Mein LieBAER (überarbeitete Versionen)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Cornelia

Beitragvon Cornelia » 09.06.2006, 09:11

Version 1:

Lass Halme erzählen

Lass Halme erzählen
was ungesagt

meine klammen Hände
graben in Wurzeln
streicheln das Land
als wär´s dein Fell

Hinter geschlossenen Lippen
rascheln Wort und Bild

versiegelt der Mund

________________________________________________________
Version 2:

Ich lasse Halme erzählen
spür Tränen im Gras

meine Hände graben
in wirren Wurzeln
streicheln das Land
als wär´s dein Fell

Hinter geschlossenen Augen
prasseln Wort und Bild

träum deine Lippen
versiegelter Mund
verlorene Möglichkeiten
füllen den Raum.
_________________
Version 3:


Ich lasse Halme erzählen
was ungesagt

meine klammen Hände
graben in Wurzeln
streicheln das Land
als wär´s dein Fell

Hinter geschlossenen Lippen
rascheln Wort und Bild

träum deine Lippen
versiegelter Mund
Zuletzt geändert von Cornelia am 27.06.2006, 14:03, insgesamt 5-mal geändert.

Cornelia

Beitragvon Cornelia » 27.06.2006, 13:53

Hallo Lisa, hallo Louisa,

@Lisa: die überarbeitete Version ist die Endversion. Soll ich die Anfangsversion nochmal davorstellen?

@Louisa: natürlich könnte der Titel genauso gut "mein LiebhaBAER" heißen - es ist doch nur eine Spielerei mit wortARTEN und schreibWEISEN *gggg*

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 27.06.2006, 13:56

Liebe Cornelia,
ja, ich habe das auch gesehen. Vorhin habe ich so schnell geklickt, da war die Aktualisierung vorne noch icht drin :grin: . Entschudige und danke! Ich habe diesen text wirklich lieb gewonnen.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Beitragvon Lisa » 28.06.2006, 17:27

Liebe Cornelia,
schau mal, was heute in meiner lyrikmail war...schon der Titel :grin: . das musste ich einfach hier anhängen :razz:


<center>
Der Bär und der Liebhaber seines Gartens


Ein unerfahrner Bär voll wilder Traurigkeit,
Den in den dicksten Wald sein Eigensinn verstecket,
Vertrieb, unausgeforscht, durch Klipp' und Berg gedecket,
Wie ein Bellerophon die Zeit.

Hier sträubet sich der Petz; er liebt nur diese Kluft,
Und meidet stets die Spur der Bären, seiner Brüder.
Mit Brummen wälzt er sich im Felsen auf und nieder;
Sein schwaches Haubt scheut freie Luft.

Dies macht ihn ganz verwirrt. Ihm gleicht vielleicht die Zunft
Der Weisen dunkler Art, der schweren Sonderlinge;
Die fliehen Licht und Welt, und haschen Wunderdinge;
Nur nicht die Gabe der Vernunft.

Einst, da er saugend sinnt, wird ihm sein Lebenslauf
(Wenn das ein Leben ist) auf einmal sehr verdrießlich.
Er will gesellig sein; dies hält er für ersprießlich.
Und kurz: er macht sich taumelnd auf.

Wohin? das weiß er nicht: das Glück mag Führer sein,
Das Glück, der Thoren Witz. Nicht weit von seiner Höhle
Lebt' ein bejahrter Mann mit einer trägen Seele,
Fast wie der Petz, stumm, und allein.

Auch der sucht keinen Scherz, der andern artig scheint.
Was Herbst und Sommer zollt, des grünen Frühlings Gaben
Vergnügen seinen Fleiß. Ich müßt' ein mehrers haben:
Was aber? Einen klugen Freund.

Der Fluren bunter Schmelz entzücket das Gesicht;
Pomonens Ueberfluß kann tausend Freude machen;
Man darf mit Blum' und Frucht vertraulich reden, lachen;
Doch nur in Fabeln: weiter nicht.

Nicht wahr? die Einsamkeit ist nicht auf ewig schön.
Unmitgetheilte Lust muß Ueberdruß erwecken;
Der bringt den Greis ins Feld, um Menschen zu entdecken.
Mein Timon wird zum Diogen.

Er wandert nach dem Forst; hier irrt er hin und her,
Und mißt und sucht die Bahn auf unbekanntem Stege.
Zuletzt begegnet ihm, in einem hohlen Wege,
Ein andrer Eremit, der Bär.

Er stutzt. Was soll er thun? Zur Flucht ist keine Spur.
Er fasset sich; hält Stand: das wird gut aufgenommen.
Petz sieht ihn gnädig an, und spricht: Mein Freund, willkommen,
Besuche mich, und eile nur.

Der Greis versetzt gebückt: Die Gunst verpflichtet mich.
O würde mir erlaubt, in meinem nahen Garten
Mit einem schlechten Mahl gehorsamst aufzuwarten!
Der Vorzug wäre königlich.

Ich habe Milch und Obst; zwar weiß ich gar zu wohl,
Die Kost ist ziemlich schmal für euch, ihr Herren Bären;
Ihr Großen dieser Welt, ihr könnet besser zehren:
Doch auch mein Honigtopf ist voll.

Der Vorschlag wird beliebt; noch zeigt sich nicht das Haus,
Da die Bekanntschaft schon recht preislich angegangen.
Es will sogar der Bär den neuen Freund umfangen;
Doch der bedankt sich, und weicht aus.

Bald haben diese zween den schönsten Bund gemacht.
Sie bleiben ungetrennt, und werden Hausgenossen.
Der eine pflanzet, impft, und wartet seiner Sprossen;
Der andre legt sich auf die Jagd.

Unwissenheit und Ernst schließt öfters beider Mund;
Ihr Umgang nähret sich durch beider stumme Blicke.
Man machet sich die Lust aus diesem Eintrachtsglücke
Einsilbigt, auch nur selten, kund.

Petz kehret einmal heim; da schlummert sein Orest
Zur schwülen Mittagszeit. Er gehet bei ihm liegen,
Bewacht den Schlafenden, zerstreut den Schwarm der Fliegen,
Der seinen Wirth nicht ruhen läßt.

Er schnappt, fängt, scheuchet, lauscht, gafft nach dem Alten hin,
Und sieht auf dessen Stirn sich eine Raupe regen;
Ha! brummt er: dir will ich das Handwerk zeitig legen!
Geschmeiße, wißt ihr, wer ich bin?

Er holt den größten Stein; und, weil er's treulich meint,
So muß durch einen Wurf so Raup' als Greis erkalten.
Fürwahr, den klugen Feind muß man für schädlich halten;
Doch ja so sehr den dummen Freund.

</center>

Friedrich von Hagedorn
(1708-1754)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
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Cornelia

Beitragvon Cornelia » 28.06.2006, 19:18

Hallo Lisa,

das Misstrauen gegen dumme Freunde und kluge Feinde hat wohl auch die bayrischen Jäger motiviert....hmmm

....das Kind, das der Bär hätte töten können wird jetzt vielleicht zum 10fachen Mörder....

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 28.06.2006, 21:38

Liebe Cornelia,
ich versuche mich eigentlich nicht so von den Medien hoch kochen zu lassen, aber bei Bruno war ich von Anfang an dabei. Mir kann niemand weiß machen, der in der Lage ist zun Mond zu fliegen, dass man diesen Bären nicht hätte betäuben und in einem anderen Gebiet aussetzen können. ich finde das ganz furchtbar und so kommen Bären eben nur noch in solchen Phantasien vor wie diese hier eine ist...

Liebe Tatzengrüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
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