Sinnlos

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 23.11.2025, 21:25

...und der nächste Versuch in Schüttelreimen.


Erst war ich ganz von Sinnen (a)
als ich das Haus von innen sah.

Gleich darauf ganz von Sinnen (b):
Sie liegt an einem Binnensee!

Noch heut oft ganz von Sinnen (c),
wenn ich des Hauses Zinnen seh.

Wenn ich dort noch Freundinnen seh,
dann bin ich ganz von Sinnen (d).

Auch heute noch von Sinnen (e)
wenn ich den Saal von innen seh.

Nun bin ich ganz von Sinnen (g)
weil ich das Stück beginnen seh.

Im Backstage dann von Sinnen (h)
weil ich das Stück von hinnen sah.

Ich wär' auch ganz von Sinnen (n)
Zum Glück bin ich ja innen Zen.

Ja, ja, ich bin von innen so
entspannt, drum nicht von Sinnen (o).

Wenn ich das Brett mit Pinnen seh
dann bin ich ganz von Sinnen (p).

Ich sah dem Schwund von Sinnen (q)
mit vielen off'nen Kinnen zu.

Dann bin ich ganz von Sinnen (r).
stets wenn ich Müll aus Rinnen zerr

Doch dabei ganz von Sinnen (u):
schon wieder sind die Rinnen zu!

Auch bin ich ganz von Sinnen (w)
stets wenn ich den Trump gewinnen seh!

Der ist, ich bin von Sinnen (x)
von außen old, doch innen six.
Zuletzt geändert von Mnemosyne am 30.11.2025, 12:24, insgesamt 2-mal geändert.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 29.11.2025, 11:21

Hallo Merlin,

vorweg, das einzuhaltende Setting bei der Setzung bestimmter Buchstaben, Vokalen, Wörtern, um als szenisch gebriefter Schüttelreim in der Schüttelreimszene dippen zu können, weckt nicht mein Interesse, kommt mir ein bischen old-scholl-mäßig und irgendwieder fast schon wieder freakig vor,
ich stelle mir vor, dass die Wörter "von" und "Sinnen" haufenweise in in einem Cocktailshaker geworfen werden, es soll ja eine [ivon Sinnen, Mary,[/i] werden, die heftig geschüttelt werden für das anschließende meditative Legespiel, möglichst viele Schüttelreime aus dieser Rezeptur zu bilden,

ich hab mal versucht, jeweils nur die andere Zeile zu lesen, um vielleicht eine zusammenhängende Geschichte aus diesen Zeilen entdecken zu können, doch spätestens bei der Finnensau hab ich diesen Versuch aufgegeben.

Mein Leseeindruck, die Aussage "von Sinnen" wiederholt sich, in sechzehn unmerklichen Variationen, da muss es eine Reimkultur geben, die vermutlich schwerer wiegt als der Inhalt.

von innen six, ist das ein selbstkreierter Ausdruck von dir?

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 29.11.2025, 21:31

Klar, ist eine Spielerei mit der Form. Mag nicht jede/r. Aber das das mit so vielen Buchstaben funktioniert, war für mich schon eine hübsche kleine Entdeckung.

Hast recht, die eine Zeile geht echt nicht, und wird auch durch das Wortspiel nicht entschuldigt. Ich habe sie ein wenig angepasst.

"von innen six" sollte ausdrücken, dass da jemand von innen wie ein Sechsjähriger agiert. Ich muss wohl an dem Ding noch feilen. Aber bei (x) geht sonst nicht viel, das könnte ich sonst nur weglassen.

Danke für den Kommentar -- der hat mich etwas weitergebracht, mit der neuen Version fühle ich mich wohler.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 29.11.2025, 22:53

hallo merlin,

ich glaube mich zu erinnern, du hast pjotr hier in einem faden mal genau erklärt, worauf bei schüttelreimen zu achten ist,
ich weiss es nicht mehr,

ich finde, den letzten Satz bei (x) darfst du keinesfalls weglassen, (w) und (x) gehören doch inhaltlich zusammen.

jetzt, da ich weiss, was du damit sagen willst, finde ich den ausdruck "doch innen six" sogar richtig gut,

danke für deine antwort!

Chamonixius
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Beitragvon Chamonixius » 06.12.2025, 22:11

Hey Mnemosyne!

Ich hab echt eine ganze Weile gebraucht, das formale "Programm" dieser Schüttelreime zu kapieren, weil ich die isolierten Buchstaben erst nicht richtig "laut" mitgelesen und als Bestandteil des Schüttelreims erkannt habe.
Nachdem der Groschen gefallen ist: Originelle Idee auf alle Fälle!

Wo es m. E. nicht so ganz funktioniert, das ist bei den vokalischen Klammerbuchstaben und bei denjenigen eingeklammerten Konsonanten, die beim "lauten" lesen mit einem Vokal beginnen, weil da, soweit ich sehe (und sofern ich nicht grad mental Schüttelblind bin), kein wechselseitiger Lautaustausch erfolgt.

Will sagen:
Bei einem korrekten Schüttler wie
"Sinnen (b) - Binnensee"
spenden beide Schüttelreimwörter dem jeweils anderen je einen Laut.

Aber bei
"Sinnen (a) - innen sah"
wandert nur das s vom einen "Wort" zum anderen (wenn man "(a)" als ein Wort begreifen möchte), ohne das ein Laut sich im Tausch in die Gegenrichtung bewegen würde.

Insofern scheinen mir etliche Zeilenpärchen nicht ganz korrekt geschüttelt zu sein, was für mich das Vergnügen am Formspiel etwas mindert. Wobei die Grundidee - wie schon gesagt, aber ruhig nochmal gesagt - echt witzig und gewitzt zu finde!

LG!

C.

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 18.12.2025, 01:10

Hi Chamonixius,
freut mich, dass dich das unterhalten konnte.
Was die Regeln für Schüttelreime angeht: So ganz festgeschrieben sind die natürlich nirgends, und die gegenseitige Konsonantenspende ist sicherlich der eleganteste Fall. Aber zumindest der Wikipedia-Artikel (https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%BCttelreim) enthält Beispiele wie dieses:

"Erst isst du mit den Indern Reis,
dann gibst du deinen Rindern Eis!"

Und in diesem speziellen Fall würde man m.E. einfach zu viele Buchstaben verlieren, wenn man auf Konsonantentausch bestehen wollte, was dann auch wieder schade wäre.

Beim nächsten Mal gibt's dann aber wieder mehr Konsonanten. Versprochen! :-)
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Merlin


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