und jetzt

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Iris

Beitragvon Iris » 08.06.2006, 13:19

schließ
die augen

küß
meine stirn

streichle
das haar -

ist alles
wahr?
Zuletzt geändert von Iris am 15.06.2006, 14:44, insgesamt 2-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 13.06.2006, 14:33

Liebe iris,

die Zweifel der Liebenden...
ein weites Feld, das Hinterfragen oder auch nur das Fragen nach Realität oder Traum...
"Kneif mich, damit ich weiß, dass ich nicht träume"...
Als Gedicht sind mir deine Verse schlicht zu wenig.
Mir fehlt es an Tiefe.
Es ist ein vordergründig subjektiber Gedankenblitz, den jeder kennt, deshalb hallt auch nichts nach.
Man liest und sagt: Ja, ja oder aha, oder auch ja ging mir auch schon so.

Die Einzigartigkeit, die in einem solchen Gedanken und Lebensmoment innewohnt herausstellen, das wäre eine Aufagbe. Zugegeben keine leichte.

Vielleicht findest du ein konkretes Bild an dem du die Zweifel festmachen kannst, etwas ganz Spezielles?

Liebe Grüße
Gerda

aram
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Beitragvon aram » 14.06.2006, 00:38

liebe iris,

komme gerade erstmals hier vorbei,
dein gedicht steht sofort für sich.

ich kann es wie aus der "vogelperspektive" lesen - alles auf einmal, alles klar.*

ein wort hat mich irritiert: "auch" - (*das lese ich gar nicht mit)
gesamtrhythmus, zeilenrhythmus, aussagekraft und bedeutungsinhalt gewännen für mich deutlich, hieße die letzte strophe

ist alles
wahr?

nachtgrüße,
aram

Iris

Beitragvon Iris » 15.06.2006, 14:42

Liebe Gerda,

dieses sehr einfache, fast naive Gedicht, völlig entintellektualisiert habe ich geschrieben, nicht weil es bekannt und alt ist, was darin steht, ;)sondern als Erinnerung an etwas, was viele Menschen über ein halbes Leben nicht kennen, geliebt werden, ursprünglicher kleiner alltäglicher Zauber, diese Erinnerung an etwas, was für andere abgenutzt und nicht der Rede wert ist, möchte ich gern erhalten damit, mit dem Gedanken an all jene, die viel Liebe geben und nicht geliebt werden, und der Hoffnung, sie verlieren die Kraft zur ürsprünglichen Liebe nicht, auch wenn sie nicht bekommen, was sie "verdient" hätten, was man ja nicht verdienen, sondern ein jeder geschenkt bekommen sollte ...

Es geht nicht um Zeifel, sondern um Berührung durch ganz einfache ja alltägliche Worte.

Lieber Aram , danke für Deinen Hinweis, das auch wird gestrichen.

Liebe Grüße Iris

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 17.06.2006, 09:59

Liebe iris,

sondern als Erinnerung an etwas, was viele Menschen über ein halbes Leben nicht kennen, geliebt werden, ursprünglicher kleiner alltäglicher Zauber, diese Erinnerung an etwas, was für andere abgenutzt und nicht der Rede wert ist, möchte ich gern erhalten damit, mit dem Gedanken an all jene, die viel Liebe geben und nicht geliebt werden, und der Hoffnung, sie verlieren die Kraft zur ürsprünglichen Liebe nicht, auch wenn sie nicht bekommen, was sie "verdient" hätten, was man ja nicht verdienen, sondern ein jeder geschenkt bekommen sollte ...


Ich lese das Gedicht ganz anders. Die plötzlich, am Ende stehende Frage wirkt auf mich wie ein Bruch der vorherigen Realität und fragt für mich, ob alles vorher genannte wahr ist...stellt es also in Frage...was genau soll den die Frage für deine Intention bewirken?

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Iris

Beitragvon Iris » 17.06.2006, 12:25

Liebe Lisa,

Es ist keine Frage auf der Verstandesebene, also keine rationale, intellektuelle oder wie auch immer, es ist eine mehr emotionale Frage, staunendes Fragen oder fragendes Staunen ...

emotional ungläubig.

Gerda hat ungefähr recht, es ist nur ein kleiner Lichtblick, kein Blitz, doch es gibt Menschen, die es verstehen, wenn alles Dunkel ist ...

und sie vergessen hatten schon, daß es das ja gibt, noch geben muß, vielleicht nicht jetzt ...

Für manche ist es wichtig und für manche nicht, jenen ging es auch schon so und es ist für sie so nichts besonderes.

nimm dein messer
beschreibt ungefähr, was ich meine ...

ich habe es rausgekramt, weil es hier tanto gab ;)

Liebe Grüße Iris
Zuletzt geändert von Iris am 18.06.2006, 21:42, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon Lisa » 18.06.2006, 10:52

Liebe iris,

ich habe es rausgekramt, weil es hier tanto gab ;)


:grin:

Wenn du das, was du beschreibst mit deinem Gedicht transportieren möchtest, würde ich noch eine Antwort auf die Frage geben...in etwa...

es ist
zumindest
möglich

oder :
es ist
möglich

Vielleicht bin ich aber auch nur unfähig, diese Frage als Bestätigung dafür zu lesen, dass es wahr ist und anderen geht das anders.

Liebe Grüße,
Lisa
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Iris

Beitragvon Iris » 18.06.2006, 11:31

Liebe Lisa, jezt gibts kleine Mißverständnisse,

also ich versteh jetzt glaub ich nicht mehr richtig: Für mich ist es so:

also ich habe das Gedicht mit dem Messer, nicht dieses hier rausgekramt, weil ich Tanto gelesen hatte, und erst wenn das Messer oder auch Schwert nicht mehr an meinem Herzen ansetzt, es von ihm genommen ist, dann ist dieses Gedicht "und jetzt" sozusagen möglich für mich, (ob es für andere gilt, darf und möchte ich mir nicht anmaßen zu beurteilen und festzulegen, es bleibt ihnen überlassen, es herauszufinden), was ich zuerst in die Kritik gesetzt habe, aber in meinen Gedichten dem Gedicht für den Messerkämpfer (bei mir ein Mann, doch du Frau, ist im Prinzip egal, denn Liebe und Berührung ist zwischen allen Menschen möglich unabhängig ihrer sex. Neigungen) folgt.

(Es ist tatsächlich für einen Mann mit Messerkampfausbildung geschrieben.
"Und jetzt" erfolgte leider oder Gott sei Dank nicht. Ich weiß es nicht.

Mein Herz fragt nach so etwas, ist herzklug oder herzdumm, je nachdem wie der Verstand es sieht, interessant jedenfalls diese Problematik. Ich möchte nicht, das es das verlernt, auch wenn es keine Antwort gibt. Oder man auf die Antwort verzichtet zugunsten des unsagbaren und unerklärlichen ja, was man zwar sagen könnte und was den kleinen Lichtblick oder großen Moment je nachdem, wie man es für sich wertet, was es einem bedeutet, banalisieren würde.)

An der Stelle kann ich das, was Gerda als Aufgabe sieht, nicht als Aufgabe annehmen, da da für mich die Aufgabe steht auf meinem Weg, das Schreiben aufzugeben, "aufgeben" zu können zu gunsten des Unsagbaren, zu Lebenden.

Und endlich mal wieder den Mund zu halten, ihn halten zu dürfen auch solch Momente nicht mehr weiter in Worte fassen, noch extra "herausstellen", "herauskehren" müssen. So ist es für mich, für andere kann anderes richtig sein.

Es darf äußerlich für viele unerkannt bleiben, (nicht: unerkennbar)
es darf tief innen sein.

Liebe Grüße Iris
Zuletzt geändert von Iris am 18.06.2006, 21:45, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon Lisa » 18.06.2006, 12:07

Liebe iris,
entschuldige, dass mit dem Messer-Bezug habe ich völlig falsch gelesen, ich dachte, es ginge um diesen Text hier. Ich schaue mir gleich noch mal den Text an!

Dass du Gerdas Aufgabe nicht annehmen kannst und willst, kann ich nach deinen Erläuterungen verstehen! Gerda hat – wie ich auch – die Wendung deines Textes völlig anders gelesen, nämlich nicht als positiv gemeinten Schluss, sondern als Zweifel.

Ich tat dies auch, aber habe verstanden, dass dies nicht deine Absicht ist. Du möchtest doch die letzten Zeilen als etwas hoffnungsvolles verstehen? Oder das ganze Gedicht? Das von etwas erzählt, dass so schön ist, dass man sich fragt, ob es denn auch wahr ist (und es ist wahr).

Mein Vorschlag war nun nicht, den Inhalt zu ändern, sondern vielleicht an der Form des Endes so zuarbeiten, dass es klarer wird, dass es nicht um Zweifeln geht.

Oder habe ich das total missverstanden und verwirre gerade nur?
Oder sollte dein letzter Kommentar heißen, dass du nichts ändern möchtest?

Entschuldige, dass ich so ein Brett vor dem Kopf habe! Liebe Grüße,

Lisa
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Iris

Beitragvon Iris » 18.06.2006, 12:43

Das weiß ich noch nicht, liebe Lisa, ich habe darüber auch schon nachgedacht. Und auch schon eine Idee:

Ich könnte schreiben:

Es ist wahr.

Im Manuskript folgen diese beiden Gedichte aufeinander.

Völlig losgelöst voneinander verliert das zweite an Aussagekraft.


Man sollte an der Liebe nicht zweifeln, denke ich, deshalb führt ein, wenn auch ungläubiges Fragen, tatsächlich zu Mißverständnissen, was mir in diesem Falle, nicht behagt.

Nun ist immer die Frage, laß ich es dabei, daß man es mißvertsehen kann oder anders gesehen, die Interpretation offen bleibt, mißverstehen kann man fast alles, selbst oft noch, wenn es noch so präzise und eineindeutig unmißverständlich ausgedrückt wird, denn Experten gibts allemal immer ;)

und damit hat nur Zugang, wer ...

oder schreibe ich es unmißverständlicher und den Kreis der möglichen Interpretationen einengend,

das kläre ich noch.

Danke Dir bis dahin für die Auseinandersetzung mit diesem kleinen Gedicht.


Liebe Grüße Iris

aram
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Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 18.06.2006, 13:14

hallo ihr lieben,

iris' gedicht lässt mehrere lesarten zu, das ist in meinen augen kein nachteil.

ganz ungebrochen - naiv - glücklich lässt es sich dabei nicht lesen, dagenen sprechen titel und frage, die ja auf etwas 'anderes' bezug nehmen.

für mich ist es ein sehr gutes gedicht.
ich will es jetzt nicht zu sehr analysieren=zerlegen, um das zu begründen; ich sehe sanfte kippmomente, feine balancen, die genau diese mehrfachlesbarkeit erzeugen - als leser kann ich dies entweder simultan wahrnehmen - das meinte ich mit vogelperspektive - oder ich entscheide mich aufgrund meiner persönlichen neigung oder prägung für eine engere lesart.

ich finde, so ist das nicht nur in der literatur, sondern auch im leben - eine menschliche grundsituation: wie sehr braucht man bestimmtes, um glücklich zu sein, wie sehr kann man sich auch im unbestimmten sicher fühlen - da diese frage im thema des gedichtes gleichermaßen mitschwingt wie in seiner form/ lesbarkeit, gefällt es mir so.

iris, bist du mit den verschiedenen lesarten einverstanden, kannst du dein werk so schon 'gehen lassen', oder willst du es noch für dich behalten, hängt noch etwas dran, das du (da auch anders verstehbar) 'der welt nicht ausliefern' willst?

sonntagsgrüße
aram

ps. ich hatte deinen letzten beitrag noch nicht gelesen, als ich das schrieb

Iris

Beitragvon Iris » 18.06.2006, 18:27

Hallo aram,

Danke für Deine Gedanken, ich finde das aus der Vogelperspektive wirklich eine interessante hilfreiche Sicht, die überhaupt nicht vom hohen Sockel oder irgend einer hohen Etage kommt, da ist Dir gelungen, mir etwas von oben zu schenken ...
Ich steh gern mit beiden Beinen hier unten und seh Deine Kommentare aus der Froschperspektive und wink Dir mal zu!


Zum Gedicht möchte ich jetzt nicht mehr sprechen. Muß sich erstmal setzen.

Liebe Grüße Iris

:smile:


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