Wunschtraum

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Herby

Beitragvon Herby » 03.08.2006, 23:07

Wunschtraum

Die schnellen, lauten Jahre sind vorbei,
nun gehn die Tage langsam hin und still.
Kein Stress mehr, keine Hetzerei,
nichts muss ich mehr! Ich kann, ich will!

aram
Beiträge: 4509
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Beitragvon aram » 03.08.2006, 23:42

lieber herby!

ach, das klingt sehr schön!
schade nur, dass "wunschtraum" drüber steht - ich hätte mich gefreut fürs lyr.ich!

ruhe, klarheit und das 'gemessen schreitende' bilden sich in rhythmus und ausdrucksweise gut ab,
und zugleich ist da diese freudige vitalität, das gefällt mir natürlich - als wunschtraum!

abendgrüße
aram

Max

Beitragvon Max » 04.08.2006, 11:33

Lieber Herby,

vielelciht lässt sich in der Tat der Titel so ändern, dass er etwas mehr Hoffnung enthält, das was folgt ist so schön ...

Liebe Grüße
Max

Herby

Beitragvon Herby » 04.08.2006, 12:44

Hallo aram, hallo Max,

ich finde eure Anmerkungen zum Titel interessant, weil ich nämlich selbst lange darüber gegrübelt habe. Zunächst lautete er "Neuer Abschnitt", doch der passte nicht recht zu den letzten beiden Verse, wie mir dann dämmerte. Mein Text trägt durchaus autobiographische Züge und daher kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass besonders der letzte Vers nicht der Realität entspricht und tatsächlich eher einem Wunschdenken oder eben einem Wunschtraum entspringt.
Stress und Hektik gibt es vielleicht weniger als früher und sicherlich in einer anderen Art und Ausprägung ( manchmal auch 'hausgemacht' ) , aber es gibt sie noch immer. Und auch ruhigere Tage haben noch ihr "Muss" und ihre Zwänge. Ich fürchte, es ist ein Irrglauben anzunehmen, letztere wären auf die vita activa beschränkt, sie bleiben wohl selbst noch in der vita contemplativa erhalten. Daher schien mir der ursprüngliche Titel "Neuer Abschnitt" zu realitätsfern zu sein.

Könnt ihr euch vor diesem Hintergrund etwas mehr mit dem "Wunschdenken" anfreunden?

Jedenfalls danke ich euch sehr herzlich für die Beschäftigung mit meiner kleinen Reflexion!

Liebe Grüße und einen Tag mit viel Raum für Wollen und Können! :eusa_angel:

Herby

Max

Beitragvon Max » 04.08.2006, 14:56

Lieber Herby,

schlussendlich entscheidest du als lyrisches und nicht-lyrisches Ich, on es für dich eher ein neuer Abschnitt ist oder eben mehr Wunschdenken. Ich hätte es vielleicht "Zeitlos" genannt, gerade weil das auch zwei passende Bedeutungen hat.

Liebe Grüße
max

rya

Beitragvon rya » 05.08.2006, 01:47

Hallo Herby.
schön zu lesen.
aber.....ich frage mich ob das Beschriebene einen wünschenswerten Zustand erzählt?

Grübel,Rya

aram
Beiträge: 4509
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 05.08.2006, 02:24

Herby hat geschrieben:Könnt ihr euch vor diesem Hintergrund etwas mehr mit dem "Wunschdenken" anfreunden?


danke, herby, du hast es wirklich überzeugend erläutert.

eine wesentliche nuance ist vielleicht: soll die abweichung des ideals von der realität nur erwähnt, oder bewertet werden, und wie?
ist der 'wunschtraum' erfüllbar? im gegebenen kontext suggeriert das wort ironische distanz und damit unerfüllbarkeit.
wäre der titel z.b. "wunsch", ist die abweichung von der ist-situation auch ausgedrückt, aber die distanz zu möglicher erfüllung nicht so groß.

doch ich denke, du hast es wohl genau so gesagt wie du es empfindest und wie es vermutlich 'ist' - mit der resultierenden 'wehmut' muss der leser klarkommen - der text schildert jedenfalls einfach und überzeugend, wodurch ich 'hinein genommen' werde und daran glauben 'will'.

liebe grüße,
aram

savage

Beitragvon savage » 05.08.2006, 07:23

Hallo Herby, bevor ich die schon vorhandenen Kommentare lese, will ich dir sagen, wie ich deinen Text verstanden habe.
Ein Mensch hat alles erreicht, was er erreichen wollte und sehnt sich nun nach Ruhe. Er möchte nur noch das tun, was er will – da er nicht mehr muss!

savage

Herby

Beitragvon Herby » 05.08.2006, 19:53

Hallo in die Runde,

herzlichen Dank euch allen für die Auseinandersetzung mit meinem Text!

@savage
Ja, du hast meinen Text schon richtig verstanden, obwohl vermutlich der Wechsel von dem einen zum anderen Lebensabschnitt leider nicht immer bedeutet, dass man alles Erreichbare auch tatsächlich erreicht hat.

@Rya
du schreibst:

ich frage mich ob das Beschriebene einen wünschenswerten Zustand erzählt?


Du hast Recht. Die Frage, ob und inwieweit der beschriebene Zustand wünschens- und erstrebenswert ist, wird naturgemäß jeder für sich anders beantworten.
Doch hätte ich meinem Text wohl diesen Titel gegeben, würde mir vor der ruhigeren Gangart grausen? ;-)

@aram
In deiner Antwort lese ich ein sehr feines Gespür für Texte. Die von dir angesprochene Nuance ist völlig zutreffend und die Distanz von mir durchaus intendiert.

So, nun wünsche ich euch ein schönes Wochenende mit hoffentlich viel Muße! :eusa_angel:

Liebe Grüße
Herby

steyk

Beitragvon steyk » 07.08.2006, 15:28

hi herby, es gibt tage da ginge mir dein wunschtext leicht über die lippen. je näher ich einem gewissen alter entgegengehe, desto häufiger kommen diese tage.
gruß stefan

rya

Beitragvon rya » 10.08.2006, 20:26

Hallo Herby.

du hast natürlich recht,der Titel erklärt es.

Beschämt,Rya :tiere0053:


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