troja

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Werner
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Beitragvon Werner » 09.05.2014, 21:04

über die gefalteten dächer
wirft der krieg girlanden
ayhan schläft seit tagen
ziehen schillerfalter ins gebirge
liegen tarnnetze über karawansereien
und in den ebenen flugabwehrraketen
ayhan geht im traum
nackt zwischen soldaten
schläft der halbmond
hören schmetterlinge
flüsternde stimmen in den bergen

drängen truppen
von allen seiten gegen die stadt
auch vom meer
täuschen weiße segel frieden vor
rudert ayhan ihnen entgegen
in simulationen
fällt soldaten das töten leicht
im häuserkampf richten sich die gefalteten dächer
noch einmal auf
später werden die dichter des landes
die schönheit der berge besingen
doch die schillerfalter kehren nicht zurück
Zuletzt geändert von Werner am 15.10.2016, 15:46, insgesamt 3-mal geändert.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 10.05.2014, 16:11

Hallo Werner,
gut gefällt mir an dem Text, dass er nicht wertet und nur beschreibt.


ayhan geht im traum
nackt zwischen soldaten

klasse

auch das:

im häuserkampf richten sich die gefalteten dächer
noch einmal auf


Zweierlei habe ich zu mosern:

ayhan geht im traum
nackt zwischen soldaten
schläft der halbmond
hören die schmetterlinge
flüsternde stimmen in den bergen


hier gefällt mir der Perspektivenwechsel nicht, überdies weiß niemand was Schmetterlinge hören

Und der Schlusssatz ist mir viel zu theatralisch und ich sehe ihn auch nicht recht ein.

Gruß
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Werner
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Beitragvon Werner » 17.05.2014, 16:15

danke erst einmal, und, dein einwand ist ernst zu nehmen, die hörenden schmetterlinge fliegen in die welt des fantastischen, des surrealen ab ... ich finde den schluss nicht ganz so theatralisch, aber, ich gebe dir wieder recht, er sticht etwas ab ... ursprünglich gab es einen anderen schluss, der geändert wurde, und vielleicht merkt man das dem gedicht noch an ... da muss ich nochmals scharf drüber nachdenken, ganz stimmig ist die schlusszeile für mich auch nicht, und etwas zu schwach für ein sonst zuvor eher stärkeres gedicht?

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 17.05.2014, 20:39

Nifl hat geschrieben:... überdies weiß niemand was Schmetterlinge hören

Wie meinst Du das, Nifl?

Im Text las ich, sie hörten flüsternde Stimmen in den Bergen. Ich also, zumindest, weiß es jetzt. Oder meinst Du, Autoren sollten allgemein Schmetterlingen niemals unterstellen, etwas bestimmtes zu hören?


Ahoy

P.

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Werner
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Beitragvon Werner » 07.09.2014, 22:01

motive in gedichten vertreten ja oft das lyrische ich, treten an dessen stelle ... das ist wie in der psychologie oder traumdeutung, wo das unbewusste (ich?) uin fremde rollen, körper, gegenstände schlüpft ... warum nicht auch im gedicht?!



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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 28.09.2016, 12:07

Wahnsinn.

Niko

Beitragvon Niko » 28.09.2016, 13:09

Nunja.....Ich finde es peinlich....


Ist wohl Geschmackssache....

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Eule
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Beitragvon Eule » 28.09.2016, 20:19

Hallo Niko, könntest Du ein wenig ausführlicher schreiben, wie es bei Dir zu diesem Eindruck kommt ?
Ein Klang zum Sprachspiel.

Niko

Beitragvon Niko » 28.09.2016, 23:13

Das bezog sich nicht auf das Gedicht, zu dem ich nicht mehr hätte sagen können, als dass es mich nicht anspricht. Was wiederum nichts mit fundierter Kritik zu tun hat.
Es bezog sich auf das für mich zumindest sehr seltsam anmutende verhalten, anscheinend eine Qualität des textes mit zig Verlinkungen zu den Adressen der Veröffentlichungen dieses Textes belegen zu wollen.
Es wirkt auf mich etwas protzig und so, als würde dieses verlinkten die eigene schreiberqualität aufwerten.

Wie gesagt.....Kann alles falsch sein. Aber es wirkt so. Auf mich. Man könnte auch dazu anmerken, dass es im salon eine eigene Rubrik für Veröffentlichungen gibt.

Herzlichst - Niko

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birke
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Beitragvon birke » 29.09.2016, 10:23

ach, wieso peinlich, niko... du freust dich doch auch über erfolge und teilst sie gern mit, und das ist doch auch schön.
ich finde das hier jedenfalls durchaus erwähnenswert, ach was, beeindruckend, gratuliere, werner!
(und warum denn nicht im eigenen faden des gedichts kundtun?)
nebenbei finde ich es auch interessant, welche gedichte aufgenommen/ gedruckt/ veröffentlicht werden.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 29.09.2016, 13:56

Das tue ich. Vor allem mich freuen. Auch die Freude mit-teilen. Aber siehe all meine 7000 Beiträge durch: entweder im Cafe oder unter Veröffentlichung. Niemals unter einem Text. Das empfinde ich als unpassend und beigeschmacklich.
Aber das ist wohl Geschmackssache. Und über den braucht man ja bekanntlich nicht streiten.

Herzlichst - Niko

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 05.10.2016, 10:09

In Wikipedia lese ich: Ayhan, männlicher und weiblicher Vorname.

Ähnlich wie Andrea.

Oder Ulli.

Vielleicht gibt es mehr von der Sorte, sicherlich.

Wer ist dieser Mensch mit dem Namen Ayhan, der im Traum nackt zwischen Soldaten geht?

Ist es ein Jüngling, ist es ein Mädchen? Im Traum ist alles möglich.

Es muss im Traum sein, denn im dritten Vers steht: Ayhan schläft seit Tagen.

Und "seit Tagen ziehen Schillerfalter ins Gebirge und Tarnnetze liegen über Karawansereien..."

Fliehen sie vor den in den Bergen stationierten Flugabwehrraketen? Vor dem Krieg?

Die weißen Segel, die Frieden täuschen, erinnern an die Griechen, die im zehnten Jahr der Belagerung Trojas einen Verzicht simulieren und mit ihren Schiffen sich entfernen, wobei sie, als Zeichen der Akzeptanz des Willens der Götter, ein hölzernes Pferd am Strand hinterlassen ...

In der zweiten Strophe taucht Ayhan wieder auf: er oder sie (noch im Traum?) rudert diesmal den Angreifern entgegen, was die Frage aufwirft: Ist Ayhan vielleicht ein Spion, eine Spionin? Freund oder Feind?

"Im Häuserkampf richten sich die gefalteten Dächer
noch einmal auf..."

Unter "Häuserkampf" verstehe ich Liebeskampf.


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