prag, alter jüdischer friedhof

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pandora

Beitragvon pandora » 19.06.2006, 07:26

gone
Zuletzt geändert von pandora am 15.03.2008, 17:15, insgesamt 2-mal geändert.

Last

Beitragvon Last » 19.06.2006, 11:30

Hallo Pandora,

bist du vor kurzem in Prag gewesen? Dein Gedicht klingt nämlich nach einer Momentaufnahme.

Inhaltlich find ich es aber komisch, wenn du in der Schlusszeile Bezug auf das dritte Reich nehmen möchtest, passt ja der alte jüdische Friedhof nicht mehr in das Bild :???:

pandora

Beitragvon pandora » 19.06.2006, 12:56

hallo last,

ja ich war verg woche in der tschechischen hauptstadt und ja, dies ist eine momentaufnahme.

der alte jüdische friedhof ist ein wunderbarer ort inmitten des großstadtlärms, an dem man die seele baumeln lassen kann. in der angrenzenden synagoge werden bilder gezeigt, die kinder gemalt haben, bevor sie im kz theresienstadt ermordet wurden.

dies bilder gehen auf den friedhof mit, zumindest war das bei mir so.



p.

Herby

Beitragvon Herby » 19.06.2006, 14:30

Hallo pandora,

danke für diesen eindrücklichen Text!
Ich kenne sowohl den alten jüdischen Friedhof als auch die Synagoge in Prag und kann diese Momentaufnahme sehr gut nachvollziehen. Nur wollte es mir bei meinen Besuchen auf dem Friedhof nicht gelingen, die Seele baumeln zu lassen, wie du schreibst. Ich geriet immer eher ins Grübeln. Aber dennoch geht von diesem Ort ein eigenartiger Zauber aus, der mich immer wieder anzieht, wenn ich in Prag bin.

Liebe Grüße
Herby

scarlett

Beitragvon scarlett » 19.06.2006, 17:22

Hallo pandora,

eine sehr gelungene Momentaufnahme mit viel Tiefgang auf subtile Weise.
Ich meine damit v. a. die Verbindung zwischen Steinen, die keine "Richtung weisen" und Theresienstadt am Ende. Zwischen den Zeilen ist eine Menge Raum, den jeder für sich auffüllen kann, wenn man sich darauf einlassen will...

Bemerkenswert und Kompliment!

Gruß,

scarlett

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 19.06.2006, 18:05

Hallo pandora, spontan:

Steine stehen da
verweist
von den Klagen der Bücher
auf Leben
und Seelen
baumeln im Grün

moshe.c

Loretta

Beitragvon Loretta » 19.06.2006, 18:13

Auf so einem jüdischen Friedhof war ich auch schon mal gestanden. Es war ein steiler, grasiger Berg, sehr verwildert und ich hätte nie gedacht, dass ein Friedhof tatsächlich so aussehen kann. Spontan kam mir der Gedanke: hier liegt es sich doch sicher besser. Lag es an dem einfühlsamen Text, der uns dort oben vorgelesen wurde oder an der Ausstrahlung des Friedhofs, das ich mich so aus der Welt gerissen fühlte...? Ich weiß es nicht. Aber solche Momentaufnahmen muss man festhalten. So wie du.

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leonie
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Beitragvon leonie » 20.06.2006, 12:30

Liebe pandora,

das finde ich einen sehr intensiven Text. Ich mag alte Friedhöfe sehr. Obwohl ich diesen nicht kenne, entstand ein Bild vor meinen Augen, bevor ich Dein Photo gesehen hatte.
Ich glaube, das „toten“ könntest Du fast noch weglassen.

Liebe Grüße

leonie

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 20.06.2006, 17:58

Liebe pandora,

ich war auch schon auf genau diesem Friedhof, der auf mich fast wirkte wie ein "Garten" in einem Hinterhof...und das war im Winter...ich kann diesen Ort in deinem Gedicht also sehr wiederfinden....

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 20.06.2006, 18:10

Seid ihr schon mal auf den jüdischen Friedhöfen in Berlin gewesen?

moshe.c

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Beitragvon Lisa » 20.06.2006, 18:20

Hallo moshe,

nein, aber ich habe neulich erst das neue Denkmal besucht...
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 20.06.2006, 18:29

Hallo Moshe,

ich schon, ich mag die Friedhöfe Berlins sowieso.

Liebe Pandora,

das finde ich einen sehr starken Text, sprachlich frage ich mich, woe er wirken würde, wenn die letzte Zeile "von den toten Kindern aus Theresienstadt" hieße.

Was denkst Du?

Liebe Grüße
Max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 20.06.2006, 19:09

Hey Max,
das sieht dir ähnlich:

Tagsüber Max
und nachts auf fremden Friedhöfen, wo du ungestört über die Welt lachen kannst.

:freu2:

moshe.c


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