Tropische Nacht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
resumee

Beitragvon resumee » 19.08.2006, 19:49

Die Luft ein Konzert,
durchtanzt Dschungelnacht,
Zikadengesang,
der Wind schläft wach.

Stimmen verschwimmen,
von fern Trommelschlag,
rhythmisch- ekstatischer
Sinnesbelag.

Berauscht triefen
wir in unserm Schweiß,
verlieren Bewusstsein,
das Blut friert heiß,

der Atemstoß heftig,
die Stille stöhnt laut,
ich schmecke begierig
das Salz Deiner Haut,

das Salz
Deiner
Haut
.
.
Um meinen Kopf schwirrt ein Moskito.

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 19.08.2006, 20:36

Ich habe noch nie eine tropische Nacht erlebt- jetzt werde ich begierig auf sie! (Trotz des letzten Satzes)

Herzlichst, KÖ

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 19.08.2006, 21:44

Der Salon scheint im Moment etwas tropischer zu werden, und salzig.

Nun ja, aber verliert man das Bewußtsein?, oder nur dessen oberflächliches Konstrukt?

Du bist eine gute Formerin und eine Anhängerin des sich ein wenig gedrehten Doppelpunktes.

Dir und allen eine Nacht ohne Moskito, ob innen oder außen

moshe.c

resumee

Beitragvon resumee » 20.08.2006, 09:59

*schmunzelt*
Liebe Kö,
wenn wir Glück haben, gibt es ja dieses Jahr noch ein paar tropisch heiße Nächte...viel Spaß! Und beim Auftauchen mag es ja dann auch eine andere Kleinigkeit sein, die Du als erstes wieder wahr nimmst.... :mrgreen:

Lieber moshe,

nein, natürlich verlieren wir nicht das komplette Bewusstsein, es geht nur in eine andere Ebene über, die sich in Raum und Zeit verliert...das Wiederanknüpfen ist manchmal erstaunlich, vor allem, WAS Du als erstes wieder bemerkst.

Insofern hast Du mit Deinem Einwand recht... und die Schwachstelle des Gedichtes auch aus meiner Sicht auf dem Punkt getroffen. Ich habe diese Stelle überlegt, formuliert, verworfen. Etwas hingeschrieben..es revidiert und verworfen..halluzinatorisch hätte mir inhaltlich am besten gefallen, aber der Lesefluss stockt dann sehr..also eine sechssilbige Entsprechung gesucht, und das war dann das Ergebnis. Wenn jemandem dazu etwas Besseres einfällt, wäre ich wirklich froh.

Der drehende Doppelpunkt..*lacht* den gibt es nur zwei Mal in meinen Gedichten: einmal für das gedankliche Absacken bei "Treibsand" und in diesem Falle für das Erotisch-Ekstatische.

Ihr Lieben, ganz herzlichen Dank für Eure Kritiken und einen schönen Sonntag!

resumee

Gast

Beitragvon Gast » 20.08.2006, 13:39

Hallo resumee,

da ist die Idee, eine Liebesnacht in tropischer Hitze in Worte zu fassen, was prickelnd sein könnte, wenn sie dann konsequent mit einem gewissen Augenzwinkern bis hin zum Moskito beschrieben würde.
Unter Humor wäre da sicher der richtige Platz.

Da du das Gedicht aber nun mal unter Liebeslyrik gepostet hast und wohl auch als soche gelesen haben möchtest, kann ich deinem Text leider nicht begeisternd zunicken.
Die hitzigen Formulierungen machen noch kein Liebesgedicht, wenn sie dann mit solch schlichten Reimen (unsauber nacht/wach im ersten Vers) daherkommen.
Zudem auch klischeehaft die Fantasie bedienen, wobei, mir die zikaden in den Tropen etwas fehl am Platz zu sein scheinen, aber da kann ich mich auch täuschen.

Für mich ist das ein leider misslungender Versuch.
Formal nicht gut umgesetzt zumal die Reime laut gelesen doch sehr bemüht werden müssen, damit eine Sprachmelodie entsteht und der Vortrag nicht von der ersten Zeile an wie eine Persiflage klingt, die man durchaus daraus machen könnte, was aber wohl nicht in deiner Absicht liegt.

Der Sinnesbelag ist übrigens eine Wortschöpfung, die mich an alle möglichen Beläge denken lässt, aber bestimmt nicht an Liebesromantik...
(Zahnbelag, Bremsbelag)
Ich denke du hast versucht unbedingt zu reimen und das geht dann auf Kosten der genauen Beschreibung.
Man trieft vor Schweiß und nicht im

friert heiß ist mir auch zu platt.
Das ganze Gedicht ist zu vordergründig, mir fehlt ein tiefere Ebene, die mir als Leser auch ein wenig mehr erzählt, als von Schweiß und Salz.

Aber wie gesagt, es ließe sich mit einigen Änderungen sicher umarbeiten und unter Humor posten, wie ich finde.

Liebe Grüße
Gerda
Zuletzt geändert von Gast am 20.08.2006, 17:31, insgesamt 2-mal geändert.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 20.08.2006, 16:53

Liebe resumee,
nach einigen Überlegungen muß ich auch sagen, daß die Problemstelle keine einfache ist:
verlieren/verlaßen/vergeßen,
Alltag-Sein,
hm,
aber vielleicht
unter Oberfläche,
und natürlich sehr subjektiv, die beste Lösung für mich:

hinter Oberfläche
das Blut friert heiß,

Sag mal was du denkst.

Ansonsten:
Nun ein Ticket um Tropen zu erleben ist bestimmt keine schlechte Idee. In der Nachsaison gibt es bestimmt Sonderangebote. Man könnte Trixie fragen.
Dann kann man anfangen von Zikaden über neue Beläge, im Schweiß sein, bis zu heißem Frieren, echt neue und authentische Erfahrungen zu machen.
Wenn man dann noch reichlich von Moskitos gestochen wird, ist auch die Möglichkeit gegeben, neu zu erkennen was Humor ist und was nicht.

Tropische Grüße

moshe.c

resumee

Beitragvon resumee » 20.08.2006, 18:00

@gerda jäger

Ja, ich finde auch, dass das Gedicht einige wirklich komische Momente gewinnt,...

wenn man Deinen Kommentar dazu liest.

Der Sinnesbelag ist übrigens eine Wortschöpfung, die mich an alle möglichen Beläge denken lässt, aber bestimmt nicht an Liebesromantik...
(Zahnbelag, Bremsbelag)


Der Sinnesbelag stand in deutlichem Bezug zu dem rhythmisch-ekstatisch der vorausgegangenen Zeile.

Die Vorstellung eines rhythmisch- ekstatischen Zahnbelags oder Bremsbelags hat mich wirklich ausnehmend amüsiert. Dafür danke.

Ich denke ebenfalls, dass man, bevor man etwas in eine Fehlerliste aufnimmt, man durchaus Sachinformationen nachsehen kann, ohne blind zu schießen.

Zikade Afrika (1480 links in 46 Sekunden)

Ist von Südschweden und England durch fast ganz Europa bis zu den Kanaren, Nordafrika, dem Mittleren Osten und Zentralasien verbreitet. Dieses 7mm lange Tier lebt an trockenen Standorten,...

http://www.wanzen-nrw.de

Der Wind schläft wach, das Blut friert heiß, die Stille stöhnt laut

sind die drei Oxymorone, die das Verschwimmen und Sich- verändern der Wahrnehmung darstellen
in einem Gedicht, dessen Thema Sinnlichkeit und Ekstase ist, nicht gemeinhin Liebesromantik.

Das Dir die Reime nicht gefallen mögen, nun gut, Deine Empfindung. Ein einziger etwas unsauberer Reim stört mich aber überhaupt nicht. Ich bin dagegen, erzwungen etwas rein zu reimen, nur damit es dem Reim an sich genügt. Da geht Inhalt einfach drüber.

Das Du bei DEINER Lesart, die ja durch Dein (VOR-) Urteil getragen wird, zu einer Persiflage kommst, wundert dann auch nicht mehr.

Zu der Komik des letzten Satzes muss ich Dich fragen, ob Du eigentlich die Kommentare zuvor gelesen hast...????

Insgesamt macht Deine Kritik auf mich einen willkürlichen (Du nimmst Signalworte ohne Zusammenhang heraus, siehe Sinnesbelag) und nicht durchdachten (Zikaden, ebenso der Gebrauch des Wortes Liebesromantik) Eindruck.

Schönen Sonntag.

resumee



Lieber moshe,

über das UNTER OBERFLÄCHE werde ich nachdenken, der Weisheit letzter Schluss scheint es mir auf den ersten Blick aber auch nicht.

Jau! Eine Reise in die Tropen, das wäre es jetzt, vor allem wenn es hier so kalt bleibt. Erzähle mir später von Deinen authentischen Erlebnissen, ich bin gespannt, und ich hoffe für Dich, dass es keine rhythmisch-ekstatischen Zahnbeläge gibt!

Es grüßt Dich lieb,

resumee

[b]

Gast

Beitragvon Gast » 20.08.2006, 20:50

Liebe resumee,

ich lese nur höchst selten Kommtare anderer Forenbesucher, bevor ich selbst kommentiere.
Ich wüsste auch nicht weshalb, denn ich will mir ein Bild machen und nicht lesen, was sich andere für Bilder machen.
Ich lese sie allerdings fast immer im Nachhienin.
Meine Kritik kommt dir willkürlich vor, weil du eine andere Interntion hast, die allerdings der Text mir nicht vermittelt hat.
Vielen Dank für den Hinweis auf das Verbreitungsgebiet der Zikaden. (zwischenzeitlich hatte ich ebenfalls nachgesehen).
Da ich meine Zweifel aber "angemeldet" hatte, glaubte ich es sei überflüssig, das noch zu berichtigen,
Nun ja, ich habe viel gelernt über deine Art mit Kritik umzugehen.
Vielleicht bist du es nicht gewohnt, dass Texte auch mal hart angegangen werden.

Liebe Grüße
Gerda

Warum hast du eigentlich alles fett gedruckt? Kommt mir ein wenig so vor, als wolltest du mir mit erhobenem Zeigefinger mal so richtig Bescheid sagen... mit anderen Worten: kommt nicht gut.

steyk

Beitragvon steyk » 21.08.2006, 07:12

Liebe resumee,
ein schönes Gedicht, daß mich für einen Augenblick
in die Tropen versetzte und ein Moskito um meinen
Kopf fliegen ließ ;-)

Gruß
Stefan

resumee

Beitragvon resumee » 22.08.2006, 09:30

@gerda jäger

Das mit dem fett gedruckten Text tut mir leid. Ich hatte versehentlich vergessen, am Ende des Zitats den Knopf zu drücken. Ich erhebe mich niemals über andere, nicht einmal mit einem Zeigefinger. Wenn das bei Dir so angekommen ist, möchte ich mich dafür entschuldigen.

Vielleicht bist Du es nicht gewohnt, dass Texte auch mal hart angegangen werden.

Über diesen Satz habe ich mir viele Gedanken gemacht. Was ist der Vorteil von Härte, was bringt sie ein? Härte hat die Welt noch NIE positiv bewegt. Härte erinnert mich an preußisches Unterjochen.

Sollte nicht gemeinhin der Sinn einer Community sein, sich zu unterstützen?

Ich wünsche mir sachliche, konstruktive(was warum wie besser machen) Kritik.

Einen schönen Tag

resumee

@steyk

Ich danke Dir ganz herzlich für Deinen Kommentar, der mir an diesem Tag unbeschreiblich gut getan hat.

resumee

Gast

Beitragvon Gast » 22.08.2006, 15:09

Liebe resumeé,
ich will nicht mit Härte, die Welt bewegen.
Härte in der Kritik heißt für mich "hart dran bleiben" am Text, klar sagen, was nicht gut ist, gelobt wir immer schnell, das erlebe ich hier u. a. auch.
Ich kann dich nur bitten meine Kritik nicht persönlich sondern textbezogen zu lesen.
Du bist auch nicht verpflichtet irgend etwas von dem anzunehmen oder zu übernehmen.

Wenn ich Kritik zu meinen Texten erhalte, setze ich mich in der Regel allerdings, auf den Stuhl des Leser/Kritikers, sprich versuche zu hinterfragen, was denn zu dieser Kritik (wertfrei) geführt hat... meist hilft mir das weiter.
Wenn ich sofort in die Kontraposition zu einer negativen Kritik gehe, beraube ich mich der Möglichkeit, den eigenen Text aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Ich glaube, dass hier im Salon niemand schreibt, der nicht noch von ernst gemeinter Kritik profitieren könnte.

In diesem Sinne
liebe Grüße
Gerda


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