wolfsnacht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
pandora

Beitragvon pandora » 10.06.2006, 22:27

gone
Zuletzt geändert von pandora am 15.03.2008, 15:30, insgesamt 1-mal geändert.

Wannendicht

Beitragvon Wannendicht » 11.06.2006, 20:20

Werwolfhaft schön :wav:
Ein echter Hingucker für die Fans der kuscheligen Bestien
Die dritte Strophe ist besonders gelungen finde ich...
Das Bild vervollständigt sich hervorragend in der vierten Strophe:
Der Zweifel als Werwolf...

Interessant interessant... :mrgreen:

aram
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Beitragvon aram » 13.06.2006, 05:28

liebe pandora,

ich schließe mich wannendicht an.
sieht aus wie ein gut komponiertes gedicht
mit eingängiger bildsprache:
zweifel als wölfe, die sehnsucht umhertreiben und fetzen aus träumen reißen.

trotzdem mußte ich mich jetzt überwinden, um etwas dazu zu schreiben, (kam auch schon öfter hier vorbei) und frage mich, woran das liegt.

irgendwas stimmt nicht. ich glaube, die bilder sind nicht durchgängig.

letzte strophe: das passt nicht auf wölfe. es würde auf wehrwölfe passen. aber wehrwölfe können es nicht sein -sie würden sich am morgen in männer verwandeln-, das ist nur schaurig und psychologisch sinnlos. sie schwingen über strophe 5 aber mit. vielleicht weicht man dem gedicht deshalb aus?

strophe 2 - die wölfe verfolgen die angst. eine strophe weiter ist es plötzlich die sehnsucht. wie das? über die angst wird nichts mehr gesagt, was ist mit ihr passiert? es erschließt sich nicht. angst und sehnsucht werden als beute gleich gestellt, das gibt keinen sinn - die angst müßte fährte sein, nicht beute.
die wölfe sind drei strophen lang schatten, in 4 zweifel, in 5 bestien.
das empfinde ich eigentlich als abschwächung - kann es nicht erklären. es gibt keine anhaltspunkte für die verwandlungen, und während schatten und zweifel innerpsychisch sinn machen, sind "bestien", für das unbewusste harmlos - es versteht diese sprache gar nicht.

während also äußerlich bei diesem gedicht alles in ordnung und sprachlich sehr schön komponiert ist, ist die begriffliche integration nicht gelungen - es sind nur bruchstücke, der zusammenhang ist scheinbar/ vordergründig, es entseht keine kraft, nur grusel - der ist aber schwach und wird mit viel zu großtuerischen worten (zähnefletschend, geifernd) konstruiert,
viel lärm um nichts.

ich habe das jetzt so in einem fluss runtergeschrieben ("runterempfunden" sozusagen) und eher übertrieben, nur um es festmachen zu können - ok?

liebe grüße,
aram

aram
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Beitragvon aram » 13.06.2006, 05:55

p.s.
ok, "fährten der angst" kann man auch anders lesen - mußte mich aber dazu mental zwingen, als ich wieder von außen draufsah - warum nicht fährten aus angst? angstfährten?
aram

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 13.06.2006, 09:34

Nur kurz für alle Kommentatoren: pandora hat sich für eine Woche in den urlaub verabschiedet. Solange müsst ihr also auf Kommentare warten :grin:

Liebe Grüße,
Lisa

steyk

Beitragvon steyk » 13.06.2006, 15:21

Liebe pandora,

ich bin ja ein heimlicher Liebhaber von schwarzen Gedichten und lese u.a. auch die nie altmodisch werdenden Texte von E.A.Poe immer wieder sehr gerne.
Dein Gedicht hat mir sehr viel Freude bereitet. :grin: :grin: :grin:

Gruß
Stefan

pandora

Beitragvon pandora » 15.06.2006, 19:03

hallo, ihr alle und danke für`s kommentieren.

@aram: dir danke ich insbesondere für die ausführliche beschäftigung mit dem text. es ist dies ein gedicht, das ich vor längerer zeit schrieb und neulich hervorkramte. beim lesen hatte ich für ein paar sekundenbruchteile genau dieses gefühl, das du beschreibst. mir schien, die bilder in sich seien nicht stimmig. meiner meinung nach erfolgt der bruch in der vorletzten strophe: die "schmutzigen zweifel" müssen an der stelle weg, sonst ergeben sich unstimmige bezüge.
was die von dir kritisierten "großtuerischen" worte anbelangt, so kan nic hdir nicht zustimmen. ich finde, dass "witterung aufnehmen", "zähne fletschen" und "reißen" nun mal zu raubtieren gehört.
zur schlussstrophe: ist es nicht so, dass die grauen gefühle/zweifel/fragen
nachts kommen und am morgen bei sonnenschein vieles anders ausieht?

lg

p.


geänderte variante:

graue schatten
heulen hinaus
in den abend:

sie nehmen
witterung auf,
heften sich
an die fährten
der angst.

zähnefletschend
und geifernd
treiben sie
sehnsucht umher,
reißen fetzen
aus träumen.

wenn es dämmert
gehen die bestien
dem morgen
in die falle.

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Beitragvon Lisa » 15.06.2006, 21:39

Hallo,
ich weiß ja nicht, aber bis auf die Stimmung, mit der das Gedicht spielt, lese ich dieses Gedicht NICHT als Horrorgedicht oder ähnliches...für mich beschreibt es einen inneren Vorgang...wie (Wach-)träume...auch wieder ein wenig mit psychologischer Komponente wie das monokeros...es geht für mich also nicht in erster Linie in dem Gedicht darum, zu unterhalten.

Formal könnte ich mir die letzte Strophe auch mit einem "und" vorstellen:

Und wenn es dämmert
gehen die bestien
dem morgen
in die falle
.

Den eigentlich wird das zuvorige Geschehen abrupt auf den Kopf gestellt und herumgesdreht, oder?

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

aram
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Beitragvon aram » 16.06.2006, 05:57

hallo pandora,
(danke, dass du meinen etwas rüden kommentar positiv aufgenommen hast -)

ja, ohne den 'zwischenschnitt' auf "schmutzige zweifel" finde ich es jetzt viel klarer, ruhiger und durchgängiger.

du sagst:
zur schlussstrophe: ist es nicht so, dass die grauen gefühle/zweifel/fragen
nachts kommen und am morgen bei sonnenschein vieles anders ausieht?

ja natürlich, nur das bild der wölfe entspricht dem nicht -

beim titel "wolfsnacht" und erster strophe "graue schatten / heulen hinaus / in den abend:"
drängt sich die gleichsetzung von heulenden schatten mit wölfen doch sehr auf - ich kann das jedenfalls nicht vermeiden beim lesen.
doch was sollte es bedeuten, dass wölfe dem morgen in die falle gehen? gehen denn wölfe am morgen nach ihrem nächtlichen treiben in irgendwelche fallen? - ich finde nach wie vor, das das bild hier auseinanderfällt.

nochmal zu
heften sich
an die fährten
der angst.

auch hier kann ich 'freiwillig' nur so lesen, dass die angst fährten hinterlässt, und kaum so,
dass die fährten aus angst bestehen -
psychologisch ist angst aber auslöser /verstärker /begleitumstand (fährte) , nicht objekt (beute) des getrieben seins - es interessiert mich, wie du das siehst -?

liebe grüße, aram

rockandrollhexe

Beitragvon rockandrollhexe » 16.06.2006, 10:58

Liebe Pandora,
habe dein Gedicht sehr gern (mit einem kleinen Schauer auf dem Rücken) gelesen. Die Urfassung gefällt mir persönlich besser. Aber das ist wie immer in der Kunst Geschmacksache.
Liebe Grüsse aus dem Urlaub in den Urlaub :grin:
rockandrollhexe


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