lebensblätter
tag für tag für tag
ein neues alphabet
lieben allein entziffert
die zeit blättert den abend
ins freie schreib ich
mein immer schon
gewesenes wort
unter dem
sichelnden mond
fällt was gestern blühte
morgen dem unersättlichen zu
auch wir
reifen ins sterben
unverlierbar sind nur
die toten: sie bleiben
beständig uns treu
die blaueste aller blumen
blüht auf den höhen
dem fallen fremd
ihr lied ist mir
das schönste
bitterste
wozu denn klagen
sich selbst beweinen
wächst zwischen uns doch
der abgrund
immer dem himmel zu
zeitnester
mit glitzernden fäden
in stimmen gewebt
für den kolibri
wir ließen ihn frei
über den lidern blieb
ein schimmern
abglanz des ersten
des letzten tages
mit freundlicher Genehmigung von carl - Danke!
ursprünglicher Text:
totenbuch von carl
lebensblätter
Hallo Leonie,
ich habe mir das nun von allen Seiten angeschaut, es auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt und versucht es in meinen Neuronen zu spiegeln, .-) um herauszufinden, warum das Zusammenspiel für mich so noch nicht richtig funktioniert. Denn beide Texte für sich genommen finde ich sehr interessant und kann darin für mich auch wunderschöne und nachdenklichmachende Wendungen finden.
(carls Text hatte ich mir auch selbst schon angeschaut und es ist daraus etwas völlig anderes geworden, vielleicht irritiert mich das auch, weil ich das mithöre.)
Ich habe den Eindruck, in dieser Zusammenstellung, bzw. Setzung nehmen sich eure Teile gegenseitig etwas weg, anstatt etwas darüber hinaus sagen zu können. Ich bin noch auf der Suche, an was das liegt, vielleicht sind sie sich zu ähnlich, obwohl der Titel eher eine Gegenüberstellung wäre? Vielleicht greift dein Text auch zu sehr carls Worte auf, bleibt zu nah dran, um es dann so direkt ineinander lesen zu können? Würden sie nicht leichter wirken und auch freier miteinander, wenn sie jeder für sich stünden und man dann erst im Nachdenken oder Nachlesen die Verbindungen und Erweiterungen, Feinheiten entdecken würde?
Was faszinierend ist, dass man eure Zeilen auch miteinander kombinieren kann, (mit minimalen Änderungen) und dann etwas ganz Neues, Eigenes entsteht, mit ganz neuen Bezügen. (Hast du das schon mal versucht? War das so gedacht?)
hier sind immer nur wenige - tag für tag für tag –
blätter eingeheftet. ein neues alphabet
keine eile, mein leser! lieben allein entziffert
führe deine täglichen geschäfte. die zeit blättert den abend
es bleiben genug seiten für mein immer schon
für dich. gewesenes wort
Insgesamt vermisse ich wohl Antworten, oder Widerworte, es entsteht nicht wirklich ein Dialog, es ist doch mehr ein Fortführen des Pinselstriches? Gerade wenn ich die Zeilen zusammensetze, merke ich, dass ich eigentlich nur eine Stimme höre, obwohl ich zwei erwarte ... vielleicht auch die falsche Erwartungshaltung? Das ist spannend.
Was mir konkret auffiel, ist, dass die „blaue Blume“ in ihrem eigenen, bekannten Kontext zum „blauen Herbst“ abfällt, ebenso geht es mir mit dem „Kolibri“ im Vergleich zum „grauen Delphin“.
Ich glaube, dass vor allem der „graue Delphin“ so stark ist, dass ich mir momentan kein ähnlich arbeitendes Gegenbild dazu vorstellen kann, das neben ihm bestehen könnte.
Soweit mal mein erster Eindruck, ich schau hier sicher noch öfter rein und bin gespannt, was sich noch in den Kommentaren zeigen wird.
liebe Grüße
Flora
ich habe mir das nun von allen Seiten angeschaut, es auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt und versucht es in meinen Neuronen zu spiegeln, .-) um herauszufinden, warum das Zusammenspiel für mich so noch nicht richtig funktioniert. Denn beide Texte für sich genommen finde ich sehr interessant und kann darin für mich auch wunderschöne und nachdenklichmachende Wendungen finden.
(carls Text hatte ich mir auch selbst schon angeschaut und es ist daraus etwas völlig anderes geworden, vielleicht irritiert mich das auch, weil ich das mithöre.)
Ich habe den Eindruck, in dieser Zusammenstellung, bzw. Setzung nehmen sich eure Teile gegenseitig etwas weg, anstatt etwas darüber hinaus sagen zu können. Ich bin noch auf der Suche, an was das liegt, vielleicht sind sie sich zu ähnlich, obwohl der Titel eher eine Gegenüberstellung wäre? Vielleicht greift dein Text auch zu sehr carls Worte auf, bleibt zu nah dran, um es dann so direkt ineinander lesen zu können? Würden sie nicht leichter wirken und auch freier miteinander, wenn sie jeder für sich stünden und man dann erst im Nachdenken oder Nachlesen die Verbindungen und Erweiterungen, Feinheiten entdecken würde?
Was faszinierend ist, dass man eure Zeilen auch miteinander kombinieren kann, (mit minimalen Änderungen) und dann etwas ganz Neues, Eigenes entsteht, mit ganz neuen Bezügen. (Hast du das schon mal versucht? War das so gedacht?)
hier sind immer nur wenige - tag für tag für tag –
blätter eingeheftet. ein neues alphabet
keine eile, mein leser! lieben allein entziffert
führe deine täglichen geschäfte. die zeit blättert den abend
es bleiben genug seiten für mein immer schon
für dich. gewesenes wort
Insgesamt vermisse ich wohl Antworten, oder Widerworte, es entsteht nicht wirklich ein Dialog, es ist doch mehr ein Fortführen des Pinselstriches? Gerade wenn ich die Zeilen zusammensetze, merke ich, dass ich eigentlich nur eine Stimme höre, obwohl ich zwei erwarte ... vielleicht auch die falsche Erwartungshaltung? Das ist spannend.
Was mir konkret auffiel, ist, dass die „blaue Blume“ in ihrem eigenen, bekannten Kontext zum „blauen Herbst“ abfällt, ebenso geht es mir mit dem „Kolibri“ im Vergleich zum „grauen Delphin“.
Ich glaube, dass vor allem der „graue Delphin“ so stark ist, dass ich mir momentan kein ähnlich arbeitendes Gegenbild dazu vorstellen kann, das neben ihm bestehen könnte.
Soweit mal mein erster Eindruck, ich schau hier sicher noch öfter rein und bin gespannt, was sich noch in den Kommentaren zeigen wird.
liebe Grüße
Flora
Liebe flora,
Du sprichst etwas an, worüber ich mir auch schon Gedanken gemacht habe. Deshalb habe ich jetzt mal den Text als eigenen eingestellt.
Es geht um die Nähe. Dieser Text von carl fasziniert mich seit ich ihn kenne. Deshalb war die Idee, fließen zu lassen, was zu den einzelnen Teilen in Fließen kommt. Das bleibt aber doch recht nah dran.
Und natürlich tauchen dann einzelne Begriffe auch wieder auf.
Es war ein Versuch, bei dem ich hinterher nicht sicher war, ob er zu vereinnahmend ist. Deshalb habe ich ihn eingestellt, um zu schauen, wie andere es lesen.
Für mich sind allerdings die "blaue blume" und der "kolibri" etwas ganz anderes als der "blaue herbst" und der "graue delphin". Da schadet dann die Nähe vielleicht auch wieder in anderer Richtung.
Deshalb die Veränderung. Mein nächster intertextuelle Versuch wird sich wohl auf einen Text beziehen, bei dem ich mehr Widersprüche empfinde.
Danke Dir!
Liebe Grüße
leonie
Du sprichst etwas an, worüber ich mir auch schon Gedanken gemacht habe. Deshalb habe ich jetzt mal den Text als eigenen eingestellt.
Es geht um die Nähe. Dieser Text von carl fasziniert mich seit ich ihn kenne. Deshalb war die Idee, fließen zu lassen, was zu den einzelnen Teilen in Fließen kommt. Das bleibt aber doch recht nah dran.
Und natürlich tauchen dann einzelne Begriffe auch wieder auf.
Es war ein Versuch, bei dem ich hinterher nicht sicher war, ob er zu vereinnahmend ist. Deshalb habe ich ihn eingestellt, um zu schauen, wie andere es lesen.
Für mich sind allerdings die "blaue blume" und der "kolibri" etwas ganz anderes als der "blaue herbst" und der "graue delphin". Da schadet dann die Nähe vielleicht auch wieder in anderer Richtung.
Deshalb die Veränderung. Mein nächster intertextuelle Versuch wird sich wohl auf einen Text beziehen, bei dem ich mehr Widersprüche empfinde.
Danke Dir!
Liebe Grüße
leonie
Liebe leonie,
erst heute habe ich deine Zeilen verinnerlicht, höre die Melodie deiner Sprache. Ich finde sie einfach wunderbar. Du solltest dein Gedicht ganz für sich allein einstellen, ohne Bezug zu Carls Text, damit dein Gedicht für sich allein singen kann.
Das hier sind für mich Perlen:
wobei ich hier den Teil "sich selbst beweinen" rausnehmen würde, da m.E. in der vorherigen Zeile schon enthalten
hier würde ich "des letzten tages" schreiben
Ach, das ist so schön, große Poesie, so zart, so weich, so versöhnlich. *schwärm*
Anerkennende Grüße
Mucki
erst heute habe ich deine Zeilen verinnerlicht, höre die Melodie deiner Sprache. Ich finde sie einfach wunderbar. Du solltest dein Gedicht ganz für sich allein einstellen, ohne Bezug zu Carls Text, damit dein Gedicht für sich allein singen kann.
Das hier sind für mich Perlen:
lieben allein entziffert
die zeit blättert den abend
ins freie
unter dem
sichelnden mond
fällt was gestern blühte
morgen dem unersättlichen zu
auch wir
reifen ins sterben
die blaueste aller blumen
blüht auf den höhen
dem fallen fremd
ihr lied ist mir
das schönste
bitterste
wozu denn klagen
sich selbst beweinen
wächst zwischen uns doch
der abgrund
immer dem himmel zu
wobei ich hier den Teil "sich selbst beweinen" rausnehmen würde, da m.E. in der vorherigen Zeile schon enthalten
abglanz des ersten
des letzten tags
hier würde ich "des letzten tages" schreiben
Ach, das ist so schön, große Poesie, so zart, so weich, so versöhnlich. *schwärm*
Anerkennende Grüße
Mucki
Liebe Mucki,
danke, ich freue mich sehr, dass Du den Text für Dich entdeckt hast.
Für mich kann er so hier stehen bleiben, denn es war ja carls Text, der diese Schwingungen bewirkt hat, aus denen die Worte entstanden.
Ich denke, das "e" nehme ich hinein.
Bei dem anderen Vorschlag empfinde ich es so, dass diese Zeile "sich selbst beweinen" noch einmal einen anderen Akzent setzt als das "klagen", so ist sie für mich wichtig.
Liebe Grüße an Dich, es bedeutet mir viel, was Du zu dem Text schreibst!
leonie
danke, ich freue mich sehr, dass Du den Text für Dich entdeckt hast.
Für mich kann er so hier stehen bleiben, denn es war ja carls Text, der diese Schwingungen bewirkt hat, aus denen die Worte entstanden.
Ich denke, das "e" nehme ich hinein.
Bei dem anderen Vorschlag empfinde ich es so, dass diese Zeile "sich selbst beweinen" noch einmal einen anderen Akzent setzt als das "klagen", so ist sie für mich wichtig.
Liebe Grüße an Dich, es bedeutet mir viel, was Du zu dem Text schreibst!
leonie
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