im Omnibus

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 20.09.2016, 09:23

im Omnibus

schunkelten alle im Takt
als ich einstieg
fuhren sie mir durchs Haar
es war hell und glatt
passte gut zum Blau
sie fragten
ob ich eine Mutti bin
und was ich allein
in der Nacht –
ich bin eine Flüchtige
sagte ich
habe mein Ziel vergessen
sie riefen wir werden
dir helfen

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 20.09.2016, 09:38

Ein Traum?

Last

Beitragvon Last » 20.09.2016, 10:48

Hallo Amanita,

erster Eindruck: fesselt mich, möchte ich wieder und wieder lesen, um diese "Traumlogik" aufzudröseln.

Hat was Kafkaeskes für mich, wie ein Individuum in seiner Verletzlichkeit in ein soziales Gefüge geworfen wird, das es zu überrollen droht, dem es sich aber auch hingeben könnte.

Dann dieses rotierende Rollengefüge, das sich bis zum Ende nicht austariert. Das lyrische Ich wird behandelt wie ein Kleinkind, über dessen Willen hinweg Zärtlichkeiten vielleicht zulässig sein könnten (wie von fremden Großmüttern oder -vätern). Dann wird aber gefragt, ob es eine "Mutti" ist und schon sind die anderen die Kleinkinder, die berühren dürfen.
Dann wieder zurück zur Schutzlosigkeit, "allein in der Nacht", "Flüchtige". Wenn die Fremden Hilfe ankündogen ist nicht klar, ob es ernst gemeint oder eine Drohung ist.

Auch sprachlich spannend, dieses Saloppe, Kleinbürgerliche, vielleicht Kindliche im Gegensatz zu dem nicht ganz Auserzählten, Geheimnisvollen.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 20.09.2016, 11:37

Danke, genau richtig gelesen. Und das freut mich!


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