maskenworte

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.02.2010, 18:05


Endfassung:

maskenworte

damals sagte ich
papa und meinte
vater

damals sagte ich
mutti und meinte
mama

heute sage ich mamita
und meine
mutter



2. Fassung

maskenworte

damals
sagte ich papa
und meinte vater
sagte ich mutti
und meinte mama

heute
sage ich mamita
und meine mutter





1. Fassung

maskenworte

papa sagte ich
und meinte vater
mutti sagte ich
und meinte mama

damals

mamita sage ich
und meine mutter

heute




Titel von sprechende maskennamen geändert auf maskenworte


02/2010

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.02.2010, 18:37

Hallo aram,
aram hat geschrieben:sagte ich mutti
und meinte mama

- was ist der unterschied?

noel hat den Unterschied gut erklärt. Genauso verstehe ich es auch:
noel hat geschrieben:an mama steckt viel mehr kind, viel mehr brauchen

vor allem das "brauchen". Im "meinte mama" steckt ein Bedürfnis des LIs drin, das es damals hatte.

Saludos
Mucki

aram
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Beitragvon aram » 15.02.2010, 19:36

mucki, danke für die erläuterung. ich kann sie verstehen. zugleich denke ich, dass dies ins ideosynkratische geht; es hängt von der sprachlichen sozialisation ab. bei mir war es z.b nicht so*, daher tragen die begriffe mama - mutti diesen unterschied für mich, nach meiner eigenen kindheitserfahrung, nicht in sich.

liebe abendgrüße



*es gab für mich nur 'mutti', und das beinhaltete alles - 'mama' fand ich doof und viel weniger 'herzlich'.
(das bestätigt wohl im grunde deine unterscheidung, andererseits. trotzdem habe ich zu 'mama' keinen bezug)

- ein alternativer setzungsvorschlag:


damals sagte ich
papa und meinte
vater

sagte ich
mutti und meinte
mama

heute sage ich mamita
und
meine mutter



Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.02.2010, 19:53

Hallo aram,
aram hat geschrieben:zugleich denke ich, dass dies ins ideosynkratische geht; es hängt von der sprachlichen sozialisation ab.

klar, da stimme ich dir völlig zu. "Vater" und "Mutter" sind für mich z.B. die distanziertesten Formen der Anrede.
"Mutti" ist für mich völlig neutral. "Mama" hingegen total kindlich und herzlich und drückt ein Anhänglichkeitsgefühl- und bedürfnis aus.
aram hat geschrieben:- ein alternativer setzungsvorschlag:

damals sagte ich
papa und meinte
vater

sagte ich
mutti und meinte
mama

heute sage ich mamita
und
meine mutter

Finde ich nicht schlecht. Dann würde ich aber konsequenter setzen, so:

damals sagte ich
papa und meinte
vater

damals sagte ich
mutti und meinte
mama

heute sage ich mamita
und meine
mutter

Also zwei Mal "damals" und das letzte "meine" auch in die Vorzeile. So würde auch das von Nicole angesprochene doppelt interpretierbare "meine" etwas abgeschwächt.

Saludos
Mucki

edit// das ist für mich die beste Form, werde sie oben als Endfassung einsetzen

Max

Beitragvon Max » 14.03.2010, 20:06

Liebe Mucki,

ein Text, der mir erst jetzt vor die Nase kommt und der mir in der Feinheit, wie er die Anreden der Eltern distanziert, gefällt. Ich weiß, der Text ist für Dich abgeschlossen, aber vielleicht wäre es zu einem früheren zeiptunkt möglich gewesen, den Text auf der Mutter (oder dem Vater zu deklinieren). Es wäre vielleicht weniger authentisch, aber vielleicht sprachlich reiner gewesen.

Liebe Grüße
Max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.03.2010, 23:18

Hi Max,
Max hat geschrieben:aber vielleicht wäre es zu einem früheren zeiptunkt möglich gewesen, den Text auf der Mutter (oder dem Vater zu deklinieren). Es wäre vielleicht weniger authentisch, aber vielleicht sprachlich reiner gewesen.

du meinst, nur ein Elternteil zu nehmen, oder verstehe ich dich da falsch?
Dass der Vater nicht mehr auftaucht, hat ja einen Grund, ist bewusst so von mir ausgelassen. Er ist für das Ich verschwunden, existiert nicht mehr (warum sagt der Text natürlich nicht).

Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 14.03.2010, 23:23

Liebe Mucki,

Das finde ich ungemein berührend, zwischen den Zeilen steckt eine große Geschichte, die von der Eltern-Kind Beziehung erzählt. Hervorragend! Die letzte Version ist die Beste.

Liebe Grüße
ELsie
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.03.2010, 23:26

Danke dir, liebe Elsie,

ja, die letzte Version ist es auch für mich. Deshalb steht da Endfassung drüber.

Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 15.03.2010, 07:06

Hi Mucki,

ja genau, das meinte ich. Es ist mir schon klar, dass es von einer Geschichte her begründet, warum Du so schreibst, nur kann der Text eben inhaltlich nicht die Begrünundg liefern - darum dachte ich, dass es vielleicht befriedigender wäre, solche Fragen gar nicht erst zu wecken.

Liebe Grüße
Max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.03.2010, 12:05

Hi Max,

ich finde es aber interessanter, wenn es a) dem Leser auffällt, b) er sich die Frage stellt und darauf keine Antwort findet und c) sich dann selbst seinen Teil dazu denken kann. ;-)

Saludos
Mucki

keinsilbig

Beitragvon keinsilbig » 15.03.2010, 12:26

hallo, gabriella,


dein text gefällt mir außerordentlich gut!!!

in seiner angenehmen schlichtheit und kürze und dem nicht explizit zwischen den sehr wenigen und auch "kind-gemäßen" (im sinne des immer-kind-seins, das man nun mal ist, weil man eltern hat) zeilen transportiert er eine - was den präzisen verlauf angeht - herrlich für den leser-spielraum offen gelassene (und ganze, große) geschichte eines prozesses von ablösung und danach erst möglicher liebevoller neupositionierung im gefüge kind-eltern, wie es direkter und "herzlicher", auch "ehrlicher" kaum noch möglich ist.


das hab ich sehr gern gelesen und genossen. danke.


gruß,

keinsilbig

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.03.2010, 12:45

Danke dir für dein Einlassen, keinsilbig,

ja, es ist mir hier wichtig, sehr viel in den wenigen Zeilen auszudrücken. Eine ganze Geschichte sozusagen, genau und eben diesen Spielraum zu lassen. Schön, dass du es auch so liest.

Saludos
Gabriella


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