegt - das wäre mir genug, es bräuchte die etwas nebulös wirkenden federnähte nicht. oder wolltest du eine assoziation an hosennaht erzeugen? dann vielleicht doch nur einfach "nähte"? "in kriegen".....um nachher in der auflösung des ganzen stimmig zu bleiben, müsste es nach meinem empfinden in der einzahl bleiben "stolze generäle in einem krieg / der nur den tod als sieger kennt". das finde ich übrigens die stärkste stelle in deinem gedicht. auch die nachleuchtenden augen wollen mir nicht so ganz aufgehen. und die bekreuzigten steine / findlinge ebenso wenig.
lieben gruß: Niko

Perry

Beitragvon Perry » 13.09.2006, 11:09

Hallo Niko,
danke für deinen wie immer sehr konstruktiven Beitrag. Durch die "Krähenfüße" hast du dich allerdings auf eine falsche Fährte locken lassen. Es ist nicht das Alter, das über die Schlachtfelder der (auch inneren) Kriege blickt, sondern das verhärmt (Krähenfüße) trauernde Auge beim Betrachten eines Kriegsgräberfeldes.
Was die Federnähte anbelangt so sind sie tatsächlich als Verschmelzung von Hand bzw. Feder an die Hosennaht gelegt gedacht. Das mit der Einzahl wäre möglich, ist meiner Meinung nach aber nicht zwingend, da es viele Nähte und Kriege gibt.
Gerade die von dir als stärkste Stelle bezeichnete Passage hat mir die meisten Bauchschmerzen gemacht, weil sie stark phrasiert, ich sie aber inhaltlich brauchte. Das "nachleuchten" war mir insofern wichtig, weil es das innere Verarbeiten verdeutlichen sollte. Auch der Findling sollte einen Bezug zur Suche nach den Gefallenen verdeutlichen.
Da ich den Text sicher noch überarbeiten werde, sind mir deine Hinweise jedenfalls sehr wertvoll. Danke und LG
Manfred

Niko

Beitragvon Niko » 13.09.2006, 11:43

krähenfüße mit verhärmtem, trauerndem auge gleich zu setzen, halte ich für sehr gewagt. und das führt - zumindest mich - in die irre und lässt mich dein gedicht so interpretieren. jeder, der altert, kommt um die krähenfüße nicht drumherum. das ist halt so. und genauso, wie trauriger gesichtsausdruck, so "prägt" auch lachen und grinsen und fratzen schneiden diese krähenfüße
ich bin jetzt gespannt, was andere dazu sagen, ob nur ich alleine die krähenfüße in falschen bezug setze.
lieben gruß: Niko

steyk

Beitragvon steyk » 13.09.2006, 19:34

Hallo Perry,
sehr ausdrucksvoll dein Text. Die Krähenfüße irritieren mich allerdings auch. Hättest du in deiner Antwort nicht auf die Bedeutung, so wie du sie siehst, hingewiesen, wäre ich nicht darauf gekommen.

Gruß
Stefan

Perry

Beitragvon Perry » 13.09.2006, 23:39

Hallo Stefan,
ja manchmal ist Lyrik eben nicht ganz leicht zu durchschauen oder wie Niko bemerkt hat "gewagt." Für mich war es einfach das Wiederaufgreifen des Rabenbildes in einer anderen Bedeutung. Freut mich, dass dir mein Gedicht trotzdem gefallen hat.
Danke und LG
Manfred


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