ich kenne jemanden

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Klimperer

Beitragvon Klimperer » 10.08.2016, 01:32

seit über 30 Jahren
ich war
bei der beerdigung seiner
frau
und wenn er im sterben liegt
wird er keine sekunde
an mich denken
sondern
an eric clapton
Zuletzt geändert von Klimperer am 10.08.2016, 19:19, insgesamt 2-mal geändert.

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 10.08.2016, 11:08

Hallo Klimperer,
das "wer" soll vermutlich ein "wenn" sein?

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 10.08.2016, 11:43

Und "jemanden"?

Ich kenne ein Mann ...
Ich kenne einen Mann ...
Ich kenne jemand ...
Ich kenne jemanden ...

Niko

Beitragvon Niko » 10.08.2016, 16:39

Ich finde die Zeile:

und wenn er am sterben ist

(habs mal korrigiert, das "wer") als schlechtes deutsch. Am sterben, am machen, am Autofahren....Das ist alles eher umgangssprachlich. Dann doch lieber:

" und wenn er (ein)mal stirbt" oder "wenn er im Sterben liegt"
Zudem würde ich das "und" gegen ein "doch" (oder "aber") tauschen in dieser Zeile. Denn das "doch" unterstreicht die gegensätzlichkeit.
Und.....Ja!.....Jemand gab etwas von jemandem an jemanden weiter, der jemandes freund aus dem Jemen war. :razz:

Herzlich....niko

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 10.08.2016, 17:20

Ist umgangssprachlich schlecht? Ich finde den Stil gut, und es ist kein Stilbruch.

Niko

Beitragvon Niko » 10.08.2016, 18:26

Generell ist es nicht verwerflich oder "schlecht". (was ist schon schlecht. Alles eine Sache Subjektiver Betrachtung.) Für mich ist es aber eine Stelle, die sich umgangssprachlich abhebt. Und das hat das Gedicht, wie ich finde, nicht verdient!

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 10.08.2016, 19:29

Hallo Mnemosyne, Pjotr, Niko.

Erst jetzt habe ich eure Kommentare gelesen, ich finde es schrecklich, wieviele Fehler ich in einem so kurzen Text gemacht habe. Vielen Dank für eure Korrekturen, für eure Rückmeldung.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 11.08.2016, 09:30

Ich muss zugeben: Hier verstehe ich die Aussage nicht.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 11.08.2016, 10:06

Hallo Amanita,

ich versuche zu erklären, was ich damit meine. Nicht das es etwas "geniales" wäre, sondern weil bei subjektiven Sachen niemand kann wirklich, oder nicht immer, nachvollziehen, was gemeint ist.

Ich kenne seit vielen Jahren diese Person, die ich mindestens als ein guter Bekannte bezeichnen kann. Und ich bin sicher, dass in seiner Gefühlswelt, Eric Clapton einen viel größeren Platz hat als ich, als alle seine guten Bekannte. Eric Clapton ist nur ein Beispiel, es geht darum, dass in den Seelen vieler Menschen irgendein Phantom, eine Kultfigur wichtiger ist als seine Mitmenschen.
Du sitzt jemandem gegenüber und weißt genau: Dieser Mensch sieht durch dich hindurch. Seine Seele, sein Kopf, sind voll mit allem möglichen Kram, da ist kein Platz für Menschen wie er selbst, keinen Platz für dich.
Er lächelt dich an, er ist höflich, aber du weißt: Im Grunde ist er anderswo.

Das, was ich hier sage, liebe Amanita, ist nur meine ganz subjetive Meinung.

Ich danke dir fürs Lesen und für deine Rückmeldung.

Carlos

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 11.08.2016, 12:23

Eric Clapton ist aber, meine ich, kein gutes Beispiel für eine Kultfigur in dem abwertenden Sinn, wie Du das hier zu verstehen geben möchtest, Klimperer. Jesus ist auch eine Kultfigur. Wenn Du ein Figurbeispiel verwenden möchtest, das weniger wert ist als "die Mitmenschen", dann würde ich eine künstliche Figur nehmen, also eine, die es real nicht gibt, aber berühmt ist aus Literatur und Film oder so. Auch Eric Clapton ist ein Mitmensch, kein Phantom. Er spielt keine Bühnenrolle. Da er ein normaler Mensch ist wie Du und ich, klingt für mich Deine Erläuterung mehr wie subjektive Eifersucht, weniger wie ein allgemeiner Moralhinweis zur Aufnahme aller "Mitmenschen". Unter dieser Beleuchtung wirkt dann auch der Beerdigungsbesuch seltsam, als ob man sich dadurch Sympathie oder Rechtfertigungsdruck erkaufen könnte. Das sieht man ja öfters, auch bei Hochzeiten etc., dass manche Besucher aus dem ferneren Bekanntenkreis nur erkannt werden möchten, um den "Soll" erfüllt zu haben; der Aufwand soll sich ja auch lohnen.

Zur Aufheiterung, hier eine andere Interpretation: Seit Jahren sagt der lyrische Jemand zum lyrischen Ich immer wieder, dass dieser aussähe wie Clapton; er sieht in ihm immer den Eric Clapton, wegen der Ähnlichkeit.


P.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 11.08.2016, 15:22

Ich hätte vielleicht dazu sagen sollen, dass dieser Mensch sich, bei seiner Beerdigung, sich ein Lied von Eric Clapton wünscht.

Niko

Beitragvon Niko » 11.08.2016, 16:45

Ich glaube, dass du mit deiner einstellung
es geht darum, dass in den Seelen vieler Menschen irgendein Phantom, eine Kultfigur wichtiger ist als seine Mitmenschen

falsch liegst. Und weiterhin glaube ich, dass darin eine gewisse "unlogik" liegt. Und letztlich halte ich unter diesem Gesichtspunkt dein Gedicht für nicht stimmig.
Ich gebe dir völlig recht: wir alle haben ideale oder ein Idol und wir malen uns unsere individuelle Welt mit unseren Lieblingsfarben bunt.
Aber.....Eine sterbesituation ist etwas völlig anderes. Eine Situation, die weder mit anderen Idolen oder sonstigem bunten zu tun hat, sondern eine Situation, die sich auf den Kern des lebens bezieht. Im Alltag mag der kern ein Idol sein, im Sterben aber sind ganz andere Dinge wichtig. Ich glaube nicht, das irgendwer im Sterben an Eric Clinton denkt (außer dessen Familie und leibhaftige Freunde). Die Realität eines sterbenden ist übersinnlich und im Zusammenspiel mit dem eigenen Leben und sterben. Vielleicht ein Rückblick auf erlebtes und nicht erlebtes. Aber ich denke nicht, dass ersatzrealiräten im Angesicht des Todes irgendeine Rolle spielen.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 11.08.2016, 17:01

Ja, Niko, du hast Recht.

Was ich sagen will ist, aber das habe ich ja bei Amita erläutert, dass ich mich von diesem Menschen nicht wirklich ernst genommen fühle. Das ist meine Erfahrung, das gilt nur für mich. Das sage ich zu mir selbst in dieser Gedichtform.
Du hast Recht, glaube ich, er wird an alles mögliche Denken, nur nicht an Eric Clapton.

Es wäre nicht uninteressant, sich selbst zu fragen: Woran wohl werde ich denken, wenn ich im Sterben liege?

Vorausgesetzt, man liegt gemütlich in einem bequemen Bett ...

Und dann, warum nicht sich ein schönes Lied anhören? Ich kenne eins, das Clapton verfasste, als sein kleiner Sohn starb.

Danke für deine Rückmeldung.

Carlos

Niko

Beitragvon Niko » 11.08.2016, 18:27

Tears in Heaven.....Ich liebe dieses Lied. Sterben hat nichts damit zu tun, ob man gemütlich im Bett dabei liegt.
Ich weiß für mich ein wenig, was ich fühle beim sterben. Habs erlebt....


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