Lichtmahl

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Dita

Beitragvon Dita » 16.07.2006, 12:51

Alle Nacht
Durch Fensterfarben licht gemacht
Will doch nur brechen
An der einen Qual
Dass sie betrachtet nicht durch Augenschein
Das Wollen unterdrückt das wahrhafte Sein

Louisa

Beitragvon Louisa » 16.07.2006, 19:47

Hallo Dita,
also die ersten zwei Zeilen gefallen mir sehr gut...ich dachte, dass die Fenster vielleicht gelb sind und die Nacht desshalb erhellen...das könnte man aber noch (falls es so ist) in ähnlicher Form einbauen...

Dann muss ich versuchen es mir selbst zu erklären: ALso, der Mensch möchte an der Qual zerbrechen (ist das Licht ein Symbol für eine andere Qual?) Wieso will der Mensch daran zebrechen?

-Wenn man zerbricht will man das doch eigentlich nicht, es passiert einfach auf Grund der erdrückenden Wirklichkeit.

Wenn man diese dann durch Fensterscheiben anders sieht, könnte man das "Zerbrechen" für kurze Zeit unterdrücken...

-Mm. Aber weil der Mensch lieber zerbrechen "will" (???) wird dieses wahre Sein im hellen, nächtlichen Licht unterdrückt...

-Also langsam verstehe ich gar nichts mehr. Mich stört besonders dieses "wollen"...aber der Grundgedanke scheint mir interessant zu sein. Vielleicht meinst Du auch etwas ganz anderes. Weil die letzte Strophe gar nicht auf meine Deutung passen möchte.

Hilfe! Dieser Text verwirrt mich...(sicher meine Schuld)

Liebe Grüße, louisa

Max

Beitragvon Max » 16.07.2006, 22:00

Liebe Dita,

ich bin ganz überrascht, was sich in so wenigen Zeilen ausdrücken lässt. Meist nörgel ich ja auch an Reimen heraum, aber hier gibt es nichts zu nörgeln. Ein Kleinod.

Liebe Grüße
Max

Louisa

Beitragvon Louisa » 16.07.2006, 22:03

Max, vielleicht könntest Du es mir erklären...

Dita

Beitragvon Dita » 16.07.2006, 22:24

Liebe Lisa, ich mag versuchen Dir meinen Gedanken verständlich zu machen.
Oftmals akzeptiert man die Dinge nicht so wie sie sind, sondern versucht sie sich besser zu malen. Die Nacht wird eben bunt bemalt, damit sie nicht so karg erscheint, und fühlt sich deshalb nicht gesehen und zurückgesetzt. Durch unser Streben nach dem Schönen, Besseren übersehen wir oft die Dinge, so wie sie sind und bringen uns folglich darum deren Schönheit zu sehenund zu schätzen .
Endgültig verwirrt?:smile:

Lieber Max,
DANKE


Herzliche Grüße,
Dita

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 17.07.2006, 13:39

Liebe Dita,
du meinst sicher Louisa, aber jetzt, wo du mich schon gerugen hast, möchte ich auch etwas zu dem Text schreiben ;-)

Oftmals akzeptiert man die Dinge nicht so wie sie sind, sondern versucht sie sich besser zu malen. Die Nacht wird eben bunt bemalt, damit sie nicht so karg erscheint, und fühlt sich deshalb nicht gesehen und zurückgesetzt. Durch unser Streben nach dem Schönen, Besseren übersehen wir oft die Dinge, so wie sie sind und bringen uns folglich darum deren Schönheit zu sehenund zu schätzen .


Das finde ich eine sehr originelle und interessante Beschreibung von Nachteilen der Furcht...das ist toll!!

Sprachlich habe ich Probleme diese Zeilen einzuordnen:

Will doch nur brechen
An der einen Qual


Ist es grammatisch doppelbezüglich?

Dita

Beitragvon Dita » 17.07.2006, 17:49

Jetzt ist es mir tatsächlich passiert: Louisa/Lisa.
Da habe ich mich immer so angestrengt und nun das. Sorry. :oops:
Louisa, kannst Du mir vielleicht genauer erklären, wo genau die Problematik für Dich bei diesem Satz herrscht? Mag es dann gerne erklären.

Lieben Gruß,
Dita

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Beitragvon Lisa » 17.07.2006, 17:52

Liebe Dita,
das ist jezt ein Scherz, oder? *grins* schau mal die Namen in deinem letzten Beitrag an :-))).

Für mich besteht erstmal wirklich die Bezugsgrammtaik...also..wie ist er in das Gedicht eingebaut...auf was bezieht er sich genau? Will die alle Nacht brechen?
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Louisa

Beitragvon Louisa » 17.07.2006, 18:39

Hallo Dita!

Ah! Jetzt habe sogar ich verstanden. Du musst Dir immer merken: Die mit dem "ou" ist die Dumme :eusa_angel: ...

Beim "will doch nur brechen" denkt man sich das "ich" ja eigentlich schon dazu, aber Lisa hat recht. Es kann schon missverständlich sein. Oder meinst Du wirklich die Nacht? Dann hätte ich "sie" geschrieben.

Danke und liebe Grüße, louisa

Dita

Beitragvon Dita » 18.07.2006, 10:02

Meine Damen (Wahnsinnstrick um dem gefährlichen ou auszuweichen),

Will doch nur brechen
An der einen Qual


Für mich bezieht es sich auf die Nacht, wobei sicherlich auch der Bezug zum ICH hergestellt werden kann.

Lieben Gruß,
Dita

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Beitragvon Lisa » 22.07.2006, 12:43

Liebe Dita,
hui, inzwischen kann ich die Stelle endlich (hat ja lange genug gedauert :mrgreen:) für mich lesen.

Was mir immer noch am meisten gefällt, ist der Blickpunkt dieses Textes...der gefällt mir einfach sehr...bis vor die letzten beiden Zeilen ist das ganze auch in einen schönen Rhythmus gekleidet, der das ganze rund wirken lässt.

Vielleicht kann man die letzten beiden Zeilen absetzen?

Und vielleicht klingt es so rhythmischer:

Alle Nacht
Durch Fensterfarben licht gemacht
Will doch nur brechen
An der einen Qual

Dass sie betrachtet nicht durch Augenschein
Das Wollen unterdrückt wahrhaftes Sein



Zudem ist in deiner Thematik das Wort Augenschein natürlich etwas problematisch...da der Augenschein ja gerade als das echte gegenüber dem Blick durch das Fensterglas angegrenzt wird...das Wort schein wirkt da etwas störend, auch wenn hier "licht" gemeint ist, schwingt die andere Bedeutung doch immer mit...du hast das Wort bestimmt wegen des Reimes gewählt...ich könnte mir aber auch vorstellen, dass man mit Augenlicht und dem Reim nicht/Sicht arbeiten könnte...?

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Dita

Beitragvon Dita » 23.07.2006, 04:35

Liebe Lisa,

danke für Deine Gedanken. Ich kann Deine Überlegungen zu Augenschein nachvollziehen, finde es allerdings nicht gravierend. Augenlicht wäre auch doppelt gemoppelt. Da licht bereits in der zweiten Zeile vorkommt.
Wie wäre es, wenn ich bei wahhafte einfach nur das e weglasse? Hört sich für mich am rhytmischsten an. Nebenbei: Kann was überhaupt am rhytmischste sein?

Sei lieb gegrüßt,
Dita


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