Tag und Nacht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Herby

Beitragvon Herby » 16.06.2006, 13:29

Tag und Nacht

Ich liebe den Tag,
ihm bin ich fremd.

Ich hasse die Nacht,
sie kennt mich.

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leonie
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Beitragvon leonie » 16.06.2006, 17:20

Lieber Herby,

gut gelungen, finde ich. Ich lese es auf dem Hintergrund Deiner Aussage, dass Du (nicht immer gerne) ein Nachtmensch bist. Du hast die Ambivalenz kurz und gut dargestellt, finde ich. Man kann es auch auf andere Lebensbereiche übertragen....

Liebe Grüße

leonie

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 16.06.2006, 21:02

Hallo Herby,

Hallo Leonie,

ich bin da ein wenig unschlüssig. Fühlt sich das lyrische Ich von der Nacht durchschaut? Dem lyrischen Ich scheint der Tag ja vertraut zu sein, aber umgekehrt nicht. Besonderer Grund?

Liebe Grüße
Marlene

scarlett

Beitragvon scarlett » 17.06.2006, 10:16

Hallo Herby,

ja, genau so ist es! Ich kann deine Zeilen nachempfinden, unterschreiben. Für mich ist da nichts unklar, im Gegenteil: jedes weitere Wort würde dein Gedicht zerstören... vielleicht auch jedes erklärende (?).

Großes Kompliment §blumen§

Gruß,

scarlett

Herby

Beitragvon Herby » 17.06.2006, 22:13

Liebe leonie, Marlene und scarlett,

euch Dreien ein herzliches Danke fürs Lesen und Kommentieren!

@scarlett

gerade bei diesem Text, mit dem ich mich sehr schwer getan und über den ich lange gesessen habe, freut es mich besonders, wenn du schreibst, dass du meine Verse nachempfinden konntest! :wub:

@Marlene

deine Unschlüssigkeit ist unbegründet. Deine Frage

Fühlt sich das lyrische Ich von der Nacht durchschaut?

trifft genau den Punkt.

Dann schreibst du:

Dem lyrischen Ich scheint der Tag ja vertraut zu sein, aber umgekehrt nicht. Besonderer Grund?

Auch hier deutest du richtig. Zu dem Grund bzw den Gründen nur soviel: in der Stille der Nacht ist der Mensch viel stärker auf sich selbst zurückgeworfen, sich selbst und seinem wahren Ich stärker ausgesetzt als in der ablenkenden Betriebsamkeit des Tages.
Danke für deine Antwort und Fragen!

@leonie

ja, manchmal kann die Nacht eine echte Last sein ( siehe oben ) und ich denke jetzt noch nicht einmal an Vollmondnächte, aber das kennt wohl jeder von uns.

Nochmals Dank an euch für die Auseinandersetzung mit meinen Versen und ein schönes Wochenende!

LG Herby

elli999

Beitragvon elli999 » 18.06.2006, 00:30

Hallo Herby!

In deine wenigen Zeilen kann man so viel hineininterpretieren.
Ich glaube das ist schon eine Kunst! Und gefällt mir ausgesprochen gut!

Ich verstehe Dein Werk so

Nachtmenschen sind meist die rastlosen, Die die keine Ruhe
finden. Deren Gedanken, Sorgen, Ängste und Sehnsüchte
spät am Abend wenn sie alleine sind, beginnen zu routieren.
Die Nacht kennt Sie wirklich - sie hassen sie dafür.

Am Tag ist alles anderst. Das Lächeln fällt leicht, die Gedanken
sind nicht so schwer. Der Tag ist einfach, doch er kennt die
andere Seite nicht.

Ich als melancholischer Nachtmensch liebe jedoch diese Zeit.
Sie gibt mir Ruhe und Kraft für den Tag und Hoffnung, das es
besser werde.

Gruss die elli

carl
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Beitragvon carl » 18.06.2006, 07:27

Hallo Herby,

ich finde es vollkommen!
Zur Deutung haben Elli (und die andern) schon fast alles gesagt.

Liebe Grüße, Carl

Herby

Beitragvon Herby » 19.06.2006, 14:19

Liebe elli,

danke dir, dass du dich mit meinem Text beschäftigt hast. Deine Interpretation trifft es genau!

Hallo carl,

dein Lob hat mich sehr gefreut und gleichzeitig etwas verlegen gemacht. "Vollkommen" ist ein großes Wort ...
Ein herzliches Danke dafür!

Liebe Grüße euch beiden

Herby

Cara

Beitragvon Cara » 19.06.2006, 14:46

Hallo Herby,

dieses kurze Gedicht wirkt auf mich wie eine Peitsche, es zieht stark und direkt meine Aufmerksamkeit auf sich (ohne viele Worte). Das gefällt mir sehr!!!

Natürlich fragt man sich als Leser: Was ist das für ein Mensch, der das hasst, was ihn kennt.....und der das liebt, dem er selber fremd ist. Es klingt nach einem Spalt.....eine Aussage, die sehr drastisch herausschnellt.......Toll gelungen!!!!!!

Liebe Grüße
Cara

Gast

Beitragvon Gast » 19.06.2006, 14:55

Hallo Herby,

ich habe dein Kurzgedicht erst heute gelesen.
(War ja unterwegs)
Es ist ein rundum gelungenes Werk, eines von jenen, bei denen sich der Leser fragt, wieso hat das noch niemand so gesagt?
Und genau da liegt dein Kunststück.
Wenige schlichte Worte aber gekonnt "arrangiert".
Ja, und dafür braucht man eben Zeit, ganz klar, das schreibt sich weder von allein noch von jetzt auf gleich. §blumen§
Liebe Grüße
Gerda

steyk

Beitragvon steyk » 20.06.2006, 07:27

Hallo Herby,

ich habe gestern Gerda gefragt, ob es überhaupt Texte hier im Salon gibt, die von ihr ungeschoren bleiben. Sie wies mich auf deinen Text hier hin.
Zu Recht !

Liebe Grüße
Stefan

Gast

Beitragvon Gast » 20.06.2006, 08:35

Ein zauberhaftes Smily für den Verfasser des Gedichts und den Kommentator

Bild

Ich wünsch euch viele Gedichte an denen nichts zu mäkeln ist.
Bild

Gerda

Herby

Beitragvon Herby » 20.06.2006, 12:10

Hallo Stefan, hallo Gerda,

ich habe mit einigem Schmunzeln eure Antworten gelesen und danke euch herzlich!

LG Herby

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 20.06.2006, 18:01

Lieber Herby,

schau mal, ich habe einen kleinen Satz aus einem meiner Texte gefunden, an den ich sofort denken musste, als ich dein Gedicht las:


Aber der Tag ist doch das, was mir geblieben ist. Sie hat ihn mir gegeben, indem sie mir die Nacht gezeigt und sie mir dann nicht erlaubt hat. Weil sie sie mir abgesprochen hat.


Es ist ganz ähnlich....nur mit anderen Gläsern vor den Augen :grin:

Liebe Grüße, Lisa,
die sich in deinen Zeilen sehr wiedergefunden hat
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


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