ich nehme mir eine frau

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Werner
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Beitragvon Werner » 27.12.2015, 00:12

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birke
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Beitragvon birke » 27.12.2015, 16:13

hallo werner,
den titel (betreff) "ich nehme mir eine frau" finde ich sehr unglücklich gewählt!
machohaft, besitzergreifend.
und lese ich das so als titel/ im betreff, dann bin ich leider schon von vornherein dem gedicht gegenüber negativ gestimmt.
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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 27.12.2015, 16:25

Geht mir ähnlich, aber: Die Vereinnahmung könnte ja Gegenstand des Gedichtes sein, evtl. auch in kritischer Hinsicht. Das würde dazu passen, dass die Frau in einer Reihe mit Mond und einer Scheibe Brot aufgeführt wird. Leider kriege ich die Strophen bisher nicht so recht zu einem Gesamtbild zusammen und kann entsprechend die Stelle auch nicht sinnvoll interpretieren.

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birke
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Beitragvon birke » 27.12.2015, 17:12

ja, könnte durchaus sein, dass es kritisch/ ironisch gemeint ist. (komm ich auch nicht so ganz hinter.)
aber auch dann würde ich dem ganzen einen anderen titel geben.
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 27.12.2015, 17:21

Ich kann zwar dem Gedankengang auch nicht vollständig folgen, bin mir aber sicher, dass "es" ironisch ist - denn dazu passt

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- und ich lese tiefste Resignation aus dem Gedicht. Der banale Alltag überwächst die traumhafte Selbstüberschätzung. Vielleicht ... öffnet der Falterknall dem Ich die Augen, wer weiß?

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 27.12.2015, 17:26

Ich halte die Zeile auch nicht für den Titel, sondern einfach für den Gedichtanfang, der in Ermangelung eines Titels den Betreff abgibt.
Als Gedichtanfang sehe das nicht machohaft oder besitzergreifend.

Ich sehe in Frau, Mond und Brot die Ingredienzien für ein Gedicht oder für einen Tagtraum.
Allerdings kommen Mond und Brot in den beschriebenen Szenen nicht mehr vor.

Also doch eine falsche Spur?
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

Quoth
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Beitragvon Quoth » 27.12.2015, 21:06

Werner hat geschrieben:
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Hallo Werner, die Strophe gefällt mir. Ansonsten kann ich wie Mnemosyne einen Zusammenhang zwischen dem Heterogenen, ein Gesamtbild, einen Grundton gleichsam, der alles verbände, nicht erkennen. "Sich eine Frau nehmen" ist völlig harmlos und sogar betulich brav. Machohaft deutbar würde es erst bei Wegfall des Reflexivpronomens.
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

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birke
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Beitragvon birke » 28.12.2015, 00:01

Quoth hat geschrieben: "Sich eine Frau nehmen" ist völlig harmlos und sogar betulich brav. Machohaft deutbar würde es erst bei Wegfall des Reflexivpronomens.
Gruß
Quoth

hm, nö. sprachliche feinheiten: "sich /eine/ zur frau nehmen." oder auch "mir dich zur frau nehmen". ja. aber einfach "mir eine frau nehmen" " mir einen mann nehmen" - nö.
(mir eine dose erbsen (aus dem regal) nehmen - ja.) :D
und ob titel oder auch nur betreff - es ist das erste, was ich vom gedicht lese. unabhängig vom folgenden. egal, wie es weitergeführt wird.
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Quoth
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Beitragvon Quoth » 28.12.2015, 07:49

Aus "Es war einmal ein Mann":

Der Abstieg war ein Graus,
drum ging der Mann nach Haus.

Dort wurd er endlich schlau
und nahm sich eine Frau.

Nach einem Jahre schon
bekam er einen Sohn.

Zu Haus bei Frau und Kind
blieb er stets frohgesinnt.


Scheint ein schlimmer Macho gewesen zu sein. :-)
Quoth
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birke
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Beitragvon birke » 28.12.2015, 08:45

nun, die frage ist doch eher, wie diese zeile hier in diesem gedicht (als betreff) (im kontext der heutigen zeit) wirkt.
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Hetti
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Beitragvon Hetti » 28.12.2015, 08:49

Hey ihr,

erst einmal „Frohes Weihnachtenüberstanden“. Mein Fest war harmlos erholsam. Und jetzt noch die Tage zwischen den Jahren….

Werners Text lese ich so, dass er sich in einen Ignoranten hineingedacht hat, jemanden der nur die Oberfläche sieht und in Schablonen denkt. Ihm Unbekanntes nimmt derjenige nicht wahr. Stattdessen presst er Unbekanntes/Neues in seine Schablonen, und schon „passt es“, ist alles egal im Sinne von gleichförmig. Tiefen fehlen. Wie wenn ein Falter gegen die Wand knallt. Daher auch die oberflächliche Haltung gegenüber Frauen. Diesen Passus lese ich genau wie Birke. Ich glaube aber, dies ist vom Autor so beabsichtigt und nicht unbedingt seine eigene Haltung. Eher nicht, vermute ich, aber diese Haltung gibt es auch heute noch, man liest davon immer wieder!

Liebe Grüße
Hetti

Nifl
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Beitragvon Nifl » 28.12.2015, 09:18

Sich eine Frau oder einen Mann nehmen ist noch vor einigen Jahren eine gängige Redewendung gewesen und hier lese ich sie idiomatisch. Durch die Gedichtform wirkt es ironisch, es bricht mit der Romantik. Nicht Fassbares wie Liebe, Glauben und Träumerei wird rationalisiert und in provokanter Nüchternheit formuliert, schön zB. wie bewusst anämisch der rauchende Pfarrer gezeigt wird.
Zurück zum "eine Frau nehmen", mir missfällt die Nähe zu "eine Frau hernehmen" und färbt den Text marktschreierisch provokativ.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)


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