Kain und Abel
Schon als dir die ersten Locken wuchsen
(und ich begriff: du bist nicht unserer Natur),
war auch ein Stück von Schatten dir
ins Haar gewachsen –
Ich schlief und träumte des Nachts
(von dir habe ich gezehrt):
Du bist am Himmel, wie der roten
Sonne Einer und Mutter steht bei dir,
kämmt dir das verschwitzte Haar …
Mir branntest du alle Bilder aus und
tränktest mit Teer mein Haupt -
Wie ein Gott, so hast du dies getan,
nie konnte ich dir nahn -
Dann schlich ich ums Haus, im Dunkel;
mein Spiegelbild schon längst unkenntlich,
auch war ich mir deines Bildes
nicht mehr ganz bewusst …
Deine Glieder habe ich so schwer gemacht
(wie steinern du doch bist)
und ließ sie im Schilfgras liegen,
drum kreisten die Fliegen.
Mein Bruder, vergib mir nicht, denn
die Worte klingen so fremd aus deinem
Mund, dein Blick ist verzerrt –
ist das die Liebe wert?
Kain und Abel
Lieber Falschmünzer,
das finde ich ein spannendes, ein sehr reiches Thema. Auch ich habe mich mal an dem Ideenkreis Kain und Abel versucht, aber bislang noch nichts Vorzeigbares produziert. Aber es haben ja auch Große bei diesem Thema ihre Spuren hinterlassen, ich denke gerade an Steinbecks East of Eden.
Was mir Dein Gedicht besonders macht ist die (zunächst unklare) Perspektive - ich kenne kaum eine Schilderung aus der Kain-Sicht. Was ich außer den Dir angeführten Aspekten auch bemerkenswert finde, ist dass Kain und Abel für mich auch die Geschichte der Sesshaften (neuen) Bauern gegen die Nichtsesshaften Nomaden ist - offfenbar war das Judentum damals noch eine Nomadenreligion.
Auf der Formulierungsseite gefällt mir besonders
wobei ich gleichzeitig denke, dass mir ein Liebesschatten wenig geläufig ist.
Bin gespannt auf eine Antwort.
Liebe Grüße
max
das finde ich ein spannendes, ein sehr reiches Thema. Auch ich habe mich mal an dem Ideenkreis Kain und Abel versucht, aber bislang noch nichts Vorzeigbares produziert. Aber es haben ja auch Große bei diesem Thema ihre Spuren hinterlassen, ich denke gerade an Steinbecks East of Eden.
Was mir Dein Gedicht besonders macht ist die (zunächst unklare) Perspektive - ich kenne kaum eine Schilderung aus der Kain-Sicht. Was ich außer den Dir angeführten Aspekten auch bemerkenswert finde, ist dass Kain und Abel für mich auch die Geschichte der Sesshaften (neuen) Bauern gegen die Nichtsesshaften Nomaden ist - offfenbar war das Judentum damals noch eine Nomadenreligion.
Auf der Formulierungsseite gefällt mir besonders
war auch ein Stück von Schatten dir
ins Haar gewachsen –
wobei ich gleichzeitig denke, dass mir ein Liebesschatten wenig geläufig ist.
Bin gespannt auf eine Antwort.
Liebe Grüße
max
Lieber Falschmünzer,
Du hast recht, mit dem Liebesschatten bin ich wirklich völlig unverständlich :11: . Was ich meinen sollte, ist, dass für mich die Abelfigur eigentlich immer die positiv besetzte war (so lernt man die Geschichte halt), und dass ich den Schatten im Haar eher dem Kain angedichtet hätte.
Die politische Dimension sehe ich übrigens auch, daneben auch eine die auf der persönlichene Ebene verletzend für Kain ist: sein Opfer wird abgelehnt und für ihn ist ja nicht zu verstehen, wieso. Eigentlsich wäre das ein guter Stoff für ein Theaterstück (wennn ich das könnte)...
Liebe Grüße
max
Du hast recht, mit dem Liebesschatten bin ich wirklich völlig unverständlich :11: . Was ich meinen sollte, ist, dass für mich die Abelfigur eigentlich immer die positiv besetzte war (so lernt man die Geschichte halt), und dass ich den Schatten im Haar eher dem Kain angedichtet hätte.
Die politische Dimension sehe ich übrigens auch, daneben auch eine die auf der persönlichene Ebene verletzend für Kain ist: sein Opfer wird abgelehnt und für ihn ist ja nicht zu verstehen, wieso. Eigentlsich wäre das ein guter Stoff für ein Theaterstück (wennn ich das könnte)...
Liebe Grüße
max
Hallo Max! In der ersten Strophe geht es auch um
Kain und nicht um Abel, der Schatten ist Kain zugehörig.
Das ist auch eher logisch ...
Im Folgenden vermischen sich die Perspektiven wieder
und schließlich steht der Mord am Ende des Geschehens.
Diesen Perspektivwechsel habe ich (unbewusst) gewählt,
um ihre "brüderliche Verbindung" zu zeigen.
Ich glaube, das Motiv des Brudermords ist schon in
mehreren Stücken aufgetaucht, explizit im Drama des
Naturalismus, auch wenn ich da nichts genaueres weiß ...
Beste Grüße!
Kain und nicht um Abel, der Schatten ist Kain zugehörig.
Das ist auch eher logisch ...
Im Folgenden vermischen sich die Perspektiven wieder
und schließlich steht der Mord am Ende des Geschehens.
Diesen Perspektivwechsel habe ich (unbewusst) gewählt,
um ihre "brüderliche Verbindung" zu zeigen.
Ich glaube, das Motiv des Brudermords ist schon in
mehreren Stücken aufgetaucht, explizit im Drama des
Naturalismus, auch wenn ich da nichts genaueres weiß ...
Beste Grüße!
Hi Falschmünzer,
arg, den Perspektivwechsel habe ich ganz offensichtlich nicht mitbekommen - ich finde ihn aber als Stilmittel sehr reizvoll zumal ja auch vorstellbar ist, dass sie beide eine Person sind (na gut, das mit dem gegenseitigen Erschlagen müsste man dann noch klären ....)
Mit den Dramen des Naturalismus kenne ich mich auch nicht aus ... aber ich kann mich ja mal schlau machen.
Merci
max
arg, den Perspektivwechsel habe ich ganz offensichtlich nicht mitbekommen - ich finde ihn aber als Stilmittel sehr reizvoll zumal ja auch vorstellbar ist, dass sie beide eine Person sind (na gut, das mit dem gegenseitigen Erschlagen müsste man dann noch klären ....)
Mit den Dramen des Naturalismus kenne ich mich auch nicht aus ... aber ich kann mich ja mal schlau machen.
Merci
max
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