Liebster Freund, Baum meines Lebens
mein Schweigen, mein Gedanke, Sinn meines Strebens
Du bist meine Kerze und auch ihr Docht
Dein Licht am Fenster leuchte niemals vergebens
Sei mein Arzt, meine Krankheit, mein Schöpfer, mein Fall
meiner Seele die Leiter, das Säuseln des Rebens
Der Träume Erfüllung, Grund meiner Pein
meiner Sehnsucht Ursach, Ursach des Behebens
Ghasel (für einen Freund)
Gibst du in diesem Gedicht dem lyrischen Ich nicht ein Aufgeben der eigenen Perönlichkeit zur Hand, eine Auflösung seiner selbst aufgrund von vermeindlicher Liebe.
Der Liebhaber wird in diesem Falle zum Gott für das Lyrische Ich, und hat alle Aspekte, bis hin zum Physischen, ausgeliefert bekommen.
Bei aller Liebe: Liebe ist für mich Partnerschaft, auf einer gleichen Ebene, und nicht bedingungslose Auslieferung.
Liebe bedeutet für mich Gegenseitigkeit.
moshe.c
Der Liebhaber wird in diesem Falle zum Gott für das Lyrische Ich, und hat alle Aspekte, bis hin zum Physischen, ausgeliefert bekommen.
Bei aller Liebe: Liebe ist für mich Partnerschaft, auf einer gleichen Ebene, und nicht bedingungslose Auslieferung.
Liebe bedeutet für mich Gegenseitigkeit.
moshe.c
Hallo Cornelia,
aus diesem Grund hatte ich auch leichte Problemchen mit diesem Text. Ich empfinde das so ähnlich wie moshe...obwohl man nicht in einer Partnerschaft leben muss, um sich zu lieben...
-Andererseits kann ich diesen Aufopferungsgedanken auch teilweise nachvollziehen. Gibt man sich nicht selbst schon ein wenig auf, um ein gemeinsames Selbst zu finden?
-Ich habe sowieso keine Erklärung für all diese tobenden Gefühlsmeere O:) ...
Diese Stellen vor allem:
-Wieso soll der Herr denn eine Krankheit sein? Das finde ich sehr masochistisch...
-Was ist das "Säuseln des Rebens"? -und wie passt es zu den anderen Bildern?
Der Schluss:
-gefällt mir dagegen schon besser...obwohl ich ja eigentlich eine Bildfreundin bin und gerne ein paar Metaphern für diese berühmten Wünsche und Sehnsüchte gesehen hätte...aber man kann nicht alles haben O:) -
Auch bei den ersten zwei Strophen kann ich vielleicht noch mit halb geöffneten Augen mitlesen, aber die Mitte...das wird a bissel viel, finde ich. Da hat der Herr Zitrone über mir schon recht.
Meinst Du das alles wirklich so?
Trotzdem überlege ich noch, ob es nicht auch schön sein kann, sein eigenens ich ganz hinzugeben...
Liebe Grüße, louisa
aus diesem Grund hatte ich auch leichte Problemchen mit diesem Text. Ich empfinde das so ähnlich wie moshe...obwohl man nicht in einer Partnerschaft leben muss, um sich zu lieben...
-Andererseits kann ich diesen Aufopferungsgedanken auch teilweise nachvollziehen. Gibt man sich nicht selbst schon ein wenig auf, um ein gemeinsames Selbst zu finden?
-Ich habe sowieso keine Erklärung für all diese tobenden Gefühlsmeere O:) ...
Diese Stellen vor allem:
Sei mein Arzt, meine Krankheit, mein Schöpfer, mein Fall
meiner Seele die Leiter, das Säuseln des Rebens
-Wieso soll der Herr denn eine Krankheit sein? Das finde ich sehr masochistisch...
-Was ist das "Säuseln des Rebens"? -und wie passt es zu den anderen Bildern?
Der Schluss:
Der Träume Erfüllung, Grund meiner Pein
meiner Sehnsucht Ursach, Ursach des Behebens
-gefällt mir dagegen schon besser...obwohl ich ja eigentlich eine Bildfreundin bin und gerne ein paar Metaphern für diese berühmten Wünsche und Sehnsüchte gesehen hätte...aber man kann nicht alles haben O:) -
Auch bei den ersten zwei Strophen kann ich vielleicht noch mit halb geöffneten Augen mitlesen, aber die Mitte...das wird a bissel viel, finde ich. Da hat der Herr Zitrone über mir schon recht.
Meinst Du das alles wirklich so?
Trotzdem überlege ich noch, ob es nicht auch schön sein kann, sein eigenens ich ganz hinzugeben...
Liebe Grüße, louisa
Hallo,
da ich in der Überschrift las „für einen Freund“, dachte ich, da muss doch was dahinter stecken, was ich nicht kenne und schaute mal, was Ghasel denn eigentlich ist (ich tippte auf eine Stadt
). Nein, so ist dem nicht:
Zitat Wikipedia:
Das Reimschema ist durchgehalten (allein in Zeile 1 Tippfehler: da müsste es nach Reimschema und Grammatik Lebens heißen). Spannend für mich schon deshalb zu lesen, weil ich diese Gattung (wie bestimmt tausend andere) noch nicht kannte! Wie bist du auf sie gekommen, Cornelia?
Inhaltlich liegt darin natürlich auch das ungebrochene Anhimmeln bzw. zugestehen an den Freund. Dieses Wort (Freund) relativiert für mich – neben der Form – ein wenig eure Einwände Louisa und moshe, denen ich prinzipiell mehr als zustimme. Es ist wohl eine (auch spielerische) Huldigung, die dadurch, dass die Gattung dieses fordert, sich selbst auch relativiert (wie z.B. auch Minnesang).
Natürlich ist solch eine Form nicht leicht umzusetzen, ohne dem Poetischen das Schweben zu nehmen...deine freieren Formen gefallen mir letztlich besser. Auch die Bilder sind in ihnen zarter und eigener. In diesem Gedicht sind mir die Bilder zu stark (Pein, Baum des Lebens, Erfüllung,...das ist wie eine überreife Frucht), aber das gehört vielleicht zur Form?!
Danke für diesen Wissensbissen!
da ich in der Überschrift las „für einen Freund“, dachte ich, da muss doch was dahinter stecken, was ich nicht kenne und schaute mal, was Ghasel denn eigentlich ist (ich tippte auf eine Stadt
.gif)
Zitat Wikipedia:
Das Ghasel oder die Ghasele (auch Gasel; von arab. ghasala = (Garn) spinnen; flirten, umwerben) ist eine Liedform, die im 8. Jahrhundert im südasiatischen Raum zwischen Indien und Persien entstanden ist. Seit dem 19. Jahrhundert wird es auch als Reimschema in der deutschsprachigen Lyrik verwendet.
Ein Ghasel besteht aus einer Folge von zweizeiligen Strophen, deren zweiter Vers immer den in der ersten Strophe angewandten Reim hat („wiederkehrender“ oder „rührender“ Reim):
Reimschema: a a - b a - c a - d a - e a - f a
In der ursprünglichen Form des Ghasel trägt jedes dieser Verspaare eine eigene Bezeichnung und hat eine spezielle, streng festgelegte Funktion.
Das Reimschema ist durchgehalten (allein in Zeile 1 Tippfehler: da müsste es nach Reimschema und Grammatik Lebens heißen). Spannend für mich schon deshalb zu lesen, weil ich diese Gattung (wie bestimmt tausend andere) noch nicht kannte! Wie bist du auf sie gekommen, Cornelia?
Inhaltlich liegt darin natürlich auch das ungebrochene Anhimmeln bzw. zugestehen an den Freund. Dieses Wort (Freund) relativiert für mich – neben der Form – ein wenig eure Einwände Louisa und moshe, denen ich prinzipiell mehr als zustimme. Es ist wohl eine (auch spielerische) Huldigung, die dadurch, dass die Gattung dieses fordert, sich selbst auch relativiert (wie z.B. auch Minnesang).
Natürlich ist solch eine Form nicht leicht umzusetzen, ohne dem Poetischen das Schweben zu nehmen...deine freieren Formen gefallen mir letztlich besser. Auch die Bilder sind in ihnen zarter und eigener. In diesem Gedicht sind mir die Bilder zu stark (Pein, Baum des Lebens, Erfüllung,...das ist wie eine überreife Frucht), aber das gehört vielleicht zur Form?!
Danke für diesen Wissensbissen!
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Ich danke Dir für die fortbildenden Maßnahmen, Lisa!
Ja, dieses "Für einen Freund" fand ich in anbetracht des Textes auch etwas komisch-
Das hört sich so an wie "Für so´nen Typ" und dann folgt die komplette Selbst-Auslieferung...
Aber die Form gefällt mir auch. Ansonsten wurde ja schon alles geschrieben.
-Moshe, ich muss Dir zitroniger weise Recht geben!
Liebe Grüße, louisa
Ja, dieses "Für einen Freund" fand ich in anbetracht des Textes auch etwas komisch-
Das hört sich so an wie "Für so´nen Typ" und dann folgt die komplette Selbst-Auslieferung...
Aber die Form gefällt mir auch. Ansonsten wurde ja schon alles geschrieben.
-Moshe, ich muss Dir zitroniger weise Recht geben!
Liebe Grüße, louisa
Hallo Ihr Lieben,
ich freue mich über alle Eure Kommentare - mit einem Lächeln, natürlich
Dieses Ghasel ist einfach eine Spielerei mit der Form.
Mir war an dem Tag (vor drei Jahren) nach Tausendundeinernacht.
Lisa wollte noch ein paar Beiträge von mir lesen um zu wissen, wie ich schreibe. Meine Antwort darauf war: Ich pobiere gerne Neues aus, auch verschiedene Formen.
In der dichterischen Welt von Tausendundeinenacht schreiben nur Männer ein Ghasel um die Vorzüge einer unerreichbaren Angebeteten zu besingen - und das in den höchsten Tönen.
Ich konnte ja schlecht einen Mann als "Blume meines erwachenden Herzens" besingen. Deshalb der "Baum meines Lebens".
Ich bin weder gefährdet, mich mit Haut und Haaren aufzugeben, oder in einer Beziehung aufzulösen....ganz im Gegenteil, ich stand schon immer mit beiden Beinen im realen Leben.
Gerade deshalb liebe ich das Spiel mit den lyrischen Möglichkeiten.
Mit lieben Grüßen
Cornelia
ich freue mich über alle Eure Kommentare - mit einem Lächeln, natürlich
Dieses Ghasel ist einfach eine Spielerei mit der Form.
Mir war an dem Tag (vor drei Jahren) nach Tausendundeinernacht.
Lisa wollte noch ein paar Beiträge von mir lesen um zu wissen, wie ich schreibe. Meine Antwort darauf war: Ich pobiere gerne Neues aus, auch verschiedene Formen.
In der dichterischen Welt von Tausendundeinenacht schreiben nur Männer ein Ghasel um die Vorzüge einer unerreichbaren Angebeteten zu besingen - und das in den höchsten Tönen.
Ich konnte ja schlecht einen Mann als "Blume meines erwachenden Herzens" besingen. Deshalb der "Baum meines Lebens".
Ich bin weder gefährdet, mich mit Haut und Haaren aufzugeben, oder in einer Beziehung aufzulösen....ganz im Gegenteil, ich stand schon immer mit beiden Beinen im realen Leben.
Gerade deshalb liebe ich das Spiel mit den lyrischen Möglichkeiten.
Mit lieben Grüßen
Cornelia
Ist eine sehr schöne und beruhigende Nachricht, vor allem was deine Peron anbelangt. Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht.
Die Form des Ghasels gibt es nicht nur in der persischen oder arabischen Welt, sondern auch immer wieder in der deutschen Lyrik, deshalb erschloß sich mir der Zusammenhang nicht und ich bangte um dich.
moshe.c
Die Form des Ghasels gibt es nicht nur in der persischen oder arabischen Welt, sondern auch immer wieder in der deutschen Lyrik, deshalb erschloß sich mir der Zusammenhang nicht und ich bangte um dich.
moshe.c
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste