Der Tod und Ich: Zwei gute Freunde

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Bine

Beitragvon Bine » 10.08.2006, 20:10

Der Tod und Ich: Zwei gute Freunde

Der Tod kam zu mir, mitten in der Nacht
und hat gleich seine Schippe mitgebracht.
Darauf musst ich mich setzten, das fand ich gemütlich.
Der Tod lächelte schief, aber sehr gütlich.
Er fragte mich mit seiner eiskalten Stimme,
ob ich mit ihm durch den Phlegethon schwimme.

"Ich hätt' nichts dagegen. Hier ist es sehr kühl!
Sind denn die Flammen des Flusses schön schwül?"
Der Tod war verdutzt und sagte scharf,
nachdem er mich von seiner Schippe warf:
"Du bist mir zu frech, du bleibst erst einmal hier.
Jetzt nehm ich den ander'n und komm später zu dir."

Dann ging er zur Tür um den Raum zu verlassen,
und drehte zu mir, den Schädel, den blassen,
grüßte noch einmal mit der Sense mir zu

und tot war nicht ich, sondern du!

Degenhardt

Beitragvon Degenhardt » 10.08.2006, 20:17

Ein hervorragendes Poem!
Hoher Schmunzelfaktor. ;)

rya

Beitragvon rya » 10.08.2006, 20:36

Hallo Bine.

Bei den Reimen holpert es m.E manchmal etwas.Aber das Thema gefällt mir.
Viel Spass im Forum.

Grüsse,Rya

Bine

Beitragvon Bine » 10.08.2006, 21:18

Hallo Degenhardt, ich danke dir für dein vorzügliches Lob. :D

Dir ebenfalls Dank rya.

Um ehrlich zu sein, finde ich die Reime ziemlich stimmig. Möglicherweise liegt es daran, dass ich eine bestimmte Intonation im Kopf habe, mit der die Reime wunderbar aufgehen.

Oder geht es dir eher um die Wortwahl?

LG
Bine

Herby

Beitragvon Herby » 10.08.2006, 21:44

Hallo Bine,

erst einmal ein ganz herzliches Willkommen hier im Forum! Auch mich fasziniert seit langem das Thema deines Gedichts, welches mich an eigene Texte erinnert. Deine Art, dieses Thema zu verarbeiten, gefällt mir wegen des Augenzwinkerns, das in den Versen durchblitzt.

Was ich beim Lesen etwas störend fand, ist das unregelmäßige Versmaß deines Textes. Ist das gewollt? Ich weiß nicht, ob Rya in seiner Antwort nicht eher das Versmaß als den Reim meinte, denn bei letzterem entdecke ich auch keine Holpersteine.

Eine Anmerkung noch zum letzten Vers. Hier bleibe ich beim Lesen an der Grammatik hängen, denn die Verbform "war nicht ich" passt im weiteren Verlauf des Verses / Satzes nicht zur zweiten Person Singular ( warst du ).

Jedenfalls hab ich deinen Text ebenso wie Degenghardt gerne und mit Schmunzeln gelesen.

Liebe Grüße
Herby

Max

Beitragvon Max » 11.08.2006, 11:36

Hallo Bine,

willlkommen im salon auch von mir!

Die humorige Art das Thema "Tod" zu behandeln hat ja durchaus Tradition und in diese fügt sich auch Deine Gedicht gut ein. Dennoch denke ich, dass ein ein gründliches Überarbeiten dem gedicht nicht schaden könnte, gerade was das oben bemängelte Versmaß angeht. Übrigens stolper ich immer wieder über

Sind denn die Flammen des Flusses schön schwül?"


Auch wenn sich schwül so schön auf kühl reimt, so sind doch Flammen alles mögliche, aber nicht schwül ...

Liebe Grüße
Max

rya

Beitragvon rya » 11.08.2006, 15:25

Hallo Bine.
das mit den Reimen nehme ich zurück.
Ich habe mir dein Gedicht nochmal laut vorgelesen - hast recht,stimmt.

war wohl schon etwas spät.....

Gruss,Rya

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 11.08.2006, 18:47

Liebe Bine,
erst einmal Willkommen hier :hut0039: .

Hmm...meist bewege ich mich in dieser Kategorie hier nicht so streng...aber heute scheinbar schon: ich finde den Text auch ganz amüsant, auch wenn das Versmaß an einigen Stellen holpert...erheiternd das trifft es. Aber wenn ich ganz ehrlich bin: Wenn ich den text lese, dann löst er nichts in mir aus...damit meine ich nicht, dass alles toternst sein muss, auch Klamauk kann zum Beispiel wundersam in einem wirken...aber mir fehlt so ein wenig die Essenz des Textes...irgednetwas, was zurückbleibt...wenn dir das nicht wichtig ist: Für ein kurzes Augenzwinkern ohne weitere Aussage würde ich auch unbedingt das Versmaß flüssiger gestalten...

Hm - ich weiß, das war vielleicht etwas streng...aber manchmal finde ich es schade, dass Humorvolle und Satirische Lyrik oft die Form oder den Inhalt vernachlässigt...gerade was politische Texte angeht, gibt es da doch eigentlich einen ganz anderen bedarf!

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Bine

Beitragvon Bine » 12.08.2006, 21:41

Huhu,

danke für die vielen Beiträge und die Anregungen betreffs des Versmaßes.
Ich habe mich über das Feedback sehr gefreut.

@Max betreffs
Auch wenn sich schwül so schön auf kühl reimt, so sind doch Flammen alles mögliche, aber nicht schwül ...


Genau darum geht es ja. Flammen sind natürlich nicht schwül ... sie sind auch in dem Sinne nicht heiß oder sonstwas (im Bezug auf den Phlegethon ist das doch alles unpassend.).
Es sollte einfach nur ein frecher und möglichst unbedacht wirkender Kommentar sein, der verdeutlicht, wie wenig Angst die Person vor dem Tod hat.


@Lisa: Wenn du die Essenz des Textes nicht gefunden hast, muss es nicht unbedingt an dem Text liegen. ;) (Das soll nicht böse gemeint sein)

.gerade was politische Texte angeht,
Welches Gedicht meinst du denn jetzt??


LG
Bine

Max

Beitragvon Max » 12.08.2006, 21:52

Liebe Bine,

hm, wenn es darum geht, dann ist der Schalk da in meinen Augen aber gut versteckt. Wenn ich denn nun partout etwas Freches zum Besten geben müsste, fiele mir eventuell etwas gewitzteres ein.

Liebe Grüße
max

Bine

Beitragvon Bine » 13.08.2006, 00:05

Huhu Max

Was denn? :D

LG

Max

Beitragvon Max » 15.08.2006, 22:05

*lach* bonne question, ich bin nicht sicher, dass ich das in dem Reim und Metrum des Gedichts wiedergeben könnte...


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