PRITTSTIFT DER GLÜCKSELIGKEIT

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Benutzeravatar
OscarTheFish
Beiträge: 239
Registriert: 08.11.2015
Geschlecht:

Beitragvon OscarTheFish » 17.04.2016, 08:09

PRITTSTIFT DER GLÜCKSELIGKEIT
(gut - bitte - danke)

OscarTheFish(p@k)
(XRayFusion)

gut - bitte - danke
immer wieder
aufs Neue
ohne Gedankenschranke
lässt du
dich
einmal
umarmen?

lebenskleber
welchen
nimmst du?
schneesturm
durch die Nase
puh ...
dieser Prittstift
der Glückseligkeit

dein freudenkleber
er haftet
an deiner aura
in der aula
der erde
und weit und breit
dilatiert die zeit
in deiner
vollkommenheit

deine gravitation
ist beschleunigend
und schön
so wird
das Rot
nach blau
verschoben
grün
steht dir
so gut
bleibt man so
im Gemüt gehoben
in deinem
Brunnen jung.

fahr doch
mal herunter
deine Schilde
das Milde
tut nur
halb so weh
und so steh
im Rezidiv begossen
ich so nass
im Regen
deiner Augen
die verflossen
an der Hoffnung
saugen
mit leerer Hand
ganz lichterloh
verdunkelt
gut - bitte - danke
immer wieder aufs Neue
greifbar
vor dem Nichts

gegenwärtig
ohne Wehr
unstreitbar und faktenschwer
bin ich müde
all der Müdigkeiten
die mich trennen
von deiner Welt.

einmal verglühn
nur ein einzig Mal
dein Paradies berührn
von deinem Apfel kosten.

ach, könnt ich nur
den Panzer rosten
der mich zu sprengen hindert
ihn;
der Kette Glieder schwächen
die fesselnd mich besetzen
und brechen
den stillen willen
dämonisch fahl
dreidimensional
schreien will ich
bei dir im Licht!

doch kahl
bleibt der Baum im Frost
hart
bleibt die Kost des Lebens

dein Sternenpurpur
ein kosmisches Weichfeuer
schwarzer kerzen
keine Schmerzen
mehr im Herzen
wäre ein Anfang
die Tugend aus Porzellan
und
ohne Macht der Sieg
vom Schwarz
in das Licht des neuen Tags.

gut - bitte - danke
immer wieder
aufs Neue
bebete ich die Götter
die dich schufen
die deinen Namen rufen
aus der Unendlichkeit
ist es doch
zumindest eine Spur
ein Auslöser
aus der Endlichkeit
Lösegeld der Gnade

Mal mich neu
mit deinem Lippenstift
auf Glanzpapier
Urknall der Sorgen
weggesprengt
und neu
wird die Welt
durch Schleier
wolkenreich berührt
erwidert und geboren
nur aus Herz gebaut
das Geständnis meiner Fantasie

Sie
der Weg
das Ziel
mit Augen verbunden
gefunden
ein Stück Helligkeit
vor dem Nichts
Vorfreude
auf die Freude
gut - bitte - danke
immer wieder
aufs Neue
geboren
dich zu umarmen
gut - bitte - danke
dieses einzig
eine Mal.
Zuletzt geändert von OscarTheFish am 14.05.2016, 19:42, insgesamt 1-mal geändert.
Ein paar ausgewählte Werke zur Stillung weiterer Neugier:
AKUTES ABDOMEN, OBWOHL WIR BLIND SIND, SCHMUSEREI, MUCH ADO ABOUT FUJI.
Gedichte von: Der beste Dichter der Welt und XRayFusion.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 17.04.2016, 09:17

"L'aprè -midi d'un faune", daran erinnerte mich dieses Gedicht. Mallarmé würde heute, vermute ich, so ähnlich schreiben.
Im Vers 100 oder 101 habe ich einen kleinen Tippfehler gefunden: "bebete ich die Götter..."

pjesma

Beitragvon pjesma » 17.04.2016, 11:24

hallo oscar,
meine erste gedanke: aufteilen in stücke. aber lass es lieber so, es ist viel kostbares dabei.
die gedanke an die vorfreude als schönste freude, so empfinde ich, erhellt das ganzes gedicht.
lg, pjesma

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 17.04.2016, 13:48

Mir fällt es schwer, hier dranzubleiben. Zu viele "Glitzerworte", zu dick aufgetragen. Weniger wäre hier mehr.

Benutzeravatar
Zefira
Beiträge: 5728
Registriert: 24.08.2006

Beitragvon Zefira » 17.04.2016, 14:02

Bei "Schneesturm durch die Nase" denk ich an Drogen. Das wäre immerhin eine Erklärung für den Überschwang, der hier herrscht.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Benutzeravatar
Pjotr
Beiträge: 6792
Registriert: 21.05.2006

Beitragvon Pjotr » 17.04.2016, 16:48

Klimperer hat geschrieben:Im Vers 100 oder 101 habe ich einen kleinen Tippfehler gefunden: "bebete ich die Götter..."

"bebete" finde ich gut; das kommt mir nicht wie ein Tippfehler vor.

Ich kann einen Hintern kneten, aber auch bekneten, ihn küssen und beküssen, den Schweiß rühren, und berühren ...

"Be..." fügt einem Verb so eine Art Annäherung hinzu, eine Be-Handlung von außen ...

Benutzeravatar
Zefira
Beiträge: 5728
Registriert: 24.08.2006

Beitragvon Zefira » 17.04.2016, 17:24

Wir beknien ja auch die Götter. Ich mache das jedenfalls (es bringt nix, aber ich mach es trotzdem).
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Quoth
Beiträge: 1853
Registriert: 15.04.2010
Geschlecht:

Beitragvon Quoth » 17.04.2016, 22:26

Ein Eldorado für die Schere, aber gerade in seiner Opulenz auch eine Alternative zum sprachlichen Reduktionismus, der sich schließlich selbstgefällig im Verstummen suhlt ... Die Wiederholungen haben was von Kehrreimen, die Genitive jubeln ("der mich des Sprengens hindert" - scheint mir einer zu viel), die Assonanzen und Reime sind von schöner Planlosigkeit wie mit dem Salzstreuer drüber verteilt ... Ich mag das und würde es gern vom Autor gelesen hören!
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Benutzeravatar
OscarTheFish
Beiträge: 239
Registriert: 08.11.2015
Geschlecht:

Beitragvon OscarTheFish » 01.05.2016, 08:26

Mit zeitlichem Abstand habe ich hier mal wieder reingeschaut und erfreut verwundert festgestellt, dass so viele ausführlich geantwortet haben. Vielen Dank dafür. Ich lasse - auch aus Gründen des Respekts - alle Antworten so wie sie geschrieben sind im Raume stehen. Habe sie selbstverständlich alle genau gelesen und auf mich wirken lassen.
Ein paar ausgewählte Werke zur Stillung weiterer Neugier:
AKUTES ABDOMEN, OBWOHL WIR BLIND SIND, SCHMUSEREI, MUCH ADO ABOUT FUJI.
Gedichte von: Der beste Dichter der Welt und XRayFusion.


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 33 Gäste