Die wilde Oder II (Lira)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Rita

Beitragvon Rita » 04.09.2013, 10:48

Die wilde Oder II (Lira)

An einem fernen Tage
stand ich, berauscht halb von des Stromes Wüten,
am grünen Oderufer.
Die Wellen, wie sie sprühten!
Ein Wasserschwall! Ein nasses Anerbieten!

Es stürmte aus den Weiten,
der einstmals sanfte Strom verfiel in Stöhnen,
er klagte voller Schmerzen.
Ein ungeheures Dröhnen -
als wollte mich der Oderfluss verhöhnen.

Mit Rufen drängten Schwäne
sich näher bald dem Schilfe. Ein Beben, Wogen -
empor bis zu den Weiden!
Der Himmel schwarz bezogen.
Und als ich aufsah, dieser Regenbogen.
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ferdi
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Beitragvon ferdi » 04.09.2013, 11:41

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Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Rita

Beitragvon Rita » 04.09.2013, 14:19

Hallo Ferdi,

ich hätte natürlich auch schreiben können: "Igittigitt!" oder "Scheiße!" So würde, natürlich, der Mensch von heute reagiert haben. Das hätte lediglich den Nachteil, dass es in eine andere Sprachebene als der Kontext gehört. Im Deutschen gibt es nun mal für diese Art des Ausrufes nur die beiden Formen "welch" und "was für ...". In dem Sinne ist das natürlich nicht "unmodern". Aber ich verändere das mal ein bisschen, danke für den Hinweis. Ich habe bei der Lira, die ja eine alte Form ist, mich ein bisschen bemüht, mich auch stilistisch ein wenig an die Form anzulehnen. Ich denke aber, die Sprache ist nicht altertümelnd, sondern eher neutral. Wobei ich mit der Lira nicht allzu glücklich bin, ich bevorzuge die schlichteren Formen. Danke aber für deine Wortmeldung.

Lieben Gruß, Rita
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Beitragvon Amanita » 04.09.2013, 14:23

"Igittigitt!" oder "Scheiße!" Wäre das modern genug?

Rita, was hast Du denn für Eindrücke von zeitgenössischer Lyrik? Wenn Du Dich doch gut damit auskennst - wie kommen dann dermaßen pauschale Aussagen zustande? Und befinden wir uns nicht längst in der Post(post)moderne?

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 04.09.2013, 15:18

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Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Rita

Beitragvon Rita » 04.09.2013, 15:35

Aber Ferdi. Wovon redest du? Was für Totschlagargumente? Hass auf die Gegenwart? Ich verstehe jetzt, ehrlich gesagt, nicht, worum es dir eigentlich geht. Tut mir leid, ich wusste nicht, dass hier ein so strenger Maßstab herrscht, dass ich alte Formen nicht verwenden darf. Ich werde mir mal einen deiner Texte ansehen, damit ich weiß, wie ich hier schreiben darf.

Lieben Gruß, Rita

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Beitragvon ferdi » 04.09.2013, 16:04

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Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Niko

Beitragvon Niko » 04.09.2013, 16:06

Ich werde mir mal einen deiner Texte ansehen, damit ich weiß, wie ich hier schreiben darf.
ist sowas denn nun nötig, rita?

ich gebe ferdi recht (und sei dir sicher, dass ist eher selten, gell, ferdi? ;-))
reimen ist eine feine sache. die "leichteren" formen der reime wie shakespeare-sonett oder rondeau, stanze, vilanelle habe ich auch versucht. ich liebe das reimen. aber mein schwerpunkt ist das freie gedicht.
das sei vorausgeschickt, damit du in mir nicht einen "reimhasser" siehst, der reimen an sich schon für rückwärtsgerichtet hält. im gegenteil.
ich finde es auch ok, wenn die sprache entweder ganz flappsig ist (da eher in der humoristischen ecke) oder sich ansonsten einer -sagen wir mal- sehr seriösen sprache bedient. aber man sollte, genau wie ferdi schrieb, nicht der gefahr erliegen, das reimen durch eine im grunde überholte sprache zu verstärken. ich kann mir vorstellen, dass das unbewusst geschehen kann, weil man meint, das gäbe dem ganzen die richtige rundung.

aber ich halte es wie ferdi. in der heutigen zeit ist es zumindest erstrebenswert, auch die heutige sprache zu gebrauchen.oder doch gediegene alte, aber durchaus noch gebräuchliche sprache.
mit stellen wie "nasses anerbieten" wirkt der text unter umständen auf den unbedarften leser unfreiwillig komisch. und ich denke, dass er so nicht wirken soll. es ist also schade für eine große mühe, ein gedicht in reimform zu setzen, ein ernsthaftes dazu, und es dann ins komische abgleitet. dass hat dann weder autor noch machwerk verdient!

Rita

Beitragvon Rita » 04.09.2013, 16:57

Hallo Ferdi,

tut mir leid, da hast du was missverstanden. Es ist doch nun mal so, als moderner Mensch spricht man doch nicht literarisch, zumal dann nicht, wenn man überrascht wird, da sagt man schon mal Scheiße oder Igittigitt, nur das wollte ich dir klarmachen, dich keinesfalls beleidigen. Aber wenn es dich stört - ich nehme es mit Bedauern zurück. Und wie käme ich zu einem Rundumschlag? Und Totschlagargument - findest du das nicht auch ein bisschen dick? Im Gegenteil, du hast mich auf eine Formulierung hingewiesen, und die habe ich geändert, wofür ich mich auch herzlich bedankt habe, ich habe das als wohltuend empfunden. Ich bin dir überhaupt nicht böse, falls du das denken solltest. Warum denn, woher denn?

Aber mal was zur Sprache: Hier handelt es sich um ein Gedicht, also um Lyrik, noch dazu um ein nicht so ganz einfaches, eine alte Form, ich kann also umgangssprachliche Begriffe hier nicht einsetzen. Die lyrische Sprache differiert nun mal zur Umgangssprache, das ist doch nichts Neues, darüber haben sich schon ganze Germanistengenerationen den Kopf zerbrochen. Was hier als "alte Sprache" empfunden wird, nicht nur von dir, das ist lyrische Sprache auf einer mittleren Stilebene, nicht etwa eine altmodische Sprache, eher eine neutrale. Wenn ich hätte "altmodisch" schreiben wollen, hätte ich überkommene ältere Begriffe und Formulierungen verwenden müssen, aber davon habe ich aus gutem Grund Abstand genommen, liegt mir auch nicht.

Ich hoffe, dass jetzt alles klar ist.

Lieben Gruß, Rita

Rita

Beitragvon Rita » 04.09.2013, 17:21

Hallo Niko,

dass du dich da auskennst, habe ich ja schon mitgekriegt. Reimhasser? Gibt es das eigentlich überhaupt unter Lyrikern? Ich lasse mich aber gerne belehren. Das "nasse Anerbieten" ist natürlich ironisch gemeint, habe ich mir jedenfalls so vorgestellt. Wenn es nicht ankommt, muss es eben geändert werden.
Zur literarischen Sprache, das heißt hier zur lyrischen Sprache, habe ich in der Antwort auf Ferdi schon geschrieben. Ich glaube, dass es da gewisse Unklarheiten gibt. Zudem, die italienische Lira wird zu den sogenannten klassischen Strophenformen gerechnet, da muss ich natürlich auch mit der Sprache auf sie eingehen, das versteht sich. Muss ich das eigentlich erklären? Ich will mein Gedicht überhaupt nicht verteidigen, aber das Unverständnis verwundert mich doch ein wenig. Ich hätte mir gewünscht, dass man doch eher auf das Gedicht selbst eingeht in seinem Kommentar.

Lieben Gruß, Rita

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 04.09.2013, 19:38

Liebe Rita,

vorausgeschickt:

Ich liebe Flusslandschaften!
Ich liebe Naturgedichte!
Ich liebe alte Reimformen - und die Lira kannte ich noch nicht, sehr interessant!

Trotzdem:
Zudem, die italienische Lira wird zu den sogenannten klassischen Strophenformen gerechnet, da muss ich natürlich auch mit der Sprache auf sie eingehen, das versteht sich.


Nein, da muss ich ferdi und Niko rechtgeben. Wenn du mit einer gehobenen Sprache eine solche Form verwendest, imitierst du die Romantiker und das ist, als wenn jemand heute wie Claude Monet malt, es ist nicht authentisch, es mag handwerklich gut sein, kann aber nicht als ernstzunehmender literarischer Ansatz gelten. Und nicht nur mit der Sprache, sondern auch mit der inneren Haltung, die dieses Gedicht wiederspiegelt, imitierst du die Romantik. Vielleicht sehnst du dich nach dieser romantischen Haltung gegenüber der Natur, ich kann es gut verstehen in oftmals unerfreulichen Zeiten von Klimawandel, Fischsterben und Hochwasserkatastrophen. Aber wir leben nun einmal hier und jetzt und die Lyrik ist ein wunderbares Instrument, auch heutige Naturempfindungen zu transportieren, ohne kitschig oder überhöhend zu sein. Die Lyrik sollte keine Scheuklappen tragen, und die Phänomene der Zeit, in der sie entsteht, ausblenden.

Ich will mal versuchen, dir an Einzelheiten deines Gedichtes klarzumachen, was ich meine:

An einem fernen Tage
stand ich, berauscht halb von des Stromes Wüten,


Die Form "Tage" ist überholt. Der Genitiv "des Stromes Wüten" ist altertümelnd.

Zum Anerbieten wurde schon genug gesagt, obwohl ich das Wort gar nicht so schlecht finde. Ich könnte es mir in einem ansonsten zeitgemäßeren Text durchaus vorstellen.

Es stürmte aus den Weiten,
der einstmals sanfte Strom verfiel in Stöhnen,
er klagte voller Schmerzen.


Auch das ist ein Motiv aus dem 19. Jahrhundert: Dem Strom werden Emotionen, Sanftheit, Leiden, Stöhnen, zugeschrieben, der Strom als Metapher für die menschliche Seele. Klar, der Fluss kann im übertragenen Sinn Schmerzen haben: Er wird mit Nitraten, Phosphaten und fremden Lebewesen überladen, ausgebaggert, eingedeicht. Ich habe auch mal die Klage eines Flusses in Verse gefasst, ich werde sie gleich mal posten - obwohl sie mir inzwischen auch schon wieder zu pathetisch vorkommt.

Heute ist sind der Fluss und das Meer, auch jenseits von Umweltverschmutzung und Wirtschaftspolitik, ein phantastisches Naturphänomen (s. die Bücher von Frank Schätzing). Auch heute kann man noch Staunen, aber man staunt anders, mit einem Bewusstsein der Verletzlichkeit dieser Ökosysteme.

Mit Rufen drängten Schwäne
sich näher bald dem Schilfe.


"Schilfe" ist wieder eine überholte grammatikalische Form.

Und als ich aufsah, dieser Regenbogen


Das empfinde ich jetzt als kitschig. Regenbogen als Ende einer Geschichte, eines Gedichtes, eines Films, das ist doch irgendwie abgedroschen, oder?

Es ist zugegebenermaßen nicht leicht, so eine alte Reimform mit frischem Blut zu füllen. Es muss aber nicht unbedingt Umgangssprache sein, die Sprache darf gern komplex sein, besondere Worte enthalten ("Fremdwörtersonette" von Ann Cotten). Es wäre toll, wenn du bei unseren Kommentaren nicht immer gleich in eine totale Abwehrhaltung verfallen würdest, sondern erst einmal versuchen würdest, zu verstehen, was wir meinen.

Viele Grüße
fenestra

Rita

Beitragvon Rita » 05.09.2013, 10:06

Hallo Fenestra,

hab erst mal meinen allerherzlichsten Dank für die Mühe mit deinen Anmerkungen zum Text.

Zunächst: Ich lege keinen Wert auf "Modernität", das will ich noch einmal bekräftigen, ich will die Literatur nicht neu erfinden, aber du hast das vielleicht schon mitgekriegt. Das hat mit der Zeit zu tun, in der wir heute leben, die in gewisser Weise den zwanziger, dreißiger Jahren auf fast allen Gebieten des Lebens ähnelt. Auch in dieser Zeit gab es vielerlei Strömungen gerade in der Lyrik, die nebeneinander existierten. Und ich glaube, da bin ich am eigentlichen Problem, mit dem ich es hier zu tun habe: einer gewissen Intoleranz, einem Drang nach Uniformität: Man hat modern zu sein! Modern in dem Sinne, wie wir das hier verstehen. Oder verstehe ich selbst da etwas falsch? Ich habe nicht den Ehrgeiz, der Literatur eine neue Strömung hinzuzufügen, ich schreibe mit dem menschlichen und lyrischen Material, das mir zur Verfügung steht, wobei ich ständig daran arbeite, Neues aufzunehmen, das ich für mich akzeptieren kann. Ich muss dir ehrlich sagen, ich fühle mich hier etwas eingeengt, in eine Richtung gedrängt - in die ich nicht will, ich habe ein eigenes Konzept, und das muss akzeptiert werden, sonst sehe ich für mich hier keine Zukunft. Und dann muss ich schon sagen, wie mir hier ein paar User entgegenkommen, erstaunt mich, gelinde gesagt, etwas. Ich hätte mir das etwas anders gewünscht. Das nur nebenbei, jetzt zu deinen Textanmerkungen.

Zunächst zur Sprache: Du, und nicht nur du, empfindest die Sprache als "romantisch". Meiner Ansicht nach ein Irrtum, lies die Romantiker, dann merkst du den Unterschied. Woran machst du das fest? Am Dativ-e? Das mag dein ganz persönlicher Eindruck sein, aber überholt ist diese Form des Kasus keinesfalls. Gerade bei der heutigen Sprachverwilderung ist es für die Literatur wichtig, die Sprache zu pflegen, so sehe ich das jedenfalls. Gut, "des Sturmes Wüten" ist eine heute kaum noch gebräuchliche Form, kommt aber ab und zu immer wieder vor. Aber nebenbei: Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir alles Bisherige einfach über Bord werfen und es als altmodisch abtun, Fenestra. Ich gehe ja mit dir konform, wenn du meinst, man solle auch sprachlich mit der Zeit gehen, und ich schreibe ja "normalerweise" auch gar nicht so, wie ich auch "normalerweise" nicht unbedingt eine Lira schreibe. Wenn ich aber eine Lira schreibe, schreibe ich sie ungefähr zeitgemäß. Es sei denn, ich "persifliere" die Form. Aber ich liebe nun mal die schlichten Formen mehr, für mich ist der Inhalt, der die Form bestimmt, das Wesentliche und gehe nicht davon aus, dass allein die Form das Wichtige ist, die den Inhalt bestimmt. Ich weiß, dass diese Sicht zur Zeit Hochkonjunktur hat, nicht nur in der Lyrik, aber auch. Für mich ist ein Gedicht erst dann akzeptabel, wenn beides, Form und Inhalt, eine Symbiose eingehen.

Zur Personalisierung von Dingen: Das gehört unbedingt zum literarischen Handwerk.
Na selbstverständlich kann der Lyriker Dingen menschliche Eigenschaften zuschreiben, es ist nicht zwingend, aber er kann. Wo steht denn, dass das nicht geht? Man nennt das eine lyrische Figur. Und wer zwingt mich, wenn ich ein Naturgedicht schreibe, nun unbedingt auf Ökologie abzuheben? Wenn ich das will, schreibe ich ein Gedicht über Umweltverschmutzung, in diesem Gedicht aber konzentriere ich mich auf die "natürlichen" Vorgänge eines Stromes. Ich muss doch in diesem Zusammenhang nicht erklären, dass es selbstverständlich auch in der Oder so etwas wie Raubbau gibt. Das würde das Gedicht überladen und ist mir ein zu verengter Blick, entschuldige. Und gegen Kitsch habe ich auch etwas, sehr stark sogar, aber ich denke, bei einem Naturgedicht ist ein Regenbogen nicht unbedingt kitschig. Er wäre kitschig - in einem Liebesgedicht.

Ich bin nicht der Ansicht, dass dieser Text zu meinen besten gehört, ich habe ihn dir zu Gefallen geschrieben, weil du der Meinung bist, immer nur Jamben, immer nur vier oder fünf Hebungen, das ist dir zu langweilig. Irgendwie sehe ich das auch ein bei Leuten, die freie Rhythmen schreiben. Er fällt inhaltlich auch etwas aus meinem "Repertoire" heraus, gewöhnlich konzentriere ich mich eher auf Themen des menschlichen Zusammenlebens. Aber welche Form ich dafür wähle, ich finde, das müsste hier von euch akzeptiert werden. Ich mäkele doch auch nicht an euren freien Rhythmen herum, und wenn einer in einem Naturgedicht auf ein ökologisches Thema abhebt, finde ich das gut und richtig, wenn es gut gemacht ist (auch wenn dieses Thema schon zur Genüge abgeklappert ist) - ich verlange das aber nicht von ihm, das ist seine Entscheidung. Und ich denke, auch da gehen wir konform. Ich habe der Moderation von Anfang mitgeteilt, dass ich nur Reimgedichte schreibe (eines beigelegt), und das wurde akzeptiert, nur zu eurer Information. Wäre mir mitgeteilt worden, Reimgedichte wollen wir nicht, wäre es für mich okay gewesen.

Danke, Fenestra, noch einmal fürs Reinsehen,

und lieben Gruß, Rita

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Beitragvon Amanita » 05.09.2013, 10:47

Hallo Rita,

es wurde doch schon öfter angesprochen: die Tatsache, dass Du Reimgedichte schreibst, wird von niemandem kritisiert. Ich - und mit mir wohl der eine oder andere - halte es einfach nur für schwierig(er), eine alte (Gedicht-)Form mit neuem Leben zu füllen, ohne anachronistisch zu werden und ohne Zugeständnisse an Reim und Rhythmus machen zu müssen. Das meinte ich an anderer Stelle mit dem "Perfektionismus" - sobald der Leser irgendwie spürt, dass eine Wendung dem Reim geschuldet ist, drängt sich das Reimschema u. U. zu sehr vor. Diesen Eindruck unterstützen Deine Formulierungen, aus denen eine andere Zeit spricht als die heutige. Es wurde schon gesagt, "man" malt heute nicht mehr wie Monet oder van Gogh, obwohl die Errungenschaften der Großen immer noch im heutigen Arbeiten mitsprechen.
Es gibt - weder hier noch anderswo - irgendwelche Patentrezepte; kein Thema oder gedanklicher Ansatz "muss" sein oder kommt hier gleichsam automatisch gut an (aber das weißt Du doch auch selbst!). Du kannst ja mal im Forum spazieren gehen und schauen - ich denke, da wirst Du alles finden; und zwar in gelungener und weniger gelungener Ausführung. Wobei die Ansichten dazu zwar oft, aber beileibe nicht immer deckungsgleich sind.

Ebenso hat hier niemand die Absicht, das Gedicht neu zu erfinden. Die allermeisten von uns werden auch nie in höhere Ligen aufsteigen. Darum geht es aber auch gar nicht. Wahrscheinlich könnte Dir jeder andere Facetten aufzählen, warum er sowohl schreibt als auch hier ist. Als ich studierte, sagte mir mal ein Lehrer "Das können Sie jetzt". Boah, dachte ich, ist ja super. Kann ich ja Examen machen. Bin ich also Künstlerin... Aber der Lehrer erklärte mir ziemlich schnell, dass er nur von einer Voraussetzung dafür gesprochen hatte, jetzt erst richtig "anzufangen".

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Beitragvon fenestra » 05.09.2013, 12:44

Liebe Rita,

so langsam wiederholen sich die Argumente und daher ist vielleicht wichtig, zu überlegen, was dein Anspruch an das Forum ist. Ich nehme mal an, du möchtest deine Gedichte an einem Ort veröffentlichen, wo sie gelesen werden und im besten Fall auch gern gelesen.

Wenn nun einige der Leser deinen Text nicht so spannend finden und dir deshalb schreiben, woran das ihrer Meinung nach liegt, gehört das zur Forenkultur. Diese Textrubriken hier sind nämlich der Ort, an dem man einen Text einstellt, um daran ggfs. weiterzuarbeiten. Man stellt einen Text ein und hofft auf ein Feedback, das in der Regel nicht nur Lob, sondern auch Hinweise zur Vervollkommnung des Textes enthält. Wenn der Text schon fertig ist und nicht mehr bearbeitet werden soll, kann er in den Publicus eingestellt werden:

viewforum.php?f=86

Da wird er dann einfach rezensiert, aber es werden eigentlich keine Bearbeitungsvorschläge mehr gemacht und es wird auch nicht vom Autor erwartet, dass er an dem Text weiterarbeitet. Wenn du also die Unterstützung der Forenmitglieder bei der literarischen Arbeit nicht benötigst, weil du deinen Stil schon gefunden hast, dann wäre der Publicus der richtige Platz für deine Gedichte.

Außerdem freuen wir uns natürlich über Rückmeldungen zu unseren Texten. Auch das gehört zum Forenaustausch. Und da du dich ja mit der Materie schon ausgiebig beschäftigt hast, traue ich dir zu, dass du auch zu Gedichten aus freien Versen die eine oder andere hilfreiche Anmerkung machen kannst. Die meisten von uns sind keine Germanisten und haben das Schreiben mehr oder weniger autodidaktisch gelernt. Ich persönlich habe vor Jahren in einem Literaturforum sehr viel über Formen und Stilmittel gelernt und bin den damaligen geduldigen Kommentatoren heute noch dafür dankbar.

Viele Grüße
fenestra


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