Neue Theaterhelden (eine Antwort auf leonies Fragegedicht)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 19.06.2006, 20:16

<center>

Neue Theaterhelden

Sieh die Straße,
mein Held,
silbern kühl
führt dich Schlänglein Serpentina
in der Nacht
in die Tollkirschenhaine.

Doch wenn der Morgen
blau seine Träume ausgeschlafen haben wird,
wirst du mich in deinem
vierrädrigen Schlachtross erreichen.

Von keinem Turm herab,
mit kurzgeschorenem Haar
werde ich dich erblicken.

Du wirst mir mitten aus dem Strauß,
in der Nacht zuvor gewunden,
eine Tollkirsche darbieten.
Ich werde sie pflücken,
schmecken und schlucken
in einem Kuss.

Der Vorhang wird sich öffnen,
das Paradies wird erscheinen.
Wir werden uns setzen
und sagen:
„Was für ein Theater!“,
mein Held,
das werden wir sagen,

mein Held.



</center>
-----
Liebe leonie, dies ist meine, sprachlich zugegeben noch nicht voll ausgereifte, Antwort, die ich dem Gedicht geben würde.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 19.06.2006, 21:47

Derzeit gibt es hier Gedichte, die um die Tollheiten des anderen Geschlechtes kreisen.
Gibt es in Italien Tollkirschen, die dir dort gereicht wurden?
Wenn ja, würde ich auch gern eine probieren und sehen wie es dir ergeht.
Warum du dich am Schluß mit deinem Helden zu einem 'Wir' begibst?, nun es könnte an der von mir bisher ungenossenen Kirsche liegen.
Oder?

Und noch eine Frage: Bewirken Tollkirschen doppeltes Sehen? Ich sehe nur einen Helden.

moshe.c

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 19.06.2006, 22:15

Liebe Lisa,

ein modernes Rapunzeltheater mit giftigem Helden. Aber so ganz verstanden habe ich nicht, inwiefern es die Frage nach dem „immer wieder“ beantwortet. Vielleicht bin ich einfach zu müde.

Liebe Grüße

leonie

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 19.06.2006, 23:02

Liebe Diotima,

das ist schön, wie Du Deinen Hyperion besingst.

Lese ich da Anspielungen auf E.T.A. Hoffmann?

Aber Du siehst die Wiederholung offensichtlich nicht als Problem, sondern als Gewinn: Da capo!

Grüße

Paul Ost

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 20.06.2006, 09:18

hallo,
moshe: na ja...die zweite Heldin spielt doch auch mit, oder?


Leonie: die Antwort ist auch ein wenig anders, leicht versetzt. Es geht um typische Verhaltensmuster, die abgelegt werden, was ja manchmal helfen kann Tragödien immer noch Tragödien sein zu lassen, aber eben auf eine andere, neue Weise...nicht wiederholend...

Lieber Paul: Natürlich ist das auf Hoffmann bezogen, denn für mich wendet er die Verführung bestimmter Dunkelheiten ins Goldene. Die Anspielung soll nicht nur die Theaterhelden, sondern die Wege der Theaterhelden gegen andere abzeichnen. ich liebe den goldenen Topf, er ist mir das liebste Buch der Welt. Es ist als literarische Spitze gegen die Helden der Literatur/ des Theaters gedacht und somit ist die Wiederholung hier nötig.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 20.06.2006, 21:40

Liebe Lisa,
ach so! Danke für Deine Hinweise, jetzt ist es mir klarer!
Liebe Grüße
leonie


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 8 Gäste