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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 02.03.2015, 11:07

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Quoth
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Beitragvon Quoth » 04.03.2015, 18:31

Hallo Amanita,
für mich geht es in dem Text um ein lyrisches Ich, das sich nach seinem Kinderglauben, eben der Zeit, in der es beten konnte, zurücksehnt, und sich nun fragt, was ihm diesen Kinderglauben zerstört hat. Drei Gründe werden vermutet: Zufall, Physik und ein unleserlich gewordenes Alphabet, mit diesen drei Gründen kann ich was anfangen. Aber die beiden dann noch aufgeführten sind mir rätselhaft: „etwas nützliches/ oder/ die krankschreibung/ einer gesellschaft“. Fragt sich das lyrische Ich, ob dieses Nichtmehrbetenkönnen etwas Nützliches ist? Ob es also eigentlich ganz froh sein sollte, das Beten verlernt zu haben? Und fragt es sich, ob dies Nichtmehrbetenkönnen Symptom einer Erkrankung der Gesellschaft ist, an der das lyrische Ich sich gleichsam angesteckt hat? Aber warum dann „Krankschreibung“? Das ist ein arbeitsrechtlicher Vorgang, durch den der oder die Erkrankte die Berechtigung und Verpflichtung erhält, der Arbeit fern zu bleiben, um in Ruhe wieder gesund werden zu können.
Ich kenne die gelegentliche nostalgische Sehnsucht nach dem Kinderglauben sehr gut – aber ich befreie mich auch ebenso gern immer wieder von ihr, denn es ist eine Sehnsucht zurück in die Unmündigkeit, in der ich glaubte, was andere mir zu glauben vorschlugen oder oktroyierten. Ich weiß dann, dass mir heute nichts die Sicht auf den Himmel vernebelt – sondern dass der Kinderhimmel der Nebel war, aus dem herausgekommen zu sein ich mich glücklich schätze – ohne freilich den idyllischen Zauber des Kinderglaubens zu bestreiten. Aber ich will nicht nur nicht in ihn zurück – ich kann es nicht; er hat mit der Wirklichkeit so viel zu tun wie – eine bezaubernde Puppenstube!
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 04.03.2015, 18:45

Hallo Quoth, ich gebe zu, es "hüpft" etwas durch verschiedene Gefilde - was ich angesichts der Fragezeichen aber nicht so schlimm finde. Religion wird vielfach instrumentalisiert ... und das ist für mich schon eine Art (Selbst-)"Krankschreibung".


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