Der Wind

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
mirazh

Beitragvon mirazh » 05.02.2015, 21:13

Der Wind

In mir weht es,
atme ich, so bin ich,
Wolken kommen und gehen
Bin ich denn Wind?

Nein, sagt der Himmel,
und wird klarer , wie das Auge,
das alles sieht.

Nein, sagt die schwangere Wolke
und gebiert Tränen
wie der Baum Schatten.

Wer bin ich dann?-
fragt mich der Wind
und weht dann weg
Worten und Gedanken
auf ein Mal wie den Schlaf
der Tag.

In jedem Augenblick
werde ich geboren,
sterbe ich hin.

Und wohin?
Ach, seufzt die Quelle
und wird Fluss,
Alles gewesen
wie ein Muss.

Alles und doch nichts,
Nimm mich mit, du Wind
dort wo es scheint
wie es ist.

Die Worte zerstreut
überall wie Samen…

Dies ist kein Gedicht,
dies bin ich.

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Eule
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Beitragvon Eule » 08.02.2015, 13:10

Hallo mirazh, ein herzliches Willkommen ! Ich schreibe mal was zu diesem Text von Dir, vielleicht wegen der etwas einfacheren Komposition, vielleicht auch, weil er mich schmunzeln läßt. Da ist eigentlich schon am Anfang klar, was da durch das lyrische Ich (LyrI) und seine Stellvertretung weht, und trotzdem erscheint der Schluß nicht trivial, sondern wie eine folgerichtige Bestätigung, sozusagen ein "Verständnisschmeichler" für die LeserIn. Ich mag das bildreiche Erzählen in den Gedichten, auch wenn es manchmal in Gefahr läuft, durch ein Übergewicht an Chiffren an Inhalt und Bedeutung zu verlieren.
Ein Klang zum Sprachspiel.


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