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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 23.04.2016, 15:13

lachen
dein lachen
lachen der welt | ahnen
kannst du
im kostbarsten aller spiegel
tief in den augen
von deinem
kind

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 24.04.2016, 11:00

Sehr schön.

Ich kann mir das bildlich vorstellen. In der Tat, es gibt kaum etwas schöneres als das Lächeln eines zufriedenen Babys, oder wenn es von den Eltern spielerisch geneckt wird. Sein Lachen ist hundert protzentig ehrlich, seine Freude eine reine Freude.

Deswegen frage ich mich, ob man das Lächeln des Kindes erwähnen sollte?

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 24.04.2016, 14:58

Das eigene Lächeln (des Kindes) sollte nur mitschwingen, mitklingen ... ist das zu wenig?

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.04.2016, 16:12

Das Lächeln des Kindes schwingt mit. Gerade, weil es mitschwingt und nicht explizit erwähnt wird, finde ich es gut so.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 24.04.2016, 21:03

Freut mich!

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birke
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Beitragvon birke » 24.04.2016, 22:15

ich finde das auch sehr schön.
(mag diesen gedanken, dass der blick(austausch) mit seinem kind wie eine art spiegel, gegenseitig sogar, wirken kann, sehr, und habe ihn auch schon mal in einen text fließen lassen)
das einzige, worüber ich hier ein wenig stolpere, ist "von deinem/ kind" - irgendwie fände ich sprachlich korrekter, eleganter
"tief in den augen/ deines kindes".
?? aber vielleicht ist das absicht so, eine, die ich nicht sehe?
lg
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

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Werner
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Beitragvon Werner » 24.04.2016, 22:27

das ist mir zu offensichtlich und zu glatt, auch, oder gerade weil es so ist, wie in dem text. als literarischer text daher eher ungeeignet. als liebeserklärung an das eigene kind klar. und schön. und wahr.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 24.04.2016, 23:13

Hallo birke, klar, den Genitiv hatte ich erst da stehen, aber er wirkte für mich zu behäbig. Und da es ein schlichter Text ist - ja, Werner, das war und ist mir bewusst -, finde ich die leicht umgangssprachliche Wendung am Schluss passender.

Kurt
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Beitragvon Kurt » 25.04.2016, 04:00

Klimperer, finde ich lustig, das mit dem 100 Prozent ehrlichen Baby. Mein Nachbar, der hat einen Dackel. Und der hatte sich irgendwann mal die Pfote verletzt, und hielt sie eingeknickt empor; herzzerreißender Anblick. So wurde er natürlich von seinem Herrchen betätschelt und getröstet.

Die Pfote ist längst verheilt. Aber der Schweinehund hält sie immer noch herzzerreißend hin, um sich so Zuneigung von seinem Herren zu erkaufen.

Ich behaupte mal, Babys sind auch in der Lage zu jener Unehrlichkeit, und auch zu einem unehrlichen Lachen. Sie setzen ja auch ein herzzerreißendes Weinen auf, um irgendein Bedürfnis erfüllt zu bekommen.

Wenn du nicht meiner Meinung bist, und grundsätzlich überzeugt bist, ein Baby ist immer ehrlich, dann darfst du nicht schreiben, es wäre 100 Prozent ehrlich. Ehrlich kann es nur sein, wenn es auch zur Unehrlichkeit fähig wäre.

LG Kurt :sad:
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 25.04.2016, 10:32

Hallo Kurt,

sehr interessant was du über den Hund schreibst, ich glaube auch so was Ähnliches beobachtet zu haben.

Es kann auch sein, dass Babys etwas vortäuschen, aber ich rede nur von dem Lächeln, und nur in den ersten Monaten ihres Lebens, Säuglinge.

LG

K.

Kurt
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Beitragvon Kurt » 25.04.2016, 12:03

Klimperer, die Disposition zum Lächeln is ja im Säugling drin, und es kommt dann irgendwann zum Lächeln. Und wie ist deine Reaktion dann? Du quiekst vor Entzücken. Das Baby merkt es sich und könnte also Lächeln, um dich zum Entzücken zu bewegen, und nicht nur aus Freude. Quiekst du dann und täschelst es, wird es sich aber sicher ehrlich freuen. Auch der Dackel vom Nachbarn freut sich bestimmt, wenn seine Nötigung Erfolg hat.

Naja, egal, Klimperer, ich wollte nur mal vor diesen Wertungen warnen. Könnten sich als falsch erweisen. Auch vieles von Freud wurde inzwischen widerlegt. Wir sollten also vorsichtig sein.

Wollt ich nur mal anmerken und keine ausgedehnte Diskussion darüber führen, weil es hier in der Hauptsache um das Gedicht geht, und es für jenes keine Rolle spielen dürfte.

LG Kurt
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Zefira
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Beitragvon Zefira » 25.04.2016, 12:54

Ich habe mich eben mal ein wenig zum Thema "erstes Lächeln" kundig gemacht.
Ein Baby übt Gesichtsausdrücke schon im Mutterleib - das muss richtig geübt werden, allein zum Lächeln sind mehrere hundert Gesichtsmuskeln in Bewegung zu setzen, das ist nicht so leicht für einen Anfänger ;o)
Das allererste Lächeln (oft während des Schlafs) ist mehr ein reflexhaftes Zucken, keine Reaktion auf Reize aus der Außenwelt.
Das spätere Lächeln im Sinne von Kommunikation bewirkt so gut wie immer ein Antwortlächeln, das kennt ja jeder von sich selbst. Dieses positive Feedback merkt sich ein Kind natürlich.
So gesehen ist jedes Lächeln berechnend. Bedenkt man, dass bei jedem Lächeln - auch wenn es ganz allein für sich macht - Glückshormone ausgeschüttet werden, so dass man sich automatisch besser fühlt, ist nicht mal das stille Lächeln für sich - ohne Gegenüber - ganz ohne Berechnung. Das zum einen.

Zum anderen empfinden wir das Lächeln eines Kleinkinds ja deshalb so toll, weil es so spontan geschieht, ohne die Gedanken, die das Lächeln oder Lachen im Erwachsenenalter so oft ausbremsen - die anderen sollen nicht denken, es gehe einem zu gut; man will seine Ruhe haben und nicht angequatscht werden; wer jeden anstrahlt, gerät in den Verdacht, Drogen zu nehmen usw. usw. So gesehen ist es eine Wohltat, zu beobachten, wie Kinder frei von allen Vorbehalten einfach lächeln.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.04.2016, 13:00

Zefira hat geschrieben:So gesehen ist es eine Wohltat, zu beobachten, wie Kinder frei von allen Vorbehalten einfach lächeln.

Ja, vor allem als Kontrast zum ständigen Bild, das man heute sieht: der sture Blick auf's Handy und das Sich-Entfremden.

Kurt
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Beitragvon Kurt » 25.04.2016, 13:32

Das "schönste" Lächeln, das ich bisher wahrgenommen habe, war dies selbstlose als tief und weise empfundene Lächeln als Antwortlächeln? auf das Sein in alten Gesichtern.

LG Kurt
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