Viel zu tun

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Herr Hut

Beitragvon Herr Hut » 28.07.2006, 17:44

ich möchte den ganzen tag zuhause sitzen
zuhause bei petra und tina
tina lacht den ganzen tag
so etwas schrieb ich mal auf einen schmutzigen notizblock
natürlich war petra darüber sauer
auf so einem schmutzigen notizblock meinte sie launenhaft
gaunerhaft
sagenhaft wie tina sich mit petra amüsiert
sie liegen lange in der wanne und haken sich ein
sie verzaubern sich gegenseitig
sie stellen im ganzen raum kerzen auf
damit ich sie später ausblasen kann
sie
aber schlendern mit ihren geschickten beinchen
über das kerzenmeer und machen im flur licht
sie kullern sich bis zum bersten ein
ihre nimmersatter münder schimmern im restlicht
denn das ist das schönste
dass sie immer etwas übriglassen

vers uchender

Beitragvon vers uchender » 28.07.2006, 19:16

ich möchte länger in diesem Nachklag bleiben, aber du weist schon, verstimmte Gitarren im Alltag und ein tanzender Bär kommt aus der Ruhe...

Herr Hut

Beitragvon Herr Hut » 28.07.2006, 19:25

Ich mag es wenn sich alles verschiebt und trotzdem weiß man da bleibt jemand liegen
(manchmal sogar zwei), soll sich doch alles verschieben denken die zwei, das ist
kein teilnahmslosigkeit, das ist der widerstand gegen das fähnchentreiben, kein mensch
kann mir sagen warum man plötzlich stolz sein soll, aber warum zwei in einer badewanne
liegen und es sich gut gehen lassen, das können mir zumindestens zwei erklären

vers uchender

Beitragvon vers uchender » 28.07.2006, 19:31

ich habe lange über diese verschiebung nachgedacht, lange habe ich den zweifel in mir gehalten, ob ich denn diese verschiebung des nachdenkens lange anzweifeln kann, dann übermannte mich aber die einsicht, das da immer zwei sind, der eine denkt und der andere zweifelt aber schließlich gehen sie in die badewanne und lassen alles denkwürdige und zweifelhate los, manchmal geht das ein ganzes leben lang mit den zweien, manchmal aber nur unter dem vorwand, das man lange nachdenkt über die gewisse verschiebung...

Herr Hut

Beitragvon Herr Hut » 28.07.2006, 19:33

ein ganzes leben lang oder zwanzig minuten, es gibt keine zeit in momenten in der die zeit nichts zu bestimmen hat

vers uchender

Beitragvon vers uchender » 28.07.2006, 19:36

die unbestimmte zeit, ist der wahre ausgang einer jeglicher kunst, die behaupten kann, ein ganzes leben oder nur zwanzig minuten, die zeit zu bestimmen.

Herr Hut

Beitragvon Herr Hut » 28.07.2006, 19:38

darum schreibt man, um die zeit auszugrenzen die immer wissen will wie spät es ist

vers uchender

Beitragvon vers uchender » 28.07.2006, 19:42

vielleicht ist der Anspruch an einen Künstler gerade der, die Zeit mal schweigsam, mal überlaut darzustellen, meist sind es die gähnenden Tore der Fabrik, die die zeit immer zwangsam und stimmlos werden lässt....

Herr Hut

Beitragvon Herr Hut » 28.07.2006, 19:46

die zeit darf gar nicht merken dass sie vergeht, bei dostojewskis schuld und sühne ist das so, die zeit, was ist die dort, sie spielt keine rolle und was ist zeit in einem gedicht.

vers uchender

Beitragvon vers uchender » 28.07.2006, 19:50

antikes theater war von der zeitspanne des morgen bis abends bestimmt und? wir lesen es immernoch nach tausend morgen und abertausenden abenden

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 28.07.2006, 19:53

Lieber Herr Hut,

auch wenn sich die an Ihren Text anschließende Diskussion weit über meinem Referenzrahmen erhebt, will ich mich doch dem Lob von vers uchender anschließen.

Das Gedicht gleitet an keiner Stelle in Kitsch oder billige Erotik ab. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass man nicht mehr aus der Wohnung will, wenn zwei wie Petra und Tina dort baden.

Beste Grüße

Paul Ost


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